„He Bella, du machst doch Restaurationsökologie, kannst du mir mal helfen? Ich bekomme einen Acker, aber da wird schon seit Jahren konventionell angebaut und was für Abwässer da schon reingeflossen sind weiß ich auch nicht. Kannst du da was richten?“ hat mich vor kurzem ein Freund gefragt. Meine Antwort: „Ja, kann ich schon, aber Rezept gibt es dafür keines“
Wie man Boden reinigen kann erfährst du, wenn du weiter liest.
Dreck ist nicht gleich Dreck
Wenn Boden dreckig ist, muss ich zuerst herausfinden, was ihn dreckig gemacht hat. Viele Schadstoffe erfordern spezielle Maßnahmen, die nicht auf andere Schadstoffe anwendbar sind. Eine Verschmutzung durch Schwermetalle (anorganisch) kann ich nicht mit den gleichen Mitteln reinigen, wie eine Verschmutzung durch Pestizide (organisch). Wenn ich die falschen Methoden anwende, kann ich das Problem sogar noch verschlimmern. Der ursprüngliche Schadstoff könnte sich in etwas noch giftigeres verwandeln, oder so beweglich werden, dass er sich verteilt, wie Tinte in einem Glas Wasser. Die erste Frage lautet also: was macht meinen Boden dreckig und wie reagiert der Dreck mit anderen Bodeneigenschaften?
Schatzsuche
Im Idealfall kenne ich die Person, die meinen Acker davor bebaut hat und weiß, was darauf passiert ist. Meist ist es jedoch nicht so leicht Informationen zu finden. Die Verschmutzung kann schon Jahre zurückliegen und viele VorbesitzerInnen sind weder Gedächtnisweltmeister noch Auskunftsenthusiasten. Es gibt natürlich Untersuchungen, wie sie zum Beispiel die AGES durchführt, um herauszufinden, was sich unter unseren Füßen tummelt. Wenn ich alles durch testen muss, können diese Untersuchungen aber ganz schön teuer werden. Ohne Auskünfte ist es wie bei einer mysteriösen Schatzsuche: ich weiß nicht wo der Schatz ist, wie er aussieht oder wo ich mit der Suche beginnen soll.
Was kann ich erreichen?
Wenn ich weiß, was den Boden dreckig gemacht hat, kann ich die nächste Frage stellen: Was kann ich erreichen und was will ich erreichen? Wenn ich ein Haus bauen will, ohne mich zu vergiften, muss ich nicht die gleichen Maßnahmen anwenden, wie für Lebensmittelanbau. Oft geht das auch nicht, bei manchen Verschmutzungen kann der Level für Lebensmittelproduktion innerhalb eines Menschenlebens nicht erreicht werden. Ist der Boden zu dreckig, muss ich den Boden so nutzen, dass der Dreck keine Rolle spielt. Ich könnte zum Beispiel Pflanzen anbauen, die den Schadstoff nicht in ihren Früchten anreichern oder Biomasse zum Heizen, statt Lebensmittel.
Geht’s konkreter?
Damit du einen Eindruck bekommst, wie eine Bodenreinigung von vorne bis hinten funktionieren kann, mache ich es konkreter. Ein Acker, die Sonne brennt auf meiner Haut und der Wind peitscht mir ins Gesicht, epische Hintergrundmusik. Auf magische Weise habe ich herausgefunden, dass der Boden über Jahre hinweg mit konventionellem Phosphordünger behandelt worden ist, das Abenteuer beginnt: Phosphorgestein, welches für die Düngung verwendet wird, ist oft mit Cadmium verschmutzt. Das Cadmium kann sich so über die Jahre ansammeln und eine giftige Menge erreichen.
Rausholen oder fest machen?
Cadmium wird im Boden nicht einfach so abgebaut. Das heißt, ich kann es herausholen oder so fest machen, dass es sich nicht mehr bewegt. Ich bin für rausholen, denn wenn ich unwissentlich was ändere, wie zum Beispiel eine Pflanze anbaue, die Cadmium beweglich macht, oder veränderte Bodenfeuchtigkeit durch den Klimawandel, dann stehe ich wieder vor anfänglichen Problem.
Einfache Lösungen
Ich mag Lösungen, die billig sind und wenig moderne Technologie benötigen, daher will ich das Cadmium mit Pflanzen an die Oberfläche holen. Die Pflanzen nehmen dabei das Cadmium auf, ich ernte die Pflanzen und bringe sie dann zu einem Mülldepot, welches hoffentlich kein Loch in der Abdichtung hat.
Eignungstest für’s Grünzeug
Welche Pflanzen für sowas geeignet sind sollte vorher ausgetestet werden. Für Cadmium gibt es schon viele Tests, daher sind einige Pflanzen bekannt, die Cadmium gut aufnehmen. Die meisten dieser Pflanzen eignen sich leider nicht für große Flächen. Stellt euch vor ihr müsstet sechs Jahre lang Hirtentäschel auf einer drei Hektar großen Fläche ernten! Ich suche also eine Pflanze, die dort wächst, wo ich sie brauche und die ich bequem ernten kann.
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Rechtzeitig ernten
Sobald die Pflanze wächst und das Cadmium aufnimmt muss ich sie jedes Jahr, bevor sie das Laub verliert, ernten. Ansonsten verteilt sich das Cadmium durch das Laub wieder in der Gegend. Damit ich sicher sein kann, dass es auch funktioniert, messe ich jedes Jahr, um wie viel sich der Cadmiumgehalt verkleinert hat. Und das die nächsten fünf bis zehn Jahre.
Fazit
Ich kann Boden zwar reinigen, aber am besten bleibt der Dreck dort, wo er herkommt, nämlich im Gestein, so tief in der Erde, dass er uns nichts ausmacht.
Ich würde gerne mehr über Restaurationsökologie, also wie man Ökosysteme repariert, schreiben. Was würdest du gerne darüber lesen?
Hallo Isabella,
danke für die bisherigen Ausführungen.
Frage:
Wie lässt sich ein Gartenboden reinigen auf dem über Jahre ein Pestizid ausgetragen wurde? Lassen dich Rückstände überhaupt, wenn auch nur zum Teil eliminieren?
Danke, ich freue mich auf Deine Antwort.
Beste Grüße
Litoni
Moin zusammen!
Ein sehr spannendes Thema, was wohl leider viel zu oft in der Kiste verschwindet bzw. sich die wenigsten Gedanken drüber machen!
Auf meinem neuen Grudstück wurde bisher intensive Landwirtschaft gepflegt. Die üblichen „Verbrecher“ wie Mais und Raps wurden oft angebaut, ohne Rücksicht auf Fruchtfolge etc.
Da der Landwirt aber keine Auskünfte gibt, was er da genau gespritzt hat, ich aber auch keine Probenkosten in höheren Summe akzeptieren will, suche ich eine Methode, um den Boden schnell, preiswert und so einfach wie möglich mit vielen guten Nährstoffen anzureichern, damit meine künftige Permakultur keine (weniger) Startschwierigkeiten hat. Dazu habe ich fast ein ganzes Jahr zeit. Während der Bauphase möchte ich somit schon beginnen, den Garten zu planen und mich in die Permakultur weiter einlesen. Dabei möchte ich jedoch langsamwachsendes Gehölz (und auch Obstbäume) ganz gerne schon dieses Frühjahr einpflanzen, damit ich nächstes Jahr um diese Zeit statt grauen Boden die ersten Knospen im Garten sehe.
Gibt es also ein so.g „Allheilmittel“, womit man eine Fläche von ca. 300qm beleben kann? Wo man nichts falsch machen kann? Seit ca. 3-4 Jahren ist die Fläche nicht mehr intensiv bewirtschaftet worden.
Das Bodengutachtet spricht von einem Mutterboden auf 40cm Tiefe, danach kommen 3 Meter Sand (Fein-, Mittel,- Grobsand) in verschiedener Form und Art. Es ist außerdem recht Feucht, Staunäße ab 1,5 Meter Tiefe möglich. Der angrenzende Knick (Baumreihe, hier oben im Norden ein Biotop!), ist recht langweilig gehalten und muss durch uns jetzt mitgepflegt werden (strenge Vorschriften). Hier dürfen nur heimische Gehölze gepflanzt warden.
Generell strebe ich nach einem bunten Garten für viele Vogel, Insekten usw.
Ich weiß, es gibt Pflanzen, die ihre Nährstoffe nach dem Umpflügen dem Boden gut tun. Ist das im heimischen Garten auch umsetzbar? Und wenn ja, wie heißen diese Pflanzen?
Ich hoffe auf eure Tipps, Erfahrungen und vor allem von Dir, Bella, einen Hinweis über die Möglichkeit, dem Boden etwas Frische einzuarbeiten!
Liebe Grüße aus dem hohen Norden,
Kristina
Hallo Kristina,
Ein Allheilmittel… naja. Es gibt Techniken, die in der Praxis immer wieder angewendet werden, weil man nicht für jedes Problem ein Forschungsteam anheuern kann, um die perfekte Lösung zu finden. Das wären: Festmist ausbringen, Leguminosen ansäen (frag mal im Lagerhaus) und Kalk. Die stimulieren das Bodenleben und die Bodenstrukturbildung sehr stark. Das könnte auch beim Abbau von Spritzmittelrückständen helfen, weil diese, sofern sie auf organischen Verbindungen beruhen, von Mikroorganismen abgebaut werden, die wiederum viel organische Substanz benötigen. Mit Kalk musst du allerdings vorsichtig sein. Er hilft zwar bei der Strukturbildung und kurbelt das Bodenleben an, beschleunigt dadurch aber auch den Hummusabbau. V.a. hilft Kalk nichts, wenn du eh schon viel davon im Boden hast. Bei Festmist gilt eher „viel hilft viel“. Eine weitere Möglichkeit ist Komposttee. Wurmkompost auf größeren Flächen auszubringen ist ja wegen der Kosten und der benötigten Menge etwas unrealistisch, aber Komposttee könnte sich auszahlen. Der stimuliert auch die Mikroorganismenaktivität und hilft dadurch bei der Verfügbarmachung von Nährstoffen.
Es gibt noch ein paar andere Pflanzen die dem Boden gut tun, weil sie ihn tiefgründig lockern, wie z.b. Löwenzahn und Distel, die würde ich aber nicht ausbringen, denn die wieder weg zu bekommen wäre schwer.
Ja… recht feucht… wenn die Staunässe erst in 1,5m Tiefe auftritt, dann würde ich mir keine Sorgen machen.
Die Frage ist auch, wie schwer dein Boden in Mitleidenschaft gezogen ist. Wenn er bis vor kurzem noch zur Produktion genutzt wurde ist er vermutlich ein wenig verdichtet, der Humusgehalt ist vielleicht etwas niedrig und das Bodenleben ist nicht ganz auf der Höhe. Wenn du ihn jetzt schonend bewirtschaftest, dann wird er sich bestimmt schnell erholen. Hier gibt’s noch einen weiteren Artikel zum Thema. Es geht um Böden, die wirklich sehr schwer geschädigt wurden: https://www.beobachterin.com/bodenrestauration-in-oesterreich-ein-interview/
Mir ist vor kurzem das Thema Schwarzhumus / biochar ins Bewusstsein geraten.. dabei fiel auch in einem Nebensatz, dass Holzkohle dabei helfen könnte, Boden zu reinigen.. nebst anderen äußerst interessanten Aspekten..
Weißt du da genaueres?
Grüße aus UK,
Jana
Hi Jana,
Wenn wir von einem langjährig verschmutzten Boden ausgehen frage ich mich, wie man die Holzkohle wieder aus dem Boden bekommt, wenn die Schwermetalle gebunden sind. Die Biochar ist ja dann im Boden eingearbeitet (nehme ich an) und soll auch dort bleiben, daher würden auch die Schwermetalle dort bleiben, bis sich die Kohle zersetzt und sie wieder freigibt.
Diese Technik könnte jedoch z.B. in Stadtböden angewandt werden, die kontinuierlich mit Feinstaub belastet sind. Man könnte die Kohle grob auf den Boden ausbringen, Schmermetallhältiger Feinstaub wird somit in der Kohle gebunden bevor er den Boden erreicht. Hin und wieder müsste man halt die Kohle austauschen und auf die Deponie bringen.
Hallo,
das ist ein sehr spannendes Thema!
Mich interessiert insbesondere mit welchen Schadstoffen der Gärtner in der Stadt zu kämpfen hat.
Da mein Garten in der Feinstaubmetropole Stuttgart liegt und auch an meinem Haus regelmäßig die Grenzwerte durch Feinstaub überschritten sind, frage ich mich, was dies mit meinen essbaren Pflanzen macht.
Ist es unbedenklich in der Stadt Kräuter, die direkt im Boden wachsen, zu ernten? Ich habe hier prachtvollen Rosmarin, Salbei, Oregano, Zitronenmelisse, Minze, Thymian.
Ist es überhaupt möglich in derart verdreckten Städten Obst oder Gemüse zu ernten ohne sich zu vergiften?
Gibt es vielleicht eine Institution bei der man Proben auf Schadstoffe testen lassen kann?
Viele Grüße
Katrin
Hallo Katrin,
Ja, das sind wichtige Fragen. Feinstaub kann sich auf den Blättern ablegen und dadurch die Photosyntheseleistung deiner Pflanzen senken, quasi wie mineralische Sonnencreme. Ob die Pflanzen dadurch für Menschen ungenießbar werden hängt von mehreren Faktoren ab. Erstens: wie nahe steht die Pflanze zur Straße? Normalerweise sinkt die Schwermetallbelastung innerhalb weniger Meter neben der Straße rapide ab, d.h. 20m neben der Straße ist der Boden schon wesentlich weniger belastet als direkt daneben. Dies hängt jedoch auch von der Windrichtung ab, wird der Dreck verblasen können auch 100m weiter noch viele Schwermetalle vorhanden sein. Zweitens: nimmt die Pflanze die du essen möchtest die Schwermetalle auf? Hier lässt sich schwer verallgemeinern, da sich oft schon die Sorten stark unterscheiden, z.b. Basilikum Sorte XY nimmt viel Cadmium auf, Basilikum Sorte VZ nimmt kaum Cadmium auf. So weit ich weiß gilt Obst allerdings als sicher. Hier noch ein Link dazu: https://stadtfruchtwien.wordpress.com/2014/04/26/wie-essbar-ist-die-stadt-uber-schwermetalle-in-stadtgemuse-und-stadtobst/
Man kann die Belastung in deinem Garten garantiert messen, ich kenne jedoch leider keine Labors in Deutschland. Am besten du suchst nach einer Uni die Bodenkunde anbietet und kontaktierst das entsprechende Institut. Üblicherweise kennen die Professoren einige Labors in der Umgebung oder führen die Tests sogar selbst durch.
Hallo Isabella,
mich interessiert das Thema auch sehr und ich habe mich sehr über deinen Artikel gefreut.
Hast du dich schon mal mit Chemtrails und deren Auswirkung auf unsere Böden beschäftigt? Hast du evtl. sogar Schadstoffergebnisse von Böden gesehen, die den Chemtrails „ausgesetzt“ sind?
Herzliche Grüße,
Julia
Also ich finde das Thema ebenfalls sehr spannend, also bitte gern weitere solche Artikel. Vlt. baust du auch mal konkrete Infos zu bestehenden Äckern ein, die du gereinigt hast, ein paar Hintergründe, wo Gefahren unterschätzt wurden oder sowas. :)
Hi Micha,
Das ist ein guter Tipp. So viel Erfahrung habe ich noch gar nicht, dass ich sagen könnte wo Gefahren häufig unterschätzt werden… da werde ich doch gleich mal meinen Prof fragen.
Liebe Bella,
wir verstehen deinen Artikel leider großteils nicht. Bitte könntest du noch einmal erklären oder definieren, was du unter „Dreck“ verstehst bzw. was für dich „konv.“ Phosphordünger ist.
Danke
Liebe Grüße
Sabine
Hallo Sabine,
Dreck habe ich als Synonym für alle möglichen Arten von bodenbelastenden Stoffen oder Stoffkonzentrationen gewählt. In diesem Sinne kann Dreck z.B. Glyphosat oder auch giftige Konzentrationen von Eisen bedeuten. Als konventionellen Phosphordünger verstehe ich Dünger, der z.B. von Yara International, aus phosphorhaltigem Gestein hergestellt wird. Dieses Gestein wird in Minen abgebaut und besteht nicht vollständig aus Phosphor, sondern es finden sich auch andere Elemente darin, wie zum Beispiel Cadmium. Das ist meist keine Nachlässigkeit der Firma, sondern das liegt daran, dass es keine 100% reinen Gesteine gibt. Dieses Gestein wird dann weiter aufbereitet und landet letztendlich als Dünger auf unseren Feldern.
Hey Bella,
mir ist beim Lesen eine Frage gekommen:
Wenn man beispielsweise Cadmium mit Pflanzen bindet, wie entsorgt man das dann fachgerecht? In einem Endlager wie Gorleben?
Es würde mich freuen, in Zukunft mehr über deine Arbeit zu lesen. :)
Alles Liebe,
Philipp
Das ist eine gute Frage. In bestimmten Fällen ist eine Rückgewinnung möglich. Ich weiß jedoch nicht wie das funktionieren könnte, das geht zu sehr in Richtung Abfallwirtschaft. Im Fall einer Rückgewinnung könnte man das Material weiter verwenden für z.B. Elektronikbauteile oder was man halt mit Cadmium sonst noch macht. Ohne Problemmüll wird es jedenfalls schwierig. Das Cadmium kommt ja aus dem Gestein, welches normalerweise über Jahrtausende zersetzt wird, es würde sich dadurch im Herkunftsgebiet ausreichend verteilen (oder auch nicht, es gibt auch Gebiete die ohne menschliches Zutun eine sehr hohe Arsenbelastung haben). Durch die mineralischen Dünger haben wir diese Verteilung räumlich und zeitlich komprimiert. Die Theoretische Option wäre also das Cadmium weiträumig in unserem Ökosystem zu verteilen. Ich weiß aber nicht, ob das noch geht, denn wenn wir zu viel Cadmium auf einmal freigesetzt haben, dann klappt das mit dem weiträumig verteilen nicht mehr.
Hallo Isabella,
gibt es denn eine „einfache“ Möglichkeit um Verunreinigungen und Verschmutzungen im Boden zu erkennen? Gibt es Anzeigerpflanzen, oder eignen sich PH-Tests?
Viele, komplizierte Fragen, aber ich würde gerne einen Boden einschätzen können, bevor ich Nutzpflanzen anbaue. Man will sich ja schließlich nicht selbst vergiften.
Mit besten Grüßen,
Christian
Hallo Christian,
Gute Frage! Es gibt bestimmte Pflanzen, die auch auf schwermetallbelasteten Böden wachsen, wie z.B. das im Artikel erwähnte Hirtentäschel. Wenn also die Vegetation insgesamt sehr spärlich ist, einige dieser Zeigerpflanzen auftreten und der Boden gewisse Charakteristika aufweist könnte man auf eine Schwermetallbelastung schließen. Jedoch könnte die angetroffene Vegetation genauso aussehen wie wenn die Fläche einfach zu trocken ist. Zudem ist es für eine Sanierung entscheidend die „Speciation“ zu kennen. Das heißt welche und wie viel der verschiedenen Formen des selben Elements vorhanden ist (z.B. Eisen II oder Eisen III). Zudem muss man weitere Bodeneigenschaften wie die „Kationenaustauschkapazität“ kennen um sich ein Sanierungskonzept zu überlegen. Um das Labor kommt man also nicht herum. Einfache Feldtests, wie z.B. für den pH-Wert gibt es nicht, Böden mit Schwermetallen haben jedoch oft einen sehr niedrigen pH-Wert.
gutes thema das viele Hausbesitzer interessieren könnte wäre ggf wie die Asbestabnwässer von alten Dächern sich auf das umliegende Gartenlant auswirken und ob es da sinnvoll ist etwas zu tun, und was. :D
(des schreib ich natürlich GANZ uneigennützig ;) das asbest dacht kommt grad runter, und wird mit schiefer ersetzt)
Hi Sonja,
ja, das ist ein guter Hinweis. Ich habe vor ein paar Wochen an einem Permakultur-Workshop teilgenommen, wo das auch thematisiert worden ist. Es gibt verschiedene Arten von Asbest, einige davon enthalten Nickel und Eisen. Das könnte bei großen Mengen und günstigen Abbaubedingungen zu einer Schwermetalanreicherung führen. Ich denke jedoch, dass Asbest in erster Linie für Tiere gefährlich ist, da ja die Kristalle schädlich fürs Gewebe sind.
das heißt einfach weiter bodenpflege betreiben und doch keinen Apfelbaum pflanzen? seufz
Keine Panik auf der Titanik oder nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Die größte Gefahr bei Asbest besteht ja beim physischen Kontakt mit den Asbestkristallen, die werden dem Apfelbaum vermutlich nichts machen.
Auch bei Asbest mit Nickel sollte ein Apfelbaum in der Regel kein Problem sein, da sich Schwermetalle in den oberen Bodenschichten anreichern, und die Wurzeln weiter unten sind. Somit kommen sie nicht mit dem – ich betone – hypothetischen Nickel in Kontakt. Aber vielleicht enthält dein Dach ja gar kein Nickel und dann ist es auch egal, denn Asbest besteht sonst nur aus Magnesium, Silizium, Eisen, Sauerstoff und Wasserstoff. Alles ungiftig, außer wenn das Eisen zu hohe Konzentrationen erreicht. Die Schadstoffbelastung ist bei einem Stadtspaziergang vermutlich höher.
Ein super interessanter Artikel wie so oft von euch! Lg Babsi
Hallo Isabella,
danke für Deine Ausführungen zu diesem spannenden Thema!
Es ist spätestens seit Tschernobyl bekannt, dass Pilze neben anderen Schadstoffen sogar radioaktives Material aufnehmen können.
Das Thema Mykorestaurierung und die Anwendung im eigenen Garten würde mich interessieren, weil ich denke, dass man auf diese Weise vielleicht schneller den Boden sauber bekommen kann als mit Hilfe von Pflanzen.
Im Internet sind die Infos hierzu aber spärlich gesät, da es ein recht junges Forschungsgebiet zu sein scheint. Hast Du damit Erfahrungen gesammelt?
Herzliche Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
Freut mich, dass du dich für Mykorestauration interessierst. Vielleicht kennst du ja das Buch von Paul Stamets „Mycelium Running“, in dem er verschiedene Anwendungen für Mykorestauration vorstellt. Dazu gibt’s auch einen TED-Talk. Eine weitere Option wäre die Uni-Bibliothek der Boku aufzusuchen, wo es einige Bücher zum Thema Mykorrizen gibt, da ist bestimmt auch was zu Mykorestauration dabei.
Ich habe keine spezifischen Erfahrungen mit Mykorestauration, meiner Meinung nach kann Mykorestauration jedoch nur bei organischen Verschmutzungen zum „Sauber Machen“ eingesetzt werden. Bei Schwermetallen taugen Pilze nur zum Filtern, sodass der Wasserkreislauf weniger stark belastet wird. Paul Stamets sieht das zwar anders, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Pilz derart viel Schadstoffe aufnimmt, oder so große Fruchtkörper macht, dass man damit Schwermetalle tatsächlich herausholen kann.
Falls du nach der Lektüre mit deinem eigenen Boden herumexperimentieren möchtest, dann bitte nur mit Erde in Eimern und Trögen. Einfach irgendwelche Pflanzen und Pilze unkontrolliert auszubringen kann die Bodenorganismen ganz schön durcheinander bringen und vielleicht den Betroffenen Schadstoff beweglich machen, sodass er sich ins Grundwasser bewegt oder von anderen Pflanzen aufgenommen wird.