Ist Euch eine Gurke überreif geworden und mittlerweile eher braun und mit einer harten Schale? Super! Dann ist die auf dem besten Weg in die Samenreife! Oder habt ihr eine Zucchini übersehen und die ist nun groß wie ein Walfisch-Baby? Ebenfalls toll! Und wenn Du jetzt noch zustimmst, dass Du Dich vor überreifen Tomaten nicht mehr retten kannst, dann freu Dich mit mir, denn der Spätsommer steht vor der Tür – und damit die Hoch-Zeit der Saatgut-Vermehrung!
Ein Buch welches uns dabei seit Jahren mehr als treue Dienste erweist, ist das Handbuch Samengärtnerei. Dies wurde von Andrea Heistinger geschrieben. Sie wurde dabei von den Saatgut-Erhaltungs-Initiativen Arche Noah und Pro Specie Rara unterstützt. Und die praktischen Erfahrungen, die von allen drei Seiten bei dem Thema da sind, machen das mittlerweile zehn Jahre alte Buch zu einem wirklichen Schatz.
Hintergrundwissen für kluge Entscheidungen
Das Buch beginnt für eine Übersicht über das Thema Saatgutvermehrung mit der Klärung ganz grundsätzlicher Fragen: Warum überhaupt Saatgut selbst vermehren? Und warum ist eine Nutzpflanzenvielfalt überhaupt wichtig? Diese Frage dürfte sich aber für die meisten Menschen nicht so sehr stellen, die 29,90 Euro für ein Fachbuch ausgeben. Dieser Teil dient also eher der Unterfütterung der eigenen Überzeugung mit weiteren, guten Argumenten.
Der deutlich wichtigere Part des ersten Teils des Buches ist die Einführung in den Gemüse-Samenbau. Hier wird übersichtlich, in sinnvoller Reihenfolge das grundlegende Wissen vermittelt, das für ein gutes Saatgutvermehren vorhanden sein sollte. Denn wenn über Generationen von Pflanzen das Saatgut erhalten werden soll, muss die Entwicklung der Pflanzen beachtet, also selektiert werden. Es muss ein Verkreuzen verschiedener Arten verhindert werden. Ein bisschen was sollte man über die Befruchtung, die Samenernte und die Behanldung und Lagerung der Samen wissen. All das, und noch ein bisschen mehr, wird auf 35 Seiten vermittelt.
Gemüsesaatgut selbst vermehren
Im nun folgenden Hauptteil des Buches werden auf weiteren 350 Seiten der Reihe nach verschiedene Gemüse porträtiert. Dabei geht es nicht um die Gemüse an sich, sondern natürlich um deren Saatgut und wie Du das selbst auf einem professionellerem Niveau angehen kannst. Dazu wird zu jedem Gemüse ausführlich genug auf die Bestäubungsbiologie, den Samenbau und die Samenernte eingegangen, damit die richtige Menge an Elternpflanzen ausgewählt werden können, Abstände oder Maßnahmen zur Verhinderung von Verkreuzungen bekannt sind und so weiter. Um auch über Jahre die Pflanzen nicht nur zu vermehren, sondern auch deren speziellen über unzählige Jahre entwickelten Sortenmerkmale zu erhalten, werden diese samt Auslesekriterien angegeben.
Abgerundet werden die einzelnen Pflanzenportraits mit der Züchtungsgeschichte und Angaben, wie die jeweilige Pflanze gesund erhalten und vor bestimmten Insekten geschützt werden können. Beim ein oder anderen Pflanzenportrait gibt es zusätzlich dann sogar noch Geschichten rund um bestimmte Sorten, interessante Kulturanleitungen aus alten Fachbüchern oder auch mal das ein oder andere Rezept.
Fazit
Für alle, die ihr Saatgut selbst im Garten gewinnen wollen, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Natürlich kann man erste Versuche einfach mal so starten. Mini-Anleitungen dazu haben wir hier auf der Website ja zum Beispiel zu Tomaten oder Gurken. Wer aber ernsthaft und über Jahre sein Saatgut vermehren möchte, und es vielleicht sogar in Samentauschkreisen weitergeben will, sollte dafür Sorge tragen, dass auch die nächste Generation die Sorteneigenschaften aufweist, die es uns wert sein lässt, uns mit ihrer Vermehrung zu beschäftigen.
Und dieses Buch vermittelt das Rüstzeug dazu!
Handbuch Samengärtnerei – Sorten erhalten. Vielfalt vermehren. Gemüse genießen.
Mal eine Frage! Ich bekomme jede 2 Woche ein Biokistern mir Pordukten von unserer gegend. im vorigen Herbst wahren da Kürbise drin. Ich abe die Samen ervolgreich zum Keimen gebacht und es haben sich auch wunderschöne große Pflanzen gebildet nur leider sobald eine Frucht sichbar ist fault sie und weg. Hat das jetzt mit den Samen zu tun oder ist das einfach ein bech . Kann ich davon ausgehen das bei Bio Pridukten die Samen immer keinpaar sind?
Du kannst leider auch bei Bio-Gemüse nicht immer davon ausgehen, dass sie samenfest sind. Keimen werden sie so gut wie alle, wenn die Pflanze ausgereift war – aber es gibt schon auch im Bio-Bereich viel Anbau von Hybrid-Pflanzen. Ein weiterer Punkt ist, dass viele Gemüsebauern, wenn sie Kürbisse anbauen, mehrere verschiedene Sorten anbauen. Da verkreuzt sich dann auch unter Umständen so manches.
Wenn Kürbisse recht schnell an der Pflanze zu faulen beginnen, kann das aber auch einfach ein Feuchtigkeitsproblem sein. Hat es sehr regelmäßig geregnet? Oder hast du es besonders gut mit dem Gießen gemeint?
Hallo Leute, falls es euch interessiert ich hätte da auch noch ein Buch – weil mal weiter oben die Frage auftauchte wegen Samentauschen.
„PFLANZENSAMEN, sammeln, trocknen, tauschen.“ (von Josie Jefferey)
Da gibt´s auch Anleitung WIE man Samen gewinnt und WIE man Samen in Samenbanken tauscht.
lg Bettina
Hallo,
Ihr habt eine der wichtigsten Aufgaben erkannt, die es gibt! Ich möchte auch mein Saatgut selber produzieren. Wo kann ich die ersten Samen für fertile Pflanzen bekommen?
Ich habe noch nichts zum tauschen. Ich kann halt nur bezahlen. Vielen Dank für Eure Hinweise. edgarlotz@gmx.de
Naja, such Dir einen Hof oder ein Projekt, wo sie selbst Saatgut vermehren und ergattere dort eines. Offiziell anbauen und verkaufen von Saatgut ist in der EU so ein Thema… (siehe: https://nanu-magazin.org/10-fragen-z… )
Ansonsten eben kaufen und darauf achten, dass die Samen "samenfest" sind – zur Not nachfragen! In Deutschland z.B. von Dreschflegel, in Österreich von Arche Noah oder Reinsaat. Adressen der drei findest Du unter https://delicious.com/michael_hartl/saatgut+bio
Man könnte doch auch Samen von vielen Pflanzen tauschen.
Da hätte ich das Buch: Pflanzensamen sammeln, trocknen, tauschen (Josie Jeffery) zu empfehlen.
Vermehren aus gekauftem Obst und Gemüse geht mit Hybriden oft nicht. Wenn es nicht klappt, muss es nicht am mangelnden grünen Daumen liegen. Es ist gewollt, dass die Früchte 'impotent' sind. Auch bei Samenpäckchen aufpassen, dass man samenfeste Sorten kauft. Sonst klappt es nicht.
toll ich möchte das auch in NRW machen wer ist dabei?