Mistwürmer und Wurmhumus: Wie lege ich eine Wurmzucht an?

Eine kleine Kindergeschichte

Von Kai Behncke
22. März 2016

Diese kleine Kindergeschichte soll den Blick einmal auf den Regenwurm (genauer: Auf den Mistwurm) lenken und erzählen, was Mistwürmer so im Boden tun. Mistwürmer und Wurmhumus: Erzählt wird, warum Mistwürmer wichtig für eine nachhaltige und ökologisch-sinnvolle Bodenbearbeitung sind und wie jeder Mensch sich für einen guten Wurmbestand und viel gesunden Wurmhumus engagieren kann, z.B. durch eine Wurmzucht.

Und los gehts :-)

Wo leben Mistwürmer und was fressen sie?

Eines Tages fragte der kleine Wubbje Rodolfo den Regenwurm Robert, was er denn eigentlich den lieben langen Tag so machen würde?

Robert war froh endlich einmal über seine Taten erzählen zu können: „Nun, genau genommen bin ich ja ein Mistwurm. Mistwürmer sind noch eine etwas andere Art als Regenwürmer. Wir leben zumeist in den Komposthaufen der Menschen. Dort fressen wir dann z.B. Brot- und Gemüsereste, Eierschalen, Tee- und Kaffeereste. Ganz toll finden wir auch Kuh-, Pferde- und Kaninchenmist. Bevor wir uns dieses Essen in den Bauch schlagen wird es aber von ganz vielen kleinen Kollegen angefuttert, wie z.B. Asseln und Milben oder auch kleinen Bakterien. Wenn diese das frische Futter etwas angenagt haben, dann kommen wir gerne dazu. Das ist dann regelrecht eine Wurmzucht. In einer Handvoll Boden leben Millionen und Abermillionen von diesen winzigen Mikrolebewesen.“

Rodolfo staunte, „Ach, das hätte ich nicht gedacht. Und das ist alles, was Ihr gerne fresst?“

„Nein Nein“, sagte Robert. „Wir Mistwürmer fressen auch gerne durchfeuchtetes Papier und auch Pappe.“ „Ihr fresst Pappe?“, fragte Rodolfo ungläubig. „Und das soll schmecken?“

„Oh ja. Wir können Pappe zu einer leckeren Mahlzeit umwandeln. Die Stoffe in der Pappe sind für uns wichtige Nahrungsbestandteile. Außerdem ist es unter der Pappe schön dunkel, ihr wisst ja, Licht mögen wir nicht besonders. Wenn es sehr viel regnet, dann verlassen wir manchmal den Boden, um nach Luft zu schnappen. Unter einer Pappe können wir atmen und es bleibt schön dunkel und feucht, das finden wir toll. Und uns sieht keiner: Wir werden also auch nicht gefressen…“

Welche Lebensbedingungen mögen Mistwürmer? Wurmzucht für Anfänger

„Ist das eigentlich wirklich so, wenn man Euch zerteilt, dass dann 2 Würmer wachsen?“ erkundigte sich Rodolfo interessiert.

„Oh nein, das steht zwar in vielen Büchern, aber es stimmt nicht. Einer der beiden Teile wird leider sterben. Um überleben zu können, wenn uns z.B. ein Vogel fressen will, dann müssen wir einen kleinen Teil abspalten, aber der andere Teil überlebt“, sagte er gut gelaunt.

Schon in einer kleinen Wurmkiste können über 1000 Mistwürmer leben„Und wenn wir tolle Bedingungen im Komposthaufen, also eine gute Feuchtigkeit, eine Temperatur zwischen 10 und 25 Grad und auch genügend  Futter haben, dann vermehren wir uns ganz flott. Aus einem Wurm werden dann pro Jahr gerne schon mal 15 Stück. Manche Menschen betreiben regelrecht eine Wurmzucht, das schätzen wir sehr. Im Winter müssen wir aber in tiefere Bodenschichten fliehen können, denn oben ist es oft zu kalt. Toll ist es auch, wenn der Komposthaufen mit Draht nach unten und zu den Seiten abgesichert wird. Dann fressen uns nämlich keine Wühlmäuse oder Maulwürfe. Und wenn ab und zu etwas Kalk auf den Boden gestreut wird, dann wird er nicht zu sauer und wir Mistwürmer fühlen uns wohl. Und wenn dann noch ein Baldrian-Extrakt, also aufgekochter Baldrian mit Wasser vermischt, auf dem Kompost verbreitet wird: Das Paradies! „

Rodolfo wurde nun wirklich neugierig. „Aus Euch werden pro Jahr bis zu 15 neue Mistwürmer? Hui, das ist aber viel.“

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Robert nickte eifrig mit seinem kleinen Wurmkopf: „Bei guten Lebensbedingungen legen wir mehrfach im Jahr kleine Kokons, also so etwas wie kleine Eier. Wenn wir immer etwas zu Fressen haben und auch sonst alles im Komposthaufen stimmt, dann schlüpfen dort kleine Würmchen aus.“

Mistwürmer und Wurmhumus

„Und eines, lieber Rodolfo, ist ganz besonders toll. Wir machen den besten Boden der Welt. Wir haben eigentlich ständig Hunger. Und das, was wir dann verdauen, das gelangt später als nährstoffreicher Wurmhumus in den Boden. In unseren Mägen liegen oft kleine Sandkörnchen und es sind dort auch viele kleine Bakterien. Die zermahlen das Futter ganz ordentlich. Und wir durcharbeiten die ersten zwanzig Zentimeter des Bodens immer wieder. Ein Stückchen Gurke können wir wieder und wieder fressen, teilweise drei bis 4mal, bis wirklich nichts mehr übrig bleibt.“

„Der Rest im Wurmhumus sind dann wertvolle Pflanzennährstoffe. Der Wurmhumus und die enthaltenen Stoffe stellen eine Art Medizin im Boden dar. Diese sorgen für ein gutes Wachstum und auch dafür, dass Keimlinge nicht krank werden. Das ist so, als ob Du täglich einen Tee mit Salbei, Minze und Kümmel gegen Husten trinkst“.

Rodolfo verzog sein Gesicht. Erkältungstees mochte er eigentlich nicht, aber er wusste, dass diese gut tun. Robert erzählte lächelnd weiter.

Regenwürmer leisten einen tollen Beitrag für eine gute Ernte„Die Stoffe im Wurmhumus helfen auch gegen verschiedene Schimmelkrankheiten. Vielleicht hast Du an Sträuchern schon einmal bräunlich-gelbe Tomaten gesehen? Das ist dann die Tomatenkrankheit „Braunfäule“. Unser Boden aber, wenn wir unsere Reststoffe eingegeben haben, hilft, diese Krankheit zu heilen. Wir sind also eigentlich das Krankenhaus von Boden und Pflanzen, ohne uns würde es schlecht aussehen.“

„Gebt Ihr den Pflanzen denn auch Spritzen und Tabletten?“, fragte Rodolfo.

„Manchmal schon gewissermaßen. Unsere Erde ist eigentlich besser als jede Spritze. Auch wenn wir den Boden durchwühlen finden die Pflanzen das ganz toll. Sauerstoff kommt dann hinein und der tut dem Boden gut. Wir sorgen auch dafür, dass der Boden Wasser speichern kann. Wir sorgen für eine Struktur im Boden, dass dieser einem Schwamm gleicht. Wenn es dann dolle regnet, dann wird das Wasser aufgesogen und später von den Pflanzen aufgenommen. Die freuen sich dann unwahrscheinlich darüber. Das Wasser bleibt ihnen also lange erhalten.“

Regenwürmer beissen nicht

„Gibt es denn etwas, was Ihr garnicht mögt?“

„Wir mögen kein saures Obst, wie z.B. Orangen, Ananas oder Zitronen. Auch gespritzte Pflanzen sind giftig für uns, genau wie Chemie. Ist in einem Garten viel chemischer Dünger eingesetzt, dann hauen wir ab, sind die Leute aber selber Schuld!“, meckerte Robert.

„Oha, ich hätte nie gedacht, dass ihr so eine wichtige Funktion ausübt. Ab heute sehe ich Euch mit ganz anderen Augen“, sagte Rodolfo.

„Das ist schön :-) Und abschließend möchte ich noch sagen:“

  • Wurmzucht ist ganz einfach und man benötigt kaum Zeit und nur wenig Platz
  • Wurmzucht kostet so gut wie kein Geld und Küchen- oder tierische Abfälle werden prima genutzt
  • Wurmhumus ist als Dünger (oftmals) wirksamer und definitiv gesünder für Pflanzen und Boden als chemische „Fertigprodukte“

Mehr zum Thema „Wurmzucht und Wurmhumus sowie Bodenverbesserung durch Mistwürmer“ gibt es auf wurmpalast.de

Und abschließend noch ein kleiner YouTube-Film, der das alles noch veranschaulicht:

Vielleicht habt Ihr ja Lust selber aktiv zu werden? Es kostet kaum etwas und Ihr leistet einen großen Beitrag zur lokalen Bodenverbesserung. Euer Biomüll wird sinnvoll vor Ort verwertet und die Pflanzen freuen sich. Besucht doch einfach mal die oben genannte Seite und informiert Euch :-)

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

5 Gedanken über “Mistwürmer und Wurmhumus: Wie lege ich eine Wurmzucht an?

  1. Kathreen von "Mach mal"

    Das ist mal ein sehr, sehr interessanter und auch sehr schön geschriebener Beitrag :D Ich muss zugeben, dass ich als Kind auch gerne Würmer gezüchtet hätte, aber heute traue ich mich einfach nicht mehr die Dinger anzufassen. Aber dennoch, ihren Nutzen kann keiner abstreiten :) Liebe Grüße, Kathreen von „Mach mal“

  2. markus

    ich habe vor ein paar tagen unten aus meinem warmkomposter den reifen kompost rausgeholt. habe nicht einen einzigen wurm gesehen, obwohl der kompost schon 3 jahre da steht. auch im jahr zuvor wo ich den kompost umgesetzt hatte, konnte ich nur 1-2 würmer entdecken, die sahen aber eher nach normalen würmern aus, als nach kompostwürmer.

    nun meine frage, wie komme ich zu kompostwürmer im kompost?
    sind das andere würmer als die normlen regenwürmer in meinem gartenbeet?

    mir ist alles klar über das thema, nur nicht wie ich die „starter-würmer“ kriege?

    danke für hilfe

    1. wormssavetheworld Beitrags Autor

      Hallo Markus,
      unter info@wurmpalast.de kannst Du Startwürmer bestellen (1000 Stück kosten 25 Euro + 4 Euro Versand).
      Die Kompostwürmer sind in der Tat nicht die „klassischen“ Regenwürmer sondern es sind „Mistwürmer“ (Eisenia foetida/Eisenia Andrei, Dendrobena Veneta).
      Regenwürmer leben in großen Tiefen, Mistwürmer leben in der Regel in den ersten 20 Zentimetern des Bodens.

      Viele Grüße, Kai

  3. jana

    Ich bin gerade in England am wwoofen und finde mich voller Begeisterung in die Wurmkompost-Thematik ein.. in der reaktivierten Wurmkiste ist seit einiger Zeit wieder gut was los :)
    Süßer Artikel!

    Jana

  4. grüner Alltag

    Hallo Kai,
    Wir hatten zwei Jahre lang eine Wurmkiste in einer Abstellkammer auf dem Balkon und haben die kleinen Tierchen dabei sehr zu schätzen gelernt. Der Dünger war das beste für unsere Pflänzchen und wir konnten unseren Biomüll sinnvoll verwerten. Danke für deine Anleitung und die süße Würmergeschichte. Auch wir haben unsere Wurmkiste selbst gebaut, es muss nicht so ein teurer gekaufter Wurmkomposter sein. Heute kompostieren wir unseren Biomüll bei meinen Eltern im Garten und haben letztes Wochenende fleißig Erde für unser Hochbeet gesiebt.
    Liebe Grüße,
    ~Anne

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