Anleitung für eine sanfte Waldwirtschaft

Von einem Buch über die vernünfitge Waldwirtschaft

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Von Michael Voit (geb. Hartl)
11. Februar 2014

Einer meiner Träume ist seit längerem, für ein Stück Wald verantwortlich sein zu dürfen. Im Moment handelt es sich dabei gerade mal um vielleicht 1.500 Quadratmeter – also viel zu wenig, um allein daraus den eigenen Holzbedarf zu stillen. Es sollen mal einige Hektar sein. Wie viele genau, wird das Leben zeigen – kann ich mir ja nicht aussuchen.

Ich helfe aber bereits viel in Wäldern rings herum und bekomme dann von dort auch meinen Anteil Holz. Daher bilde ich mich auch gerne rund um das Thema Holz-Wirtschaft und Forstwirtschaft fort. Vieles, was es dazu gibt, ist trockene Literatur und sehr auf schwere Maschinen wie Harvester ausgerichtet. Ersteres zerstört die Lesemotivation. Zweiteres die Waldböden.

(Harvester sind riesige Holz-Ernte-Maschinen. Diese beschleunigen das Bäume fällen und entasten massiv. Der Preis sind verdichtete Böden und die Ausrichtung des Waldes auf die Maschine. Sprich: Monokultur in Reih‘ und Glied.)

Waldwirtschaft geht auch anders!

Foto vom Cover des Buches Mein Wald von Peter Wohlleben

Nun bekam ich eine Kombination in die Hand, die beides anders macht: Das Buch „Mein Wald – nachhaltig, sanft, wirtschaftlich“. Auf dem Cover schon ein Rückepferd statt einer schweren Maschine! Und der Autor für mich kein Unbekannter: Peter Wohlleben. Von ihm hab ich auf dem Blog vor knapp zwei Jahren das Buch „Bäume verstehen“ vorgestellt. Daher habe ich sehr gehofft, dass er seinen klugen Zugang zu Bäumen, seine feinfühlige Art und seine langjährige Erfahrung als „alternativer Förster“ in ein Fachbuch gut einfließen lassen wird.

Und das hat er! Das Buch ist in vier Bereiche aufgeteilt, die ein Rundum-Bild ergeben:

  • Einführung
  • Praxis
  • Gefahren für den Wald
  • Waldwirtschaft ohne Holzeinschlag

Schon in der Einführung gefällt mir der Stil von Peter Wohlleben sehr gut. Er räumt mit verschiedenen Missverständnissen auf und zeigt die Folgen der heute üblichen Art der Forstwirtschaft. Die Schäden für den Boden, die Folgen für die Bäume und wie sich diese in der Fichten-Monokultur summieren.

Im Praxisteil erklärt er sehr verständlich und mit vielen Fotos die unterschiedlichen Arbeitsschritte in einem nachhaltig bewirtschafteten Wald. Er zeigt, dass es sogar wirtschaftlicher ist, langfristig gedacht, wenn auf Harvester und andere „Übermodernisierungen“ verzichtet wird. Ein Plenterwald mit viel Handarbeit ist das Ziel. Weil es besser ist für den Wald und weil es besser ist für die Waldbesitzer*innen.

Foto eines Pferderückers mit Rückepferd
Waldarbeiter mit Rückepferd.

Im letzten Teil des Buches zeigt Peter Wohlleben dann verschiedene Wege, wie ein Wald noch natürlicher wachsen kann. Durch ein Ende des Holzeinschlags. Und er zeigt verschiedene Beispiele, wie anderenorts trotzdem wirtschaftliche Erlöse mit dem Wald möglich sind. Was in heutigen Zeiten für Waldbesitzer*innen durchaus eine wichtige Frage ist. Lösungen liegen hier beispielsweise im Naherholungsbereich und in Wald-Führungen für interessierte Menschen.

Wer ist die größere Gefahr für den Wald: Borkenkäfer oder Jäger?

Mein Lieblingskapitel aber wurde der dritte Bereich des Buches: Wald in Gefahr. Denn der Autor greift hier die Themen auf, die häufig in Diskussionen rund um die Waldwirtschaft am heißesten diskutiert werden. Und schließt sich nicht der Mehrheitsmeinung an, sondern zeigt fundiert, dass manche Dinge vielleicht anders sind, wie sie gerne dargestellt werden. Ein wahrer Segen, finde ich, da ich bisher meist mit sehr ähnlichen Positionen recht alleine dastand in Diskussionen.

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So greift er, um zwei Beispiele zu nennen, sowohl das Thema Jagd auf, als auch den Borkenkäfer. Ein kurzer Ausschnitt über den Borkenkäfer:

Alle Jahre wieder können Sie in den Zeitungen von sogenannten Borkenkäferepidemien lesen. Ganze Wälder werden dabei von den Insekten überfallen, zerfressen und tot zurückgelassen. Schuld sind heiße, trockene Sommer, milde Winter, der Klimawandel, nur eines nicht: die falsche Waldbaustrategie. Worin die wahren Ursachen liegen, wird bei einem Blick in natürliche Ökosysteme deutlich.

Das Wichtigste gleich vorneweg: Ein gesunder Waldbestand kann nur in den seltensten Fällen das Opfer von Insekten werden.

Ausschnitt aus dem Buch „Mein Wald“ von Peter Wohlleben, Seite 163

Und auch das in unserer Gesellschaft oft heikle Thema Jagd bespricht er. Anders als es manchen vielleicht lieb wäre, denn er ist für eine deutlich stärkere Bejagung. Von Pflanzenfressern. Von denen gibt es nämlich bis zu 50-mal so viele gibt, als es natürlich wäre. Diese stark zu bejagen und aufzuhören sie zu füttern sind zwei seiner Forderungen. Und er möchte, dass Beutegreifer wie Fuchs, Luchs und Wolf nicht mehr gejagt werden. Also eine ganz andere Jagd, als es heute üblich ist. Denn so wie es heute gemacht wird, sind aus Sicht des Autors die Folgen der Hege und Pflege eine der größten Belastungen für den Wald.

Mein Fazit

Foto vom Inhalt des Buches - Buch liegt mit einer Axt auf einem Holzpflock

Das Buch ist mein absoluter Tipp für alle Menschen, die über ein Stückchen Wald verfügen. Und für alle, die über Forstwirtschaft mitreden wollen. Fünf Sterne von fünf! :)

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Mein Wald – nachhaltig, sanft, wirtschaftlich

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

5 Gedanken über “Anleitung für eine sanfte Waldwirtschaft

  1. Sandra

    Hallo!

    Ich wollte nur den Lichtblick geben, dass das, was in dem Buch geschrieben wird, heutzutage auch „schon“ Lehrmeinung an den Hochschulen ist. So z.B. Waldschutz auf ökologischer Grundlage durch naturnahe stabile Wälder zu betreiben und nicht mit Gift. Das ist auch schon längst in den Köpfen der heutigen Förster angekommen. Nicht umsonst wird in vielen Ländern Waldumbau betrieben und auch staatlich gefördert. Eine stärkere Bejagung wird auch von jedem gesunden Forstmann gefordert, da es Ziel und teilweise schon gängige Praxis ist den Wald natürlich und ohne Zäune zu verjüngen. Die einzigen die kein Fan davon sind, sind eben die nicht mit der Forst verbundenen Jäger…
    Noch eins zur Holznutzung: Die aufzugeben wäre fatal, weil Holz ein vielseitiger umweltfreundlicher Rohstoff ist und mit viele künstlichen Stoffen in den unterschiedlichsten Bereichen konkuriert. Was aber gibt es Nachhaltigeres und Umweltfreundlicheres als Holz aus unseren eigenen Wäldern? Will man lieber Importe aus den Tropen?

    forstliche Grüße
    Sandra

  2. Mic Oechsner

    Das klingt sehr gut – wird wohl ein Weihnachtsgeschenk für unseren Bio-Wald-Bauern hier. Ich wiederum empfehle gerne dieses Buch eines lieben Freundes von mir: http://www.amazon.de/Die-Zeit-Waldes-Bilderreise-Geschichte/dp/3861508370/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1395345083&sr=8-1&keywords=zeit+des+waldes
    Auch hier finden sich (logisch) die angesprochenen Aussagen zu Nachhaltigkeit und Jagd wieder. Ausserdem findet man in diesem Buch wirklich sehr gute Fotos von Waldstücken, die über Jahrzehnte hinweg beobachtet wurden. Hochinteressant!

  3. sternchen

    Vielen Dank für die Buchempfehlung!
    Das erinnert mich an mein Forststudium im guten alten Tharandt, wo Carlowitz‘ Nachthaltigkeitsbegriff noch heute gelehrt wird.
    Mich hatte damals noch was Buch Waldwende von Bode/Hohnhorst inspiriert.
    Das empfohlene Buch wäre bestimmt mal wieder eine Auffrischung :-).

  4. Luise

    Interessant, das Buch wird dieses Jahr dann Geburtstagsgeschenk für meinen Mann. :)
    Falls du dir auch gerne mal englische Bücher anschaust, kann ich dir „The Woodland Way“ von Ben Law empfehlen. Er beschreibt eine alternative Waldwirtschaftsweise nach Permakulturprinzipien.

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