Wir versuchen hier am Hof so viel unseres Saatgutes wie möglich selbst zu gewinnen. Dies ist nicht nur im Sinne der Ernährungssouveränität unbedingt anzustreben, sondern auch finanziell interessant. Denn dadurch muss weniger Saatgut zugekauft werden. Um einiges mehr fällt finanziell die Vermehrung von Büschen, Bäumen und manch anderer größeren Pflanze ins Gewicht.
Genau für diesen Bereich habe ich mir ein Buch gewünscht, das für jede Pflanze beschreibt, wie sie mit hoher Erfolgsaussicht zu vermehren ist. Das Buch „Nachwuchs im Garten“ von Wolfgang und Marco Kawollek verspricht genau das für „mehr als 600 Pflanzen“. Das Buch ist für rund 10 Euro im Ulmer-Verlag erschienen.
Pflanzen vermehren leicht gemacht
Das Dank dem DIN-A-5-Format recht handliche Buch ist hierzu gut eingeteilt. Zu Beginn werden die allgemeinen Grundlagen der Pflanzenvermehrung vermittelt. Welche Methoden gibt es im Groben (generativ / vegetativ), welches Werkezug und welches Material hilft einem weiter? Die verschiedenen Methoden werden in diesem Teil des Buches allgemein vorgestellt und ausreichend erläutert.
Danach folgen fünf Kapitel, in denen auf unterschiedliche Pflanzengruppen speziell eingegangen wird:
- Bäume und Sträucher
- Stauden
- Sommerblumen
- Zimmerpflanzen, Balkon- und Kübelpflanzen
- Gemüse und Kräuter
Diese Kapitel beginnen mit einer speziell auf den jeweiligen Pflanzentyp zugeschnittenen Vertiefung der Vermehrungsmethoden und -techniken. Danach folgt eine alphabethische Auflistung unterschiedlicher Pflanzen der Gruppe. Hierbei werden die deutschen Namen zum Ordnen verwendet. Die lateinischen Namen werden ebenfalls mit angegeben.
In diesem Teil wird für jede einzelne vorgestellte Pflanze kurz und knapp erklärt, in welchen Monaten man mit welcher Methode herangehen sollte, um gute Ergebnisse zu erzielen. Dies kann sehr knapp und präzise erfolgen, da die Methoden selbst hier ja nicht erneut erklärt werden müssen. Diese Aufteilung des Buches empfand ich beim Lesen als sehr gut. Ich freue mich auf die praktische Erprobung im Lauf diesen Jahres.
Unkritische Empfehlungen
Leider bleibt auch an diesem Buch eine negative Kritik nicht aus. Gleich zu Beginn werden Jiffy-Pots – also Torf-Töpfe – empfohlen, ohne ein Wort über die Herkunft von Torf und dessen damit verbundenen Schattenseiten zu verlieren. Ebenso werden bei den Substraten und Erden, die laut dem Buch „die wichtigsten“ sind, vier aufgelistet, von denen drei aus Torf sind – oder großteils aus Torf bestehen.
Unabhängig davon, ob eine Methode in der heutigen Zeit als „normal“ gilt oder es angeblich keine vernünftigen Alternativen gibt, muss bei bestimmten Punkten auch auf Missstände hingewiesen werden. Dies haben die beiden Autoren Kawollek leider unterlassen. Torf tötet, wie eine seit langem laufende Kampagne es klar benennt. Mehr Infos über die hässliche Seite von Torf auf der Website des BUND.
Fazit
Abgesehen von diesem sehr unguten Ausrutscher ist das Buch insgesamt zu empfehlen. Die Größe des Buches und sein Preis erklären, dass auf die Vermehrung von Obst-Bäumen durch Veredelung nicht eingegangen wird. Ebenso sollte niemand erwarten, dass die eigene Vermehrung von Saatgut für jede Pflanze beschrieben wird. Das ist nicht der Fall. Die Saatgutgewinnung wird am Anfang des Buches sehr gut erklärt – ohne aber auf jede einzelne Pflanze einzugehen.
Das Buch ist also ideal für all jene unter Euch, die ein Nachschlagewerk für die Vermehrung von Bäumen, Büschen, Stauden, Zwiebelpflanzen und Zimmerpflanzen über Stecklinge, Absenker und ähnliche Methoden suchen. Dort spielt das Buch absolut seine Stärken aus: Klein, handlich und mit knappen Beschreibungen.
Nachwuchs im Garten: Pflanzen vermehren leicht gemacht
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Hallo Michael!
Ein Frohes Neues Jahr wünsche ich dir!
Ich habe das Buch gelesen und die Sache mit dem Torf habe ich auch bemängeln müssen. Schade, dass auch heute noch so kritiklos damit umgegangen wird.
VG
Elke