Einfach ein gutes Leben

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Von Michael Voit (geb. Hartl)
16. Dezember 2011

Vor etwas mehr als einem Jahr hat uns Peter Plöger, der Autor des Buches, das ich heute vorstellen mag, per E-Mail interviewt. Er schickte uns 15 Fragen und Lisa und ich beantworteten sie ihm unabhängig voneinander. Ein paar unserer Statements finden sich jetzt in dem vor Kurzem erschienen Buch „Einfach ein gutes Leben“.

Da seit dem Interview nicht nur einiges an Zeit vergangen ist, sondern sich auch Lisa und mein Leben weiterentwickelt hat, werde ich am Ende der Buchvorstellung kurz ein Update geben.

Aufbruch in eine neue Gesellschaft

Der Autor hat neben uns noch einige weitere Menschen interviewt, die auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz einfach unter einen Hut zu bringen sind: Selbstversorger*innen, Guerilla-Gardener, urbane Gärtner*innen, Mülltaucher*innen, Menschen, die in offenen Werkstätten für sich selbst Möbel oder Fahrräder bauen, Tauschringe, Genossenschaften, Erzeuger*innen-Verbraucher*innen-Gemeinschaften, Peer Production, Social Commerce und einiges mehr. Der Untertitel des Buches verrät aber schon, wo Peter Plöger eine Gemeinsamkeit all dieser Menschen sieht. Sie haben begonnen mit dem Aufbruch in eine neue, selbstorganisierte Gesellschaft.

Denn wie er im Buch feststellt, ist es keine Frage mehr, ob wir in Zukunft anders wirtschaften, handeln und leben werden. Und ein paar Menschen fangen eben schon an. Mit Selbstorganisation und Subsistenz. Er portraitiert eine ganze Reihe von Menschen, die in den verschiedensten Bereichen dem Kapitalismus beginnen ein Schnippchen zu schlagen: Nahrungsmittelproduktion, andere Güter und Dienstleistungen, alternative Erwerbs- und Unternehmensformen, Gemeinschaften und Kooperation, Stadtraum-Gestaltung.

Zufriedenheit und Glück

In all diesen Bereichen werden so viele verschiedene Ideen und Konzepte vorgestellt, dass hier für all jene, die sich sinnvolleres vorstellen können als das, was sie jetzt machen, eine Menge Inspirationen warten. Der absoulte Clou des Buches aus meiner Sicht ist aber etwas anderes: Peter Plöger versucht nämlich herauszufinden, warum es all den Menschen, die er im Buch portraitiert deutlich besser geht, als dem Durchschnitt. Obwohl viele von ihnen nach den herkömmlichen Mess-Methoden (Einkommen, sozialer Status, etc.) deutlich schlechter abschneiden müssten.

Einfach ein gutes Leben 1

Er zeigt alternative Glücks-Messungen, die anders arbeiten als rein geldorientierte wie das Brutto-Inlands-Produkt. Und er tastet das Leben in der Selbstorganisation nach verschiedenen Methoden ab, von denen mir der „Befähigungsansatz“ der US-amerikanischen Philosophin Martha Nussbaum am Besten gefallen hat. Wenn ich da alle Punkte für ein zufriedenes Leben durchgehe und mit unserem Leben hier abgleiche, verstehe ich, warum der Autor bezüglich Lisa, mir und den weiteren Selbstversorger*innen zu folgendem Schluß kommt:

Das Leben ist reicher geworden, reichhaltiger. Die Mühen und der Mehraufwand werden nicht als solcher empfunden. Die Selbstversorger tun ja in Stunden gesprochen vielleicht auch gar nicht mehr. In jedem Fall aber bekommen sie mehr von einer Qualität, die sie durch Märkte und gekaufte Güter nicht bekommen hätten: mehr Ruhe, mehr Zufriedenheit, Erzeugerstolz, Nähe zur Natur – was auch immer es im Einzelnen sein mag. In diesem Sinn leben Selbstversorger im Luxus.

Fazit

Das Buch ist für alle, die noch Ideen suchen, wie sie einen ersten Schritt Richtung mehr Selbstorganisation, mehr Zufriedenheit und einem guten Leben machen können. Oder gleich mehrere Schritte! Das Buch ist auch für Menschen, die nicht glauben wollen, dass dieses Leben wirklich zufriedener macht, denn der Autor zitiert aus seriösen Studien und holt auch die Stimmen von Fachleuten hinzu. Und das Buch ist für alle, die Angst haben, es könnte alles zusammenbrechen, wenn der Kapitalismus nicht mehr rennt. Wenn wir nicht mehr ständiges Wachstum haben. Denn schon jetzt, wie das Buch schön zeigt, wird mehr als die Hälfte aller Arbeiten ohne Bezahlung und ohne die „Marktwirtschaft“ geleistet.

Konkrete Anleitungen enthält das Buch aber nicht, denn das würde wohl bei der Breite der Ansätze den Rahmen mehr als sprengen.

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Einfach ein gutes Leben: Aufbruch in eine neue Gesellschaft

Update zu den Punkten über Lisa und Michael im Buch „Aufbruch in eine neue Gesellschaft“

Leider werden zu Beginn des Buches ein paar unserer Aussagen in einer Situation dargestellt, die so nicht stattgefunden hat und der wir hier auch ganz deutlich widersprechen. Wir werden in einer frei erfundenen Situation in eine Käse-Abteilung gesteckt und fragen uns, einen Büffelmozzarella in der Hand haltend, ob wir das eigentlich brauchen – oder es nur haben wollen. Die Fragestellung an und für sich ist eine uns oft leitende, daher eine gute Frage. Aber in dieser erfundenen Situation eben doch wieder keine Frage, die wir uns stellen würden. Denn die Antwort ist klar: Nein, wir brauchen weder Käse oder andere Milchprodukte, da sie erwiesenermaßen sowieso krank machen, noch wollen wir sie, denn wir leben vegan. Und haben auch schon zum Zeitpunkt des Interviews seit vielen Jahren vegan gelebt.

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Es wird immer wieder unser „Teilzeithof“ in der Buckligen Welt / Niederösterreich erwähnt, auf dem wir zu dem Zeitpunkt des Interviews gelebt haben. Alle regelmäßigen Leser*innen unseres Blogs wissen natürlich, dass wir mittlerweile auf einen Hof in Tschechien umgezogen sind und dort nahezu Vollzeit an unserer Selbstversorgung arbeiten.

Damit ist auch klar, dass ich nicht mehr Geschäftsführer von more onion bin, wie hinten in der Danksagung im Buch aufgeführt. Die Firma, die ich mit lieben Freund*innen aufgebaut habe, wird heute von diesen weitergeführt.

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

3 Gedanken über “Einfach ein gutes Leben

  1. An

    Ich habe mir das Buch sofort bestellt und freue mich auf die Lektüre!

    Übrigens möchte ich auch das Buch "The Good Life, Helen and Scott Nearing's sixty years of selfsufficient living" (Ersterscheinung 1970)empfehlen. Die beiden haben sich in den dreissiger Jahren auf dem Land in Vermont und später in Maine eine eigene Existenz aufgebaut. Auch für sie war der soziale Kontext sehr wichtig. Ein Buch, das Mut macht und zum Nachdenken anregt!

  2. Heike

    Hallo Michael,

    dem kann ich aus tiefster Überzeugung beipflichten!

    Irgendwie haben wir uns aus so vielen abgekapselt.

    Wir haben uns Selbstständig gemacht! Das heißt Selbst und ständig! Aber wir beide (mein Mann und ich) würden nie wieder im Leben tauschen wollen mit der ach so "sicheren" Festeinstellung. niemals****

    Viel weniger Stress! Viel mehr Freizeit! viel mehr vom Leben! Keinen Ärger mit Vorgesetzten…. weil das sind wir selbst. Die Teilnehmer wechseln aller paar Wochen…. also auch da keine eingefahrenen Gleise. :-))

    Privat unser Garten mit unseren Miniselbstversorgerdasein. :-) Nein wir würden um nichts in dieser Welt mehr tauschen wollen! Mit Grausen denke ich mitunter zurück… und bin wieder einmal mehr froh, das wir damals diese Entscheidung gewählt haben!

    Ich selbst kenne dieses Buch nicht, aber ich kenne unser Leben in und auswendig… lächel*** und würde jeder Zeit dieses Freie und Selbstständige Leben wieder wählen!

    herzlichst Heike

  3. victoria

    habe deine seiten gelesen und finde das supper .
    es gab schon immer menschen die diesen weg gegangen sind .
    auch wir sind dieses aussteiger in eine andere lebensform gegangen ,so lange bis einer von uns blind wurde und die freunde einen anderen weg suchten ,aber ich möchte nicht einen tag missen ,habe in diesen jahren mehr gelern als in meinen restlichen leben.
    ich wünsche euch kraft freude und gesundheit alles gute victoria

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