Sabbatical? Einfach mal raus! Wie geht das?

Ein Erfahrungsbericht, mit vielen Tipps zum sabbatical

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Von Eva Lissek
1. November 2018

Nun ist es soweit, dieses Jahr nehme ich eine sabbatical. Setze alle Lohn- und Ehrenamtsarbeit auf Eis und genieße die Freiheit. Die Freiheit, mit meinem Partner in den Alpen wandern zu gehen. So 4-5 Monate lang!

Ich möchte die Natur erleben, spüren, morgens vom Vogelgezwitscher aufwachen und von der Sonne in der Nase gekitzelt werden und ins Tal blicken. Aber auch spüren, wie klein ich bin, der Mächtigkeit der Natur, sei es bei Sturm und Regen oder auf unwegsamen Pfaden begegnen.

Alltagshektik und stressige Begegnungen, Gedanken zur Gewinnmaximierung, zurück lassen. Sehen, mit wie wenig ich auskomme. Ungeplante Routen gehen, spontane Begegnungen mit Mensch und Tier haben und möglichst ohne Erwartungen den Tag er-leben.

Die Reaktionen auf das Sabbatical (bei mir 6 Monate) sind verschieden, aber in den meisten Gesprächen kommen immer wieder Sätze wie:

  • das bewunder ich
  • das finde ich klasse
  • das würde ich auch gerne machen
  • wow, klasse
  • ihr seid verrückt!

und darauf folgen dann unzählige „Abers“.

Und ich muss zugeben, dass ich diese kenne.

In der Schulzeit bin ich nie auf einen Austausch gefahren. Die Komfortzone zu Hause war zu groß, ich wollte Nichts verpassen.
Auch ein halbes oder ganzes Jahr im Ausland konnte mich aus dem Grund nicht reizen.

Und dann gab es die, die nach der Schulzeit, nach dem Zivildienst oder während bzw. nach des Studiums ihre Reisen gemacht oder eine Auszeit ähnlich eines sabbaticals genommen haben.

Und ich habe sie immer beneidet, aber auch ich hatte zu viele „Abers“ im Kopf.

Die letzten Jahre steckte ich zu tief in einer Beziehung, als dass ich es geschafft hätte, alleine loszuziehen.

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Und fing an, die Studenten zu beneiden, weil sie einfach „noch nichts haben“.

Verrückt….. mein erarbeiteter Komfort und Luxus hält mich gefangen.

Eigentumswohnung, fester Bekannten- und Freundeskreis, viele einzelne tolle Jobs, Ehrenamt, Lohnarbeit, eigene (Herzens-) Projekte, Pony, Gemüsegarten usw.

Das ist ein Riesen Gipfel gewesen.

Berghütte im Schnee mit Sonnenlicht, Beschreibung des sabbatical s
Das Sabbatical/ Sabbatjahr/gap year ist eine Art längerer Sonderurlaub. Der Begriff stammt aus dem hebräischen: schabat: ‚aufhören‘, ‚ruhen und findet sich auch in der Tora (Bibel) Es ist ein Zeitraum der Teilzeitarbeit oder Auszeit.

Was kann helfen?

Geholfen hat mir mein Partner, der meine Träume teilt. Aber es war auch meine ganz eigene Entscheidung, die ich treffen durfte. (Der Text ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, da meine Gedanken „meine“ sind, aber dennoch ist es ein WIR, was dahinter steht)

Und ich kann nur sagen, es ist gar nicht so schwer. Seitdem ich die Entscheidung für mich getroffen habe, JA ICH MACHE DAS! Und es ganz klar in meinem Kopf ist, seitdem ist der Berg viel kleiner geworden.

Meine Tipps sind:

Nimm dir ein großes (und damit meine ich wirklich groß! Tapete z.B.) Blatt Papier.

Kleine Zettel beschränken deine Gedanken!

Und schreib einfach auf, was dir in den Kopf kommt. Ohne groß darüber nachzudenken, ob das realistisch ist. Das ist an dieser Stelle ausbremsend.

  • Was will ich machen?
  • Was sind meine Ideen und Ziele?
  • Was gibt es vorher noch zu regeln?
  • Was sind meine Bedenken?
  • Welche offenen Fragen sind noch zu klären?

Und dann arbeitest du es langsam ab. Gerade die Dinge, die erledigt werden müssen, solltest du in kleine Päckchen aufteilen. Es ist sehr befreiend, wenn du wieder ein Teil davon abhaken kannst.

Und irgendwie sind auch die Barrieren im Kopf viel größer als oft in der Realität. Glaube daran, dass es funktioniert! Es wird!

Geld/ Sabbatical finanzieren

Über Finanzen wird wenig geschrieben, vielleicht, weil das bei jedem verschieden ist.

Der klassische Weg ist es, eine sabbatical beim Arbeitnehmer zu beantragen. Dann arbeiteste du 6 Monate für 1/2 Gehalt und bekommst in dem sabbatical ebenfalls 1/2 Gehalt. Der Vorteil besteht darin, dass du weiter krankenversichert bist und bei Rückkehr wieder an deinen Arbeitsplatz kannst. Aber es geht auch „unklassisch“, davon vielleicht im nächsten Text mehr.

Generell kann ich nur sagen, dass es sehr hilfreich ist, wenn du dein Leben schon die Monate und Jahre davor in eine Richtung verschiebst, die mit wenig Konsum zu tun hat. Sei es nun Minimalismus oder andere Konzepte die dahinter stehen. Dazu gibt es hilfreiche Artikel unter andrem auf diesem Blog, z.B.

Hier kannst du lesen, wie mein Weg in etwa war

Teller mit Wildkräutern und Kartoffeln
spart Geld und ist gesund: frittierte Brennnessel, veganer Kräuterghurt, Ringelblume, Kartoffeln aus eigenem Anbau

Wichtig finde ich, dass es nicht zu einem Verzicht wird, sondern zu einer selbstverständlichen Lebensphilosophie.

Ideal ist es, wenn dein Arbeitgeber sich auf ein sabbatical einlässt. Ansonsten zahlst du einen Beitrag für die gesetzliche Krankenkasse direkt aus eigener Tasche oder schließt eine Auslandskrankenversicherung ab. Wenn es dir überhaupt wichtig ist, krankenversichert zu sein. Mir ist es das, aber ich weiß, dass das Thema Diskussionspotential hat.

Wie geht es danach weiter?

Das ist eine Frage, die mir sehr häufig gestellt wird.

Die Antwort ist: „Das weiß ich nicht.“

Und das muss und möchte ich auch wissen. Eine Reise verändert. Und das ist auch gut so!

„Keiner kommt von einer Reise so zurück, wie er weggefahren ist“ Graham Greene

Und warum jetzt große Pläne schmieden, die dann ggf. sowieso nach dem sabbatical über den Haufen geworfen werden?
Es gibt Ideen. Recht viele sogar. Es gibt auch die ein oder andere berufliche Option und Möglichkeiten zu wohnen. Also pleite und ohne Dach über dem Kopf werden wir nicht enden. Das ist schön und gibt Sicherheit. Aber das ist auch meine innere Überzeugung.

Der Weg wird sich zeigen. Und es gibt eben sehr viele schöne Wege, die wir gehen dürfen.

Lassen wir uns überraschen!

  • Und hey! DAS IST LEBEN! Es macht uns lebendig!
  • lasst Emotionen spielen!
  • spürt euch selbst!
  • Leben braucht Lebendigkeit!
  • „Der Sinn des Lebens, ist Leben!“ (Kasha)
  • Und wir haben nur dieses Leben!

Werde ich das schaffen?

Nun, zugegeben, die Idee, die Alpen von Ost nach West der Länge nach zu überqueren, lässt Zweifel aufkommen. Berechtigte Zweifel!

Aber in erster Linie kann ich sagen: „Das ist mir egal, ob ich das schaffe!“

Ist es natürlich nicht. Ich träume davon, es zu schaffen.

Aber ich weiß es nicht und es ist auch nicht wichtig, das jetzt zu wissen.

Was ich weiß ist, dass ich losgehen werde. Und das ist mein Ziel! Losgehen!

Ich werde ankommen! Wenn nicht in Nizza, dann woanders! Mit dem Ziel gemeinsam etwas zu schaffen!

Ich möchte nicht von Wien nach Nizza gehen, sondern von Wien Richtung Nizza. Und mit diesem Vorhaben bin ich bereits nach dem ersten Schritt erfolgreich! Es gibt auch beim Unterwegs-sein, so viele Wege. Das sabbatical gibt nur die äußeren Bedingungen dafür her.

Auf meiner Brainstorming-Liste stehen noch so viele andere Dinge drauf, dass es locker für die Pläne B bis G reicht!

Was ich aber schaffen werde, ist, mich zu befreien von meinen Alltags-Verpflichtungen und Fesseln im Kopf, die zwar gar nicht verkehrt sind, aber mich eben zu fest gehalten haben bisher.

Warum schreibe ich das hier?

Ich möchte Mut machen! Mut ist sowieso so ein Ding, wo ich locker einen eigenen Artikel zu schreiben könnte.

Sammel deine Ideen, fokussiere dich drauf und dann MACH! Überstürze nichts, aber mach!

Es ist möglich, auch für dich, in deiner ganz eigenen, aktuellen Situation, (vielleicht auch erstmal für eine begrenzte Zeit) auszubrechen!

Mach dich auf die Suche nach deinem Weg und dann geh los!

Weg in herbstlicher Allee

Was ich erleben darf

Nun ist einige Zeit schon vergangen und viele Menschen, haben von unserem Vorhaben gehört. Die Reaktionen sind verschieden und doch gleich.

Zuletzt bekam ich eine Reaktion, von einer ganz lieben Bekannten, die sagte, dass sie auch schon wirklich lange vorhat, eine große, monatelange Reise, vielleicht ein sabbatical, zu machen.

Mein Ziel ist es, zu begeistern, anzustecken und vielleicht den ein oder anderen dazu zu bewegen, seine Träume zu verfolgen. Und damit möchte ich noch nichtmal behaupten, dass es leicht ist. Es ist möglich, aber natürlich braucht es Kraft, Energie und Durchhaltevermögen. Und wenn du denkst, das Schwierigste ist geschafft, dann kommt die nächste Hürde. Aber hey, nur so können wir lernen und wachsen, dich selbst und deinen eventuellen Reisepartner oder deine Reisepartnerin kennenlernen.

Und darum geht es doch. Um Lebendigkeit, nicht um Stillstand. Um Höhen und um Tiefen.

Ich bin dankbar, Unterstützung von 2 lieben Firmen zu erhalten, unter anderem von der Firma foodloose. Neben leckeren Müslisriegeln, die uns Energie für unterwegs bieten, waren 2 kleine Spruch-Karten dabei, die es sofort an meinen Badezimmerspiegel geschafft haben.

Ein Spruch davon passt einfach hervoragend zu diesem Text und meinen Gedanken.

Karte mit Text: Whatever you decide to do, make sure it makes you happy!

Dieser Text ist Anfang 2018 entstanden, hat es aber aus verschiedenen Gründen erst jetzt online geschafft. Da er grundsätzlich zeitlos ist, machts das aber gar nichts.

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Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

2 Gedanken über “Sabbatical? Einfach mal raus! Wie geht das?

  1. Anke Geißler

    Ich hab’s getan!! Komme gerade aus Österreich, wo ich 7 Monate intensiv GELEBT habe – 2 Monate Gemüsebau für die Almküche der http://www.straniger-alm.at und dann 5 Monate Käsen auf der Alm! Wie’s weitergeht? Nächsten Sommer wieder auf den Berg und bis dahin den kritischen Fragen stand halten, meinen Söhnen in der Landwirtschaft helfen, kochen, stricken, lesen, Begegnungen genießen…Wer meehr erfahren möchte, kann mich gerne über fb kontaktieren. Beste Grüße! Anke Geißler

  2. Gabriella Brusadelli

    Super Leute, diese Erfahrung wird euch niemand wegnehmen können. Spielt absolut keine Rolle, ob ihrs schafft, oder ob euer Weg woanders hinführt. Man kann sein Leben nur teilweise planen. Es sollte noch immer Platz für Spontanes geben. Ich selber bin für 13 Monate mit meinem Rucksack durch die Welt und zerre noch heute nach 32 Jahren davon. Nun bin ich ausgewandert und führe ein ländliches Leben mit Tieren, Garten und keinen Lohn. Schaltet den Kopf aus (der steht meistens nur im Weg) und LEBT! Ich wünsche euch viele schöne Begegnungen, Erfahrungen und Erkentnisse. La Vie est belle! Alles ist ein Geschenk und wir dürfen in unserem Leben einfach davon zerren. Geniesst es! Herzliche Grüsse Gabriella

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