Ankunft im neuen Leben

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Von Michael Voit (geb. Hartl)
13. Juli 2011

Vor gut einer Woche sind wir hier in Tschechien in unserem neuen Hofprojekt angekommen. Wir sind hier absolut zufrieden und überglücklich. Wir sind so warm empfangen worden und haben als erste Unterkunft einen Bauwagen bezogen der jeglichen Hippieträumen gerecht wird. ;)

Eines der ersten grossen Projekte neben dem Garten wird also sein, uns das Dachgeschoss des Wohnhauses auszubauen, um eine fixe Bleibe zu haben.

Ankunft im neuen Leben 1

Seit wir hier sind, haben wir Holzrahmen gebaut, um mehr Kräuter trocken zu können, begonnen drei weitere Beete für nächstes Jahr anzulegen, die vorhandenen Beete zu jäten und zu mulchen, Kirschen, Zucchini und Knoblauch ohne Ende zu ernten, ….

Wenn wir uns hier in ein paar Wochen stärker eingelebt haben, wird auch wieder mehr gebloggt werden. Wir wollen auf jeden Fall dokumentieren, wie wir z.B. ganz ohne Umgraben rein durch Mulchen neue Beete anlegen, wie besondere oder ganz gewöhnliche Pflanze von uns angebaut, geerntet oder verarbeitet werden, wie wir hier leben, usw.

Und: LEBT EURE TRÄUME!

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

14 Gedanken über “Ankunft im neuen Leben

  1. Paula

    Herzliche Glückwunsch zu eurer Entscheidung und Hochachtung für euren Mut!
    Meine Großeltern (geboren um 1900) waren Selbstversorger auf ihrem Bauernhof in Unterfranken. Mein Großvater wußte alles was man damals brauchte um sich vom Land zu ernähren. Die Arbeit war entsprechend der vier Jahreszeiten aufgeteilt. Meine Mutter hat uns oft erzählt wie das Leben damals – ohne Geld – war. Natürlich musste immer wieder etwas verkauft werden um für bestimmte Dinge bezahlen zu können. Mein Großvater arbeitete zweitweise bei der Bahn um etwas Geld für „Sonderausgaben“ auf die Seite legen zu können. Ich selbst habe viele Jahre in der Entwicklungshilfe in verschiedenen Ländern gearbeitet und viele Menschen erlebt die fast kein Geld hatten und trotzdem überlebten, oft sogar gesünder als in unserer Wohlstandsgesellschaft. Schade dass so viel Wissen und Erfahrung aus der Welt meiner Großeltern ..und nun auch aus der Welt meiner Eltern .. verloren gegangen ist. Meinen Respekt für eure Bemühungen das lang vergessene wieder zu erforschen und zusammen mit dem Stand der heutigen Wissenschaft etwas wunderbares zu schaffen. Ich wohne in Nürnberg und komme gerne mal bei euch vorbei.

  2. Hannah

    Hallo Michael,

    Mir gefällt sehr, was und wie Du (be)schreibst, und finde Euren wie auch andere Alternativen zum momentan üblichen, gewohnten Dasein SEHR gut und hoffe und wünsche sehr, dass Ihr alle damit auf irgendeine befriedigende Weise Erfolg haben werdet.

    "Der Tempelhof" in der Nähe von Crailsheim ist ebenfalls ein sehr interessantes, evtl. Vergleichbares, Projekt, das Du Dir ja mal ansehen kannst (http://www.schloss-tempelhof.de/)

    Wo in Tschechien seid Ihr? Ich würde Euch gerne mal irgendwann besuchen kommen…

    Viel gute Kraft für alles!

    Hannah

  3. Chaosgarten

    Hallo Michael,

    die Überlegung zu Zusammenarbeit und Toleranz war mehr eine Frage als eine Kritik, für derart militant halte ich euch nicht.

    Ein Wirtschaftssystem ohne Leistungskontrolle ist eine extreme Idealvorstellung, die zwar wünschenswert ist, aber nicht mit den Menschen, die wir sind und haben zu erreichen. Es setzt gegenseitiges altruistisches Verhalten voraus, jeder müsste sich voll dem gemeinsamen Ziel Gemeinwohl verpflichtet fühlen und danach handeln. Ein derartiges Verhalten kann man vielleicht in Beziehungen, Freundschaften und sehr kleinen Gruppen partiell verwirklichen, bei einer größere Gruppe, wie sie für eine echt arbeitsteilige Gesellschaft nötig wäre, sehe ich aber schwarz. Den Egoismus des Menschen würde ich persönlich als gegeben hinnehmen. Werden Leistungen in irgendeiner Weise, in erster Linie natürlich mit Gegenwert, gemessen und damit vergleichbar, ist das ein sinnvoller Ansporn für Leistungen die der Gemeinschaft zugute kommen, die man aber aus rein altruistischen Motiven nicht erbracht hätte. Der persönliche Nutzen ist innovationsfördernd und bedarf lediglich eines gewissen Korrektivs, damit schwächere Mitglieder der Gesellschaft auch überleben können.

  4. Martin

    Ups, habe ich eben erst deine Antwort gelesen, Michael. Google doch mal "Alternative Lebensformen"; sofern ihr das noch nicht kennt, gut geeignet für stundenlanges Grübeln und Philosophieren bei Regentagen, wenn es draußen nichts zu tun gibt….Vorsicht, macht süchtig. Um das Flensburger Heft zu eben diesem Thema werde ich mich bemühen; das kommt dann irgendwie zu euch.

  5. Chaosgarten

    Schön, dass ihr gut angekommen seid, ich bin schon sehr gespannt auf eure Berichte.

    Wieso müssen es denn unbedingt biovegane Höfe sein? Arbeitet ihr mit anderen Menschen nicht zusammen, nur weil sie sich anders ernähren und in manchen Bereichen vielleicht nicht ganz bio wirtschaften? Ihr verwirklicht euren Traum von der Selbstversorgung ja auch stückchenweise, da sollte doch genug toleranz für andere Wege übrig sein.

    Den Ansatz ohne Geld finde ich interessant, es ist aber auch klar, dass sich das nicht von heute auf morgen und in unserer Gesellschaft auch nicht vollständig verwirklichen lässt. Bei der medizinischen Versorgung oder sinnvollen Versicherungsleistungen geht es z.B. nicht ohne. Ich habe neulich auch mal irgendwo gelesen, dass Tauschhandel auch kein normalzustand ist und eher zwischen Feinden betrieben wurde (mangelnde Vertrauensbasis). Irgendeine Form von Geld und sei es eine eigene Verrechnungseinheit muss es also geben. In dem Zusammenhang finde ich das System der Tauschringe interessant. Als Bezugsgröße dient bei Waren in der Regel aber auch dort die übliche Geldwährung, Arbeitszeit kann entweder ebenfalls am Marktwert oder aber zu einem fixen Satz unabhängig von der Art der Arbeit verrechnet werden. Man hat dann ein weitgehend geschlossenes Netzwerk, in dem jeder seine Produkte und Arbeitskraft im Rahmen der herrschenden Nachfrage einbringen kann. Nur wer selber leistet hat auch Verrechnungseinheiten, mit denen er Leistungen anderer kaufen kann. Ist das Netzwerk groß genug, entwickelt sich ein interner Markt, der die meisten Bedürfnisse befriedigen kann.

    1. Avatar-FotoMichael Hartl Beitrags Autor

      Hallo Lorenz (Chaosgarten),

      ich hab in dem vorhergehenden Kommentar von meiner absoluten Idealvorstellung gesprochen. War ein wenig Tagträumerei. Aber dabei ist mir natürlich die Option eines Hofnetzwerks, in dem generell versucht wird, so gewaltreduziert wie möglich zu leben und zu arbeiten, am sympathischten. Der von Dir daraus abgeleitete Rückschluss, wir würden nicht mit anderen Menschen zusammenarbeiten ist aber falsch.

      Wir stehen in gutem Austausch mit Landwirt*innen in der Umgebung, in Deutschland und in Österreich. Wir tauschen uns offen und ehrlich aus und sind sicher nicht abweisend, nur weil Menschen anders leben als wir. Wir akzeptieren auf dem gesamten Planeten, dass Tiere für menschliche Zwecke getötet werden, greifen niemanden an, die oder der durch seinen Konsum, seine Reiselust oder andere Verhalten daran mitwirkt, diesen Planeten zu vernichten, und so weiter. Vegane Menschen, zum Beispiel, beweisen im ganz normalen Alltag sehr viel Toleranz. Das möchte ich also gerne zurückweisen.

      Was Du über den Tauschhandel und Vertrauen schreibst, finde ich interessant. Ich glaube, dass es auch noch eine weitere Möglichkeit gibt, nämlich ein Netzwerk in dem nicht gemessen wird, wer wann wie viel geleistet hat, etc. Sondern in dem wir uns alle gegenseitig unterstützen und alle das bekommen, was sie für ihre Bedürfnisse brauchen.

      Liebe Grüße,

      Michael

  6. Rolf und Lisa Haidor

    Hallo Lisa und Michael,

    wollten nur mal fragen, wo in der Tschechei ihr denn Euer Domizil aufgeschlagen habt. Da wir ja im Bayrischen Wald ziemlich an der Grenze zur Tschechei wohnen, ist es ja vielleicht gar nicht so weit weg.

    Wir haben zwar fast nie Zeit um wegzufahren, aber vielleicht ergibt sich doch mal die Möglichkeit.

    Lg. Rolf und Lisa

  7. Martin

    …Jetzt wird es spannend. Dachausbau-Selbstversorgung- Geldkreislauf. Wie denkt ihr das mit den Materialkosten für den Ausbau? Irgendwo muss ja Geld herkommen; das ist für mich eine ganz spannende Angelegenheit. Gibt es in eurer Arbeitsgemeinschaft noch "Normalverdiener" oder wird auch der Geldkreislauf anders gesteuert? Ich frage deshalb so dezidiert, weil sowohl bei den "Flensburger Heften" als auch in "Alternative Lebensformen" (webpage) von Menschen berichtet wird, die sich aus dem Geldkreislauf völlig herausgelöst haben. Diese Fragen sind äußerst komplex und beschäftigen mich z.Zt. sehr.

    Ganz liebe Grüße, Martin

    1. Avatar-FotoMichael Hartl Beitrags Autor

      Hallo Martin, wir gehen, wie es an vielen Stellen steht, Schritt fuer Schritt Richtung Selbstversorgung. Und stehen dabei noch recht am Anfang – was natuerlich auch bedeutet, dass wir im Moment noch haeufig Geld in die Hand nehmen muessen. Aber nicht weil wir das wollen und fuer einen guten Weg halten, sondern weil dieses System nunmal ist, wie es ist. Aber wir versuchen auch da Schritt fuer Schritt raus zu kommen. Zum Beispiel indem Menschen, die von unseren Erfahrungen hier lernen wollen, nichts zahlen muessen – und wir uns anders herum sehr freuen, wenn uns Menschen besuchen und inspirieren, von denen wir neues lernen koennen. Oder die uns arbeitenderweise unterstuetzen, usw., usf.

      Da dieses Projekt hier ja nun schon seit 10 Jahren besteht (gab es schon vor uns…), gibt es hier zahlreiche und gute Kontakte zu vielen Menschen, die uns helfen und dabei auch von unserem Platz hier profitieren. Es gibt tolle Kontakte zu Baeuerinnen und Bauern rings herum, die uns ab und an was schenken, wir ihnen ab und an was, usw.

      Aber klar, im Moment ist immer mal wieder Geld noetig. Mal sehen. Wenn es hier in der Region irgendwann ein ganzes grosses Netzwerk aus bioveganen Hoefen und einem handwerklichen Zentrum gibt, sieht die Welt vielleicht ein wenig anders aus.

      Mich wuerde es sehr freuen, Martin, wenn Du mir Links oder aehnliches schicken koenntest, zu Geschichten von Menschen, die sich tatsaechlich vom Geld befreit haben. Und nicht von geschenktem leben, das andere mit Geld gekauft haben…. Wuerde mich wirklich sehr interessieren, welche Wege es noch gibt, um weniger vom Geld zu brauchen.

      Ob man sich ganz herausloesen kann oder muss sind zwei andere Fragen.

      Und nein, niemand hier ist mehr "Normalverdiener". Wir arbeiten von Zeit zu Zeit fuer einige Tage oder Wochen in Projekten mit, etc. Mittelfristig moechten wir einen gewissen Mehrertrag produzieren, so dass sich auch Ernte verkaufen laesst. Aber mal sehen. Wir brauchen fast kein Geld, da haben wir jetzt nicht so den Stress, Einnahmequellen zu finden.

    1. Avatar-FotoMichael Hartl Beitrags Autor

      Liebe Jutta,

      ja, wir sind mit dem Fahrrad gefahren – zumindest ein Stueck… dann haben wir uns wegen staendigen Regens und immer wieder aufkommenden Strumes dazu entschieden, dass wir weder uns noch sonstwem was beweisen muessen und es besser ist, lebend, gesund und ausgeglichen im neuen Leben anzukommen. Daher nach einem Drittel der Strecke umgesattelt auf den Zug – und damit deutlich frueher als geplant hier angekommen.

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