Permakultur

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Von Michael Voit (geb. Hartl)
22. Oktober 2011

Für jede*n Praktizierende*n ist Permakultur sicher etwas anderes. Was auch gut so ist. Der Permakultur-Ausbilder Patrick Whitefield sieht aber eine grundlegende Idee, hinter der wohl die meisten stehen werden:

Die Grundlage dürfte sein, natürliche Ökosysteme als Modelle für unsere eigenen menschlichen Lebensräume zu nehmen. Natürliche Ökosysteme sind schon laut ihrer Definition nachhaltig. Wenn wir verstehen, wie sie funktionieren, können wir Dank dieses Verständnisses unsere eigenen Leben nachhaltiger gestalten.
aus The Earth Care Manual, Patrick Whitefield, frei übersetzt von mir

Rund um diese Basis-Idee gibt es nun zahlreiche Ausprägungen, die sich sehr grob betrachtet zwischen zwei Polen auffächern. Diese beiden Pole unterscheiden sich fast schon grundlegend.

Von Maschinenliebhaber*innen und Naturverbundenen

Auf der einen Seite gibt es Menschen, die sagen, sie machen Permakultur, die mit zum Teil irrem maschinellen Aufwand die Natur an unsere Bedürfnisse anpassen, um danach von Systemen zu sprechen, die wie die Natur aufgebaut seien. Da werden zahllose Bagger und teils Hubschrauber eingesetzt, gesunde Böden, die Wasser aufnehmen und abgeben können, künstlich verdichtet, um Wasserrückhaltebecken zu erschaffen und so weiter. Da scheint es, dass lediglich die Projektfläche gesehen – und nicht eine holistische Betrachtung weit über diese hinaus mit einbezogen wird. Dadurch kann der Eindruck entstehen, die Idee sei also, sich zu überlegen, was man anbauen oder haben möchte – und die Grundlagen dafür dann zu schaffen, fast schon egal wie.

Auf der anderen Seite sind Verteter*innen des naturnahen Anbaus wie Masanobu Fukuoka, die sich oft selbst gar nicht als Permakulturist*innen sehen. Dort ist die Idee eher umgekehrt, also sich anzusehen, was die Natur um einen herum macht. Was schon da ist. Und dann anzubauen, was sich dort eben einfügt. Mit möglichst minimalen Eingriffen und möglichst wenig Störung des Lebens.

Foto einer bioveganen Mischkultur beim Sonnenaufgang - entstanden am Hof der Familie Langerhorst

Lisa, Michael und die Permakultur

Dies sind natürlich die beiden „Extreme“ und dazwischen findet sich so ziemlich jede Abstufung. Uns war diese klare Unterscheidung der „extremsten Ausprägungen“ wichtig, denn auf diesem Blog kommt das Wort „Permakultur“ immer wieder mal vor. Wenn das nun jemand hier liest und dabei an eine*n Vertreter*in der ersten Gruppe denkt und dann denkt, so arbeiten Lisa und Michael – nein, das möchten wir nicht, das wäre ein total falsches Bild.

Wir sind, neben vielen anderen Einflüssen, von der zweiten oben beschriebenen Gruppe inspiriert und streben für uns und unseren Weg zu gärtnern eine bio-vegane, naturnahe Anbauweise in Harmonie mit dem Netzwerk des Lebens um uns herum an.

Wir machen keine Permakultur in dem Sinne, dass wir dies als Ideologie oder einzig richtigen Weg sehen würden. Wir lassen uns von der Permakultur inspirieren, experimentieren mit vielen der Ideen und Prinzipien der Permakultur und freuen uns, dass diese Landbauweise, diese Garten-Vision, diese neue Art des Lebens und Gärtnerns mit der Natur so viele Überschneidungen mit unseren eigenen Ideen und Vorstellungen hat.

Danke, Bill Mollison!

Uns gefallen viele der Ideen und Konzepte, die in der Permakultur zusammengetragen wurden. Mit der Permakultur wurden ja nicht Anbauweisen oder Gartenkonzepte neu erfunden. Der riesige Verdienst von Bill Mollison war, dass er seit langem funktionierende Konzepte und Ideen, die es weltweit verstreut gab, zusammengetragen, in Verbindung miteinander gesetzt und sie verglichen hat. Daraus ließen sich grundlegende Prinzipien ableiten, aus denen Bill Mollison Planungsmethoden für das Design von (zunächst) Gärten entwickelte.

Verantwortlich handeln – wundervolles mit-gestalten

Daraus erwuchs eine Bewegung, die immer größer wird und für mehr und mehr wundervolle Projekte sorgt. Einzelne Personen, die den Namen Permakultur verwenden und dann Raubbau an der Natur begehen oder vormals naturnahe Flächen massiv umgestalten, müssen dabei genauso akzeptiert werden, wie das Auftreten von rein auf Geld fokussierten Leuten. Beides ist in jeder wachsenden Bewegung normal, sollte aber auch gesehen und thematisiert werden. Die Permakultur erfordert und fördert eben auf allen Ebenen einfach kritisches Denken und unideologisches Handeln – eine Verantwortung, die jede Person sowieso immer im Leben zu tragen hat.

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Wenn wir uns die heutige Permakultur-Bewegung in Summe betrachten, freut es uns sehr zu sehen, wie die meisten Menschen, die sich als Praktizierende bezeichnen, wunderschöne Gärten und erntereiche Landbau-Konzepte erstellen und umsetzen.

Dies ist ein Artikel des Glossars. In diesem wollen wir bei bestimmten Begriffen erklären, wie wir sie verstehen.

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

2 Gedanken über “Permakultur

  1. Rob

    Mit den Maschinenliebhabern meint ihr vielleicht den Sepp Holzer. Hierzu habt ihr sicherlich recht, aber man sollte auch die Gründe für einen Maschineneinsatz sehen. Die Frage ist, ob man mit dem maschinellen Einsatz frühere Fehler behebt wie zum Beispiel Flussbegradigungen, das zuschütten von Tümpeln und Teichen usw.. Will man diese Fehler rückgängig machen ohne maschinellen Einsatz wird man es schwer haben und seine körperliche Gesundheit aufs Spiel setzen.

    Kurz gesagt geht es also um den sinnvollen Einsatz von Maschinen. Eine Maschine ist ja dazu ersonnen worden, schwere oder komplizierte Arbeit dem Menschen abzunehmen – nicht mehr und nicht weniger.

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