Wer sich mit den großen Hebeln beschäftigt, die wir haben, um die Klimakrise zu bremsen, stößt fast schon zwangsläufig auch auf das Thema Wohnen und Bauen. Und eigentlich denke ich mir: „Wer soll sich denn besser auskennen mit dem Bauen, als Architekten und Baufirmen?“
Aber dass hier nicht alle ins gleiche Horn blasen, es sogar eine große Beton-Lobby gibt, die diesen klimaschädlichen Baustoff weiter pusht, durfte ich im Gespräch mit Hans Arold erfahren. Ihn habe ich im Interview unter anderem um konkrete Ideen gebeten, was wir als Menschen, die nun mal in Gebäuden leben, tun können.
Michael Voit: Grüß Dich Hans. Magst Du uns kurz erzählen, wer Du bist und was Du für Architects for Future machst?
Hans Arold: Ich bin 57 Jahre alt, Vater einer Tochter und bei Architects for Future Koordinator für unser Wissens-Depot und die Redaktion. In unserem Verein bin ich außerdem Gründungsmitglied und im Beirat – anderswo würde das als Kuratorium bezeichnet werden. Bei uns engagieren sich alle ehrenamtlich und sind von Beruf natürlich ArchitektInnen, BauingenieurInnen o.ä., nur ich bin als Grundschullehrer kompletter Seiteneinsteiger. Ich habe den Holzbauingenieur Erwin Thoma in einem Interview sagen hören, dass die Baubranche den größten Einfluss auf den Klimawandel hat und dachte: Da musst du mitmachen!
Michael Voit: Wie ist die Idee zu Architects for Future entstanden?
Hans Arold: Es begann alles ganz unspektakulär: Drei Architektur-AbsolventInnen aus Aachen resümierten ihr Studium und die Aussichten, die es dafür gab, alles dort und nebenher Gelernte im Bereich ökologischer Nachhaltigkeit in der nun folgenden beruflichen Praxis umsetzen zu können und kamen zu dem unbefriedigenden Ergebnis: So wird es nicht gehen! Inspiriert von der Professorin Annette Hillebrandt gründeten sie die Bewegung “Architects for Future” und stellten sieben Forderungen auf, die sie über eine eigens eingerichtete Homepage verbreiten wollten. Aus diesen Anfängen ist inzwischen eine Bewegung mit hunderten von Mitgliedern entstanden, die in zahlreichen Projekt- und Ortsgruppen und inzwischen sogar als e.V. organisiert ist.
Michael Voit: Gab es auf dem Weg von der kleinen motivierten Dreiergruppe hin zur heutigen deutlich gewachsenen Organisation Hürden, die ihr überwinden musstet?
Hans Arold: Eine Hürde war auf jeden Fall die Anerkennung als eingetragener, gemeinnütziger Verein. Diese haben wir im Sommer 2020 übersprungen. Seitdem kann man uns steuerbefreit finanziell unterstützen.
Mit unserer Petition “Bauwende JETZT!” haben wir gleich mehrere Hindernisse zu überwinden (gehabt). Diese hatten wir anlässlich des Demokratiefestivals 12062020 in Berlin erarbeitet und beim dortigen “Olympia-Team” eingereicht. Zuerst haben wir uns in einem Wettbewerb mit hunderten von anderen Petenten vor deren Community und einer Jury aus Experten behaupten müssen. Zum Jahreswechsel 20/21 mussten wir dann das Quorum von 50.000 Unterschriften erreichen, um bei einer öffentlichen Anhörung im Bundestag die Inhalte unserer Petition darstellen zu dürfen. Am Ende hatten wir weit über 57.000 Unterschriften zusammen, so dass wir am 1. März im Bundestag auftreten werden.
Spätestens durch diesen Erfolg sind auch die verschiedenen Architektenverbände endgültig auf uns aufmerksam geworden, zumal wir kurz zuvor bereits eine große Umfrage zum Bauen im Bestand durchgeführt haben, an der sich über 800 ArchitektInnen beteiligt haben und die darüber Auskunft gibt, welches die derzeit größten Hemmnisse für das Bauen im Bestand sind.
Die nächsten Schritte gemeinsam gehen
Michael Voit: Was dürfen wir 2021 von Euch erwarten?
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Du unterstütz damit dieses auf positive Ansätze ausgerichtete Projekt einer Gruppe von Akteur*innen des Wandels, die es lieben, Artikel, Podcasts und Videos rund um Wandel-Themen zu produzieren. Lasst uns gemeinsam ein Sprachrohr aufbauen für Ideen, Projekte und Menschen, die den Wandel vorwärtsbringen.
Hans Arold: Viele Menschen sprechen anlässlich der diesjährigen Bundestagswahl von einer Klimawahl. Da Bau und Betrieb von Gebäuden etwa 40 % der weltweiten CO2-Emissionen verursachen, kommt dem Bausektor hierbei allergrößte Bedeutung zu. Aktuell bemühen wir uns, mit möglichst allen Parteien ins Gespräch zu kommen und unsere Standpunkte möglichst prominent zu platzieren. Unser Ziel ist es, entscheidende Maßnahmen, (wie beispielsweise eine faire CO2-Steuer, die Kreislauffähigkeit und umweltgerechte Bepreisung von Baustoffen oder die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes bei der Ökobilanzierung) in die Parteiprogramme und mögliche Koalitionsverträge einfließen zu lassen.
Darüber hinaus wollen wir natürlich auch die Öffentlichkeit weiter zu diesem entscheidenden Klima-Thema informieren und aufzeigen, wie heute schon klimagerechter, nachhaltiger gebaut werden bzw. der Bestand weiter genutzt werden kann.
Michael Voit: Wie kann man Euch dabei unterstützen oder auf dem Laufenden zu Euren Aktivitäten bleiben?
Hans Arold: Da gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten: Wenn man keine Kapazitäten zum Mitmachen hat, kann man uns z.B. offiziell als Fördermitglied unterstützen. Regelmäßige Einkünfte ermöglichen uns eine verlässliche Planung und das Fördermitglied darf mit der Präsentation unseres Logos auf seiner Website auf seine gute Tat hinweisen. Ein ganz anderer Weg besteht in der aktiven Mitarbeit. Über unsere Homepage kann man ganz einfach einer unserer Ortsgruppen beitreten und die dortigen GruppensprecherInnen helfen dabei, passende Projektgruppen für deine Interessen zu finden. Wer selbst aktiv mitarbeitet, bleibt natürlich auch am besten auf dem Laufenden😉, ansonsten muss man sich auf unserer Homepage architects4future.de oder auf unseren Social-Media-Kanälen informieren.
Die Wende zum besseren Bauen
Michael Voit: Gibt es in Deutschland Bauprojekte, die ihr als Architects For Future als positive Beispiele fürs Bauen anseht?
Hans Arold: Da gibt es mittlerweile – trotz der nach wie vor ungünstigen Vorgaben durch die politischen Rahmenrichtlinien – etliche Vorzeigeobjekte. In Verden entstand z.B. ein Mehrfamilienhaus in Holzrahmenbauweise mit Strohdämmung, das zudem den höchsten Passivhausstandards entspricht . Der Alnatura Campus in Darmstadt wurde großteils mit vorgefertigten Lehmelementen gebaut und ein Beispiel für eine gelungene Sanierung von 50er-Jahre-Bauten mit ökologischen Baustoffen steht in München . Eine lobenswerte Sanierung unter Denkmalschutzbedingungen steht in Frankfurt: Aus dem ehemaligen Amerikahaus wurde das Instituto Cervantes . Es geht aber noch ganz anders: Aus Italien kommt die Idee, Häuser mithilfe eines großen Gerüsts einfach aus einem Gemisch aus Lehm, Wasser, Stroh und Reisschalen auszudrucken.
Michael Voit: Das klingt doch spannend und auch motivierend, dass sich hier schon in einzelnen Projekten etwas tut. Wie ernst zu nehmen sind die Debatten im Bundestag in Bezug auf euer Thema?
Hans Arold: Der Bausektor ist in seiner Bedeutung bislang nicht wirklich gesehen worden, sodass die überwiegende Zahl der Redebeiträge zu baupolitischen Fragen nicht besonders in die Tiefe gingen, sondern meist lediglich ein schwaches Abbild der allgemeinen Standpunkte der Parteien darstellten. Wenn sich das – nach Möglichkeit durch unseren Einfluss – zukünftig ändert, können aufgrund der Wichtigkeit der Baubranche für das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele die Unterschiede zwischen den Standpunkten der Parteien in solchen Debatten deutlicher zum Vorschein kommen.
Der harte Gegenwind der Beton-Lobby
Michael Voit: Ja, das ist zu wünschen, dass Euer Einfluss als Architects For Future hier etwas bewegt. Wobei ihr ja nicht die einzigen seid, die hier versuchen, Einfluss auf die politische Meinungsbildung zu nehmen. Wie steht es da um die Beton-Lobby?
Hans Arold: Die Beton-Lobby hat – das muss man anerkennen – jahrzehntelang einen professionellen Job gemacht, denn es gibt eine ganze Reihe skurriler Regelungen, die ganz offensichtlich nur dazu dienen, Beton gegenüber anderen Baustoffen zu bevorzugen.
Die Zementindustrie muss sich zum Beispiel aufgrund einer gesonderten Regelung[1] nicht an die allgemein gültigen Regeln des BundesImmissionsSchutzGesetzes halten, d.h. sie kann nicht nur Abfälle (wie z.B. Altöl oder auch Autoreifen) schmutzig verbrennen, sondern bekommt das auch noch als energetisches “Recycling” gutgeschrieben und erhält Gelder für die Entsorgung. Gleichzeitig wird Holz bilanziell belastet, weil man davon ausgeht, dass dieses nach Gebrauch CO2 emittierend verbrannt wird, statt wieder- bzw. weiterverwendet zu werden. Sogar der Geruch von Holz (Terpene) wird vom Umweltbundesamt – mit der Empfehlung eines strengen Richtwerts – als Schadstoff deklariert.
Obwohl die Asche der Brennstoffe (s.o.) in den Zement gemischt und ihre Zusammensetzung nicht offengelegt wird, gilt er (obwohl sich gegebenenfalls Schwermetalle und andere Giftstoffe darin befinden) verbaut als gesundheitlich unproblematisch – im Gegensatz zu Holz mit seinen Leimen und dem “bösen” Holzgeruch.
Ein weiterer Lobbyerfolg: Beton gilt bei Brand als unproblematisch. Das Abplatzen ist bis heute nicht richtig erforscht geschweige denn genormt. Für Holz gibt es hingegen eine spezielle Richtlinie, weil es brennbar ist und deshalb als sehr gefährlich gilt. Erfahrene Feuerwehrleute und andere Brandschützer halten das für abwegig, weil eine brennende Holzkonstruktion für einen definierten Zeitraum statisch verlässlich bleibt, während Stahlbeton zu einem unkalkulierbaren Zeitpunkt plötzlich nachgeben kann. Das führt dazu, dass in vielen Bundesländern notwendige Treppenhäuser vorgeblich wegen des Brandschutzes aus Beton hergestellt werden MÜSSEN.
Bereits an den Hochschulen werden die Studierenden auf Beton konditioniert.
Eine “Betonästhetik” ist in der Architektenschaft gut etabliert, indem der Fokus auf die Moderne Anfang des 20. Jh. gesetzt wird und es werden diverse Positivbilder von Beton verbreitet und verstärkt. So gibt es z.B. den Architekturpreis Beton, der Sichtbeton als ästhetischen Genuss verklärt und über den dann wiederum beim BDA, baunetz-wissen usw. berichtet wird, und die Bundesstiftung Baukultur führt den Verein deutscher Zementwerke (VDZ) als einen der „Akteure der Baukultur“ auf.
Am „nachhaltigsten“ wirkt für den Bau mit Beton allerdings ein Märchen aus dem englischen Sprachraum, in dem Stroh und Holz als wertvolle Baustoffe vollkommen diskreditiert werden und das 1933 von Walt Disney in die Kinos gebracht wurde: Die drei kleinen Schweinchen! Solange dieses Narrativ seine Wirkung behält, wird es schwer bleiben, ökologisch akzeptable Alternativen durchzusetzen.
Drei konkrete Tipps der Architects For Future
Michael Voit: Wow, danke für die Beispiele. Dass Holz als Baustoff so viel strenger behandelt wird als der energiehungrige Beton – und das zweiterer sogar in manchen Fällen verpflichtend vorgeschrieben ist – kann auch das Gefühl erzeugen, wenig dagegen ausrichten zu können. Gibt es von Euch drei konkrete Tipps für Menschen, die Wohneigentum besitzen und drei Tipps für Menschen, die zur Miete wohnen, wie sie rund um die Immobilie ökologischer handeln können?
Hans Arold: Zunächst ein Tipp, der für beide Wohnformen gilt: Augen auf bei der nächsten Wahl! Informiert euch, welche Parteien für eine echte Bauwende in der von uns geforderten Radikalität eintreten und wer sich darauf ausruhen möchte, dass die wichtigsten Weichenstellungen angeblich schon vollzogen seien.
In Wohnungen, egal ob in Eigentum oder zur Miete, sollte man bei Sanierungen und Renovierungen vor allem auf baubiologische Gesundheit achten – damit ist man fast automatisch auch bei natürlichen und nachwachsenden Baustoffen.
Für ganze Gebäude gilt grundsätzlich dasselbe, aber darüber hinaus sollte man sich auch die Beratung eines für ökologische Nachhaltigkeit kompetenten Planers in der sog. Phase Null holen.
Michael Voit: Und wo können sich Menschen aus Eurer Profession oder die dies studieren hinwenden, wenn sie mehr Informationen möchten oder sich Euch anschließen wollen?
Hans Arold: Bei uns gibt es alles unter einem Dach: www.architects4future.de
Michael Voit: Vielen Dank für das Interview!
Habt ihr weitere Quellen, Informationen oder Ideen rund ums Wohnen, Bauen oder Sanieren – dann ab in die Kommentare damit! Und wenn ich jetzt irgend eine Meinung juckt oder ihre Fragen habt, schreibt es ebenfalls in die Kommentare. Ich freue mich über den Austausch zum Thema dort.
Ein wirklich interessanter Artikel. Einerseits würden wir gerne die Welt retten, andererseits haben wir Vorschriften, die es sehr schwer machen, Verbesserungen zu erzielen. Ich wünsche den Architects for Future viel Erfolg!
Ich beschäftige mich viel mit Wasser rund um Haus und Garten und versuche, da bei Neu- und Umbau auf die Möglichkeiten und Chancen eines achtsamen Umgangs mit Wasser aufmerksam zu machen. (Wo kommt das Wasser eigentlich her, wenn der Keller vollläuft? https://wasser-ernten.de/regenwasser-im-keller-vermeiden/). Ein weiteres Thema sind die WCs: Ist es wirklich sinnvoll, sein „Geschäft“ Tag für Tag mit 30 Liter aufbereitetem Trinkwasser in eine Kanalisation zu spülen?
Danke für den super Artikel!
Auch eine sehr spannende alternative Bauweise: Bauen mit Stroh. Haben das im StadtWandler-Magazin mal ein bisschen aufbereitet: https://www.stadtwandler.org/de/articles/bauen-mit-stroh
Finde die Bewegung hin zum ökologischen Bauen und wohnen sehr sinnvoll, möchte aber dazu ein paar kritische Anmerkungen zu einigen Aussagen aus dem Artikel anbringen.
– Das viel zu viel Beton verbaut wird ist absolut richtig und gehört auch geändert. Allerdings ist Beton ein absolut sinnvoller Baustoff z.B. bei wasser- und erdberührten Bauteilen. Dies hatten schon die Römer erkannt.
– Beton und Brandverhalten: Hier werden zwei Dinge vermischt, die beim Laien den Eindruck entstehen lassen, Holz wäre Beton im Brandfall mindesten ebenbürtig. Es gilt zu unterscheiden zwischen dem Brandverhalten von Baustoffen und dem Feuerwiderstand von Bauteilen. Beton ist unbrennbar, Holz ist das nicht. Nur wenige Menschen würden ein brennendes Treppenhaus betreten geschweige denn, einen brennenden Stiegenlauf benutzen. Deswegen gibt es diese Vorschriften.
– Das Holzkonstruktionen im Gegensatz zu Stahlbeton in einem definierten Zeitraum „statisch verlässlich“ bleiben, ist schon eine sehr gewagte Aussage. Diese Feuerwiderstandsdauer gibt es für alle möglichen Bauteile – damit ist auch Beton gemeint. Auch Bauteile (dazu gehören auch Holzkonstruktionen), die z.B. auf R30 bemessen sind, können schon vorher ihre Tragfähigkeit einbüßen. Und wer schon mal einen brennenden Dachstuhl oder ein Holzhaus im Vollbrand gesehen hat der weiß, daß diese auch „plötzlich“ nachgeben.
– Das Märchen von den drei kleinen Schweinchen: Nun ja, das dies hauptverantwortlich für das Bauen mit Beton ist, wage ich stark zu bezweifeln! Meine Kunden haben noch nie dieses Märchen angeführt, wenn sie ein Bauteil aus Beton haben wollten. Und meines Wissens nach würde das letzte Haus aus (Ziegel-) steinen und nicht aus Beton gebaut. Zudem ist die Aussage in diesem Märchen/Fabel eigentlich eine andere.
Nichtsdestotrotz gehört am Bausektor vieles reformiert. Und ja, auch Holz sollte man in Österreich, wo dieser Baustoff so reichhaltig vorhanden ist, viel mehr nutzen. Man sollte aber dabei nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.
MfG
Markus
Sehr interessante Beiträge, vielen Dank.
Auf der sehr interessanten Seite http://www.ithaka-journal.net/55-anwendungen-von-pflanzenkohle
habe ich folgende Anregung gefunden, die ich hier gerne weitergebe:
Gebäudekonstruktion
12. Dämmstoffe, 13. Luftdekontamination, 14. Bodenfundamentdekontamination, 15. Luftfeuchtigkeitsregulation, 16. Schutz vor Elektrosmog
Pflanzenkohle besitzt eine extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit und kann bis zum sechsfachen ihres Eigengewichtes Wasser aufnehmen. Dank dieser Eigenschaften eignet sie sich hervorragend zur Isolation und Regulierung der Luftfeuchtigkeit in Gebäuden. In Verbindung mit Lehm, aber auch mit Kalk- sowie Zementmörtel kann Pflanzenkohle mit bis zu 50 %vol dem Sand zugemischt werden. So entstehen hervorragend isolierende, atmungsaktive Innenputze, die sommers wie winters die Luftfeuchtigkeit der Räume im Idealbereich von 45 – 70% halten. So wird nicht nur zu trockene Raumluft verhindert, welche zu Atemwegserkrankungen und Allergien führt, sondern auch zu feuchte, an den Außenwänden kondensierende Luft, welche zu Schimmelbildung führt (siehe: Pflanzenkohle als Baustoff für optimales Raumklima)
Auch im Außenbereich können Kohle-Spritzputze anstatt von Styropor bis zu 20cm dick aufgespritzt werden. So werden die Häuser durch ihre Isolation zu Karbonsenken und haben zugleich ein gesünderes Raumklima. Werden die Häuser eines Tages zurückgebaut, kann der Pflanzenkohle-Lehmputz direkt als wertvoller Kompostzuschlag verwendet werden.
Die Kohle-Lehmputze adsorbieren Geruchs- und Giftstoffe, was nicht nur bei Rauchern für deutlich bessere Raumluft sorgt. Neben Wohngebäuden eignen sich Kohle-Lehmputze insbesondere für Lager-, Industrie- und Stallgebäude sowie für Schulen und andere Räume, wo sich häufig viele Menschen aufhalten.
Pflanzenkohle absorbiert sehr effizient elektromagnetische Strahlung, wodurch sich dicke Kohle-Lehmwände hervorragend zur Verhinderung von Elektrosmogbelastungen eignen.
Das Delinat-Institut entwickelt gemeinsam mit der Firma Casadobe eine Serie verschiedener funktionaler Pflanzenkohle-Lehmputze, die ab Sommer 2013 auch marktverfügbar sein sollten.
.Mit sonnigen Grüßen
Norbert
Lieber Markus,
niemand bezweifelt, dass es Anwendungsbereiche gibt, bei denen es kaum Alternativen zu Beton gibt. Hier muss man sich aber überlegen, inwieweit man auf diese Anwendungsgebiete eben verzichten kann (nicht jedes Gebäude braucht einen Keller
und man kann Erdberührung so planen, dass es keine Feuchteprobleme gibt), um den Klimakiller Zement zu überwinden.
Das Brandverhalten von Holz hängt sehr stark von der Materialstärke ab. Ein hölzerner Dachstuhl ist strukturell mit einem Lagerfeuer gleichzusetzen, weil die einzelnen Balken luftumspült sind (und ja auch sein sollen). Ein massives Holztreppenhaus mit entsprechender Wandstärke in Brand zu setzen ist dagegen so gut wie unmöglich. Viele Brandschutzverordnungen hinken da den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen einfach weit hinterher und bedürfen dringend einer Novellierung.
Das Narrativ vom Haus aus Stein, das Gefahren besser trotzt als andere, ist sehr mächtig und lässt viele Menschen extrem skeptisch über z.B. Strohballenbau denken oder verhindert solche Gedanken sogar vollkommen. Das meinte ich mit Diskreditierung.
In Gegenden mit viel Waldbestand wie bei euch in Österreich kann man tatsächlich verstärkt mit Holz bauen – sogar massiv. Aber auch in anderen Regionen sollte man im Mehrgeschossbau auf Holz als tragenden Baustoff zurückgreifen, während man Flächen und Dämmung aus schneller nachwachsenden Baustoffen herstellen sollte. Anders wird die Baubranche ihren Beitrag zur Begrenzung des Klimawandels kaum leisten können.
Hallo Hans!
Nicht das du mich falsch verstehst, ich bin absolut für ökologische Bauweise (kann man bei Interesse auch auf meiner homepage sehen). Jedoch bin ich auch Techniker und sehe oft bei Leuten die ökologisch bauen wollen, daß sie völlig falsche Vorstellungen davon haben. In einem Land wie Österreich, wo es das halbe Jahr nass und kalt ist, kann ich – vorausgesetzt es soll langlebig und nachhaltig sein – nicht alles bauen. Ich habe bei „ökologischen Bauherren“ (und auch Planern) schon Baumängel gesehen, daß man nur den Kopf schütteln kann.
Auf dem Brandverhalten von Holz möchte ich auch nicht zu sehr herumreiten, das ist ein sehr weites Feld. Natürlich sind massive Holzbauteile schwer zu entflammen – aber eben doch. Auch die Qualmbildung/Verrauchung ist bei Holzelementen zu beachten.
Häuser aus Stein sind sehe langlebig – siehe Schlösser und Burgen. Zum Strohballenbau habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Vor allem der lasttragende Strohballenbau verlangt in Mitteleuropa schon viel Wissen im Bereich der Bautechnik.
Ein Punkt geht in der Diskussion über ökologische Bauweise leider sehr oft unter. Die Lebensdauer von Gebäuden. Es wird zwar immer gerne davon gesprochen, daß kein Sondermüll nach der Lebensdauer eines Gebäudes anfallen soll und man die Baustoffe wiederverwenden/recyclen können soll – aber wie lange soll die Lebensdauer sein? Früher hat man für Generationen gebaut (nicht nur Gebäude), heute ist das großteils nur mehr im Einfamilienhaussektor der Fall. Überspitzt gesagt, wer baut und bezahlt ein Haus, daß eine Lebensdauer von 30 Jahren hat (so lange läuft meist ein Eigenheim-Kredit).
Hier läuft auch von der Politik her vieles falsch. Wohnraumschaffung im kleinen kettet den Normalbürger für Jahrzehnte daran, für Bauträger und Genossenschaften ist dies meist kein soziales Anliegen sondern wird als Wertanlage und Verdienstmöglichkeit gesehen. Die Qualität solcher Gebäude, die da hingepflanzt werden, spottet oft jeder Beschreibung.
Nichtsdestotrotz hoffe ich, daß ihr erfolgreich mit eurer Idee seid, mehr „Grün“ in die Baubranche zu bringen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß dies ein steiniger Weg ist.
LG
Markus