…wenn Du morgen sterben würdest

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Von Michael Voit (geb. Hartl)
20. Dezember 2011

Immer wieder wird die Frage gestellt: Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest, dass Du morgen sterben würdest. Und meist kommen die immer gleichen Antworten, die wie die Frage meist viel zu kurz greifen. Meist gefolgt von: Warum lebst Du dann nicht jeden Tag, wie wenn es Dein letzter wäre?

Es geht einfach nicht darum, jeden Tag zu leben, als wäre es der letzte – auch wenn unsere Gesellschaft als Ganzes so lebt, als gäbe es kein morgen. Wir sollten jeden Tag so verantwortlich leben, als würden wir noch ewig leben. Oder so, als würden uns die nächsten Generationen tatsächlich interessieren.

Feder am Wasser

Wenn man die Eingangsfrage ein wenig anders stellt, wird es aber interessanter, finde ich. Wenn Du wüsstest, dass Du jetzt stirbst, und Du blickst auf die letzten 10 Jahre Deines Lebens zurück – hast Du so gelebt, dass Du jetzt zufrieden und ohne schlechtes Gewissen gehen kannst? Hat Deine Haupttätigkeit im Leben, also meist Deine Arbeit, wirklich Sinn gemacht? Würdest Du rückblickend manche Dinge anders machen? Gibt es Prioritäten, die Du anders setzen würdest? Genug Erfüllung im Leben gehabt? Genug Zeit für wichtige Menschen? Hast Du oft genug in und mit der Natur gelebt? Hast Du Dich ausreichend selbst verwirklicht?

Wenn Du Dir solche Fragen ehrlich beantwortest, solltest Du ziemlich genau wissen, was Du die nächsten 10 Jahre anders leben und gestalten könntest, als die letzten zehn. Denn das Leben mag endlich sein, aber die meisten von uns verbringen eine Zeit hier, die lang genug ist, gut gestaltet zu werden.

Weil Du es wert bist!

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

8 Gedanken über “…wenn Du morgen sterben würdest

  1. Frühling

    Die Frage nach meinem Tod und wie ich mein Leben gestalte, hinsichtlich meiner Endlichkeit ist wichtig. Für mich stellt sich auch eine andere Frage:

    Und was ist, wenn heute einer meiner geliebten Menschen stirbt?
    Habe ich mit diesem Menschen in den letzten Jahren die Beziehung so gelebt, wie ich es mir im Angesicht dessen Todes wünschen würde?
    Wie kann ich diese Beziehung in der nächsten Zeit so leben, dass ich beim Rückblick in Frieden Abschied nehmen kann?

    Beziehungen sind doch das, was unser Leben trägt und reich macht. Sie machen unser Leben NACH-HALTIG. Beziehungen verändern sich laufend, so wie sich das Leben verändert. Da kann von Arbeit gesprochen werden, wenn eine Beziehung mit diesen Veränderungen mitwachsen soll. Und wenn wirklich ein Mensch gestorben ist, dann gilt es wieder eine neue Beziehung zu gestalten. Einmal im Hier und Jetzt mit den Lebenden und dann auch im Hier und Jetzt zum Verstorbenen.

    Denn selten verändert sich im Leben so viel, wie wenn ein naher Mensch stirbt. Das Umfeld ändert sich, Freunde wissen nicht wie umgehen mit den Trauernden und das Thema Trauer ist ein TABU, denn sich fiktiv mit dem eigenen Tod auseinander zu setzen ist die eine Sache, mir den Tod eines anderen Menschen auszumalen bzw. mein Leben danach, eine ganz andere.

    Warum soll ich mir Gedanken machen, dass ein anderer Mensch stirbt? Weil es mein Leben beeinflusst, weil mein Leben kein Solo-Leben ist. Und meine Trauer ist auch keine Solo-Trauer – hoffentlich. Da bin ich froh, dass es Aspetos gibt und ich nicht alleine durch muss.

    Und was, wenn heute einer meiner geliebten Menschen stirbt?

  2. Kerstin

    Hallo ihr Lieben,

    ich halte es mit Marc Twain. I never schooling interfere with my education.

    Was ich davon habe?

    Selbstständigsein, kein geregeltes Leben, kein pünktliches Gehalt und kein einziges planbares Lebensjahr.

    Was ich davon habe:

    Ich mache, was ich will und ich kann jeden Tag problemlos in den Spiegel sehen. Ich habe mit vielen unterschiedlichen Menschen gearbeitet und alles gelernt, was ich wisse wollte.Mein Leben ist allerdings nicht vom Selbstversorgertum geprägt. Mein Schwerpunkt sind Heilpflanzen und Heilkunde. Ich bin mehr der Wald und Wiesenernter und auf eine Art und Weise so auch ein beginnender Selbstversorger.:)

    Das Schöne an dieser Art Leben ist, dass du jederzeit weisst, was dein Sinn im Leben ist und was du tust, tust du mit Liebe und Hingabe. Es ist mir egal, wenn ich nachts um 4 noch Fliederernte oder am Computer arbeite und es ist mir ebenso egal, wenn ich nach drei Stunden Schlaf aufstehe um meine Findelkatzemkinder zu füttern. Es macht finanziell nicht reich, aber innerlich. Dieses Leben hat mir eine bunte Welt voller Schönheit und Vielfalt geschenkt, die ich Nach bestem Wissen und Gewissen lebe, verarbeite, konserviere und beschütze. Der Weg ist das Ziel. Wem nützt es schon auf ein Leben hinzuarbeiten, dass eventuell durch Krankheit, sonstige Änderungen nie eintritt.

    Danke für den wunderschönen Bericht und die total interessanten Kommentare dazu.

    1. Doris

      Hi Kerstin,
      du schreibst mir aus der Seele! Dass ich eine solche Lebenseinstellung erreicht habe ist meinem verfrühten Rentnerdasein zu verdanken. Dadurch wurde ich auf mich selbst geworfen, war desorientiert, als ob ich mein Leben aufgegeben hätte. Das ist auch wie ein kleines Sterben.
      Dennoch habe ich erst durch diesen Zusammenbruch mein Inneres kennen gelernt und schätze jeden Tag auf’s neue!
      Dass du jeden Tag oder Nacht für dich mit Freuden und Erfahrung füllen kannst, DAS ist wichtig! Siehe Katzenkinder nachts füttern oder einem wunderbaren Vollmond am Nachthimmel anzusehen oder einfach Freude an einem gemeinsamen Essen mit Freunden haben.
      Wenn wir fähig werden, diese göttlichen Glücksmomente in Erinnerung zu behalten, wenn wir unsere Freude am Leben jeden Tag neu kultivieren, dann sind wir doch im Strom des Lebens und brauchen uns keine Sorgen machen, Wenn ich meinen Körper zurücklasse wünsche ich mir nur, dass mein Zimmer einigermaßen aufgeräumt ist :-)))
      Für alles andere habe ich schon vorgesorgt.
      Und das tut unwahrscheinlich gut! Ich bin zwar erst 63 aber dennoch.

      Ein Dankeschön an Michael, der dieses Thema angeregt hatte!
      LG
      Doris

  3. Michaela

    Schöne Gedanken! Manch einer macht sich Gedanken darüber, was wohl NACH dem Tod ist. Und du hast recht, dabei sollte man an die nachfolgenden Generationen denken!!! Es freut mich, dass du dir aber vor allem Gedanken darüber machst, was du VOR dem Tod machst. Denn darauf haben wir selbst Einfluss und können unsere Schöpferkraft darür einsetzen :-)

  4. Anja

    Tja, wenn ich morgen streben würde, würde ich wahrscheinlich trotzdem in meine Gärtnerei fahren und nach dem Rechten sehen. Da die Tätigkeit des Geldverdienens doch einen erheblichen Anteil des Tages in Anspruch nimmt, ist es am Idealsten, wenn man diese Tätigkeit gerne tut. Also sieht das Ideale Leben selbstbestimmt aus, da es erheblich das Wohlbefinden steigert. Der Weg dahin kann lang sein, aber wenn man am Ende seines Lebens ein Gefühl hat, es erreicht zu haben, dann ist man sicherlich zufrieden.

  5. tigerundbaer

    "Denn das Leben mag endlich sein, aber die meisten von uns verbringen eine Zeit hier, die lang genug ist, gut gestaltet zu werden."

    Und auch jede noch so kurze Zeit kann "gut" gestaltet werden und mehr Sinn in sich tragen als viele Jahre … 39 Tage können viel verändern. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen, in allen Bereichen des Lebens.

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