Mein eigener Apfelsaft!

Wohin mit all dem Obst? Ab in die Korbpresse damit!

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Von Michael Voit (geb. Hartl)
5. September 2018

Welche Freude, wenn große Mengen Obst reif werden: Jeden Morgen durch den Garten spazieren und teilweise noch taunasses Obst sammeln. Frische Beeren, Birnen oder Äpfel beim Frühstück. Marmeladen und halbierte Früchte einkochen. Kuchen mit Obstbelag. Frischen Obstsalat am Nachmittag. Mmmmm.

Aber von einigen Obstsorten, gerade Äpfel, Quitten oder Birnen, gibt es zur Erntezeit schnell so viele, dass die Regale mit den Einmachgläsern übergehen und man gar nicht alles frisch verzehren kann. Klar, ein Teil wird sauber eingelagert – aber wohin mit den angeschlagenen Früchten, wenn alle Einmachgläser voll sind? Ab in die Korbpresse und Most daraus pressen!

Foto von zahlreichen Äpfeln in einer hellblauen Schubkarre

Meine kleine Obstpresse für SelbermacherInnen

In meinem Garten stehen derzeit zwei Apfelbäume mit nennenswertem Ertrag. Alle jungen Obstbäume, die in den letzten Jahren gepflanzt wurden, tragen erst eine Handvoll Früchte. So lange ich eher kleine Mengen Obst habe, reicht auch eine kleine Obstpresse. Beim Kauf hab ich also nach einer Saftpresse Ausschau gehalten, die nicht gerade für den Großbetrieb gedacht ist.

Was war mir wichtig:

  • nicht sehr groß, damit sie wenig Platz beim Lagern braucht (steht ja den Großteil des Jahres ungenutzt da)
  • gute Qualität, weil ich gerne Dinge nur einmal kaufe
  • möglichst wenig Metall, kein Plastik

Die 10-Liter-Obstpresse aus dem Autarkieshop von Wohnwagon, die ich dann gefunden habe, kam per Post – und ich war erstmal überrascht, wie klein sie mir vorkam.

Auf los geht’s los!

Die Obstpresse hatte einen „Beipackzettel“ dabei, in dem Pflege und Verwendung beschrieben wird. Darin wird eine Methode empfohlen, die ich noch nicht kannte: Das Obst mit einer Küchenreibe fein reiben. Wow, das klang nach viel Arbeit!

Aber nur, weil ich es bisher anders kannte, wollte ich mich nicht davon aufhalten lassen. Also ging es mit viel Freude und Kleinarbeit daran, das Obst zu waschen, Schlagstellen und faulendes herauszuschneiden und die Äpfel dann zu reiben.

Foto von Äpfeln im Korb, beim Waschen in einer Plastikwanne, auf dem Schneidbrett und beim Reiben

Spannend zu sehen war, dass sich in der Schüssel mit den geriebenen Äpfeln von alleine schon sehr viel Saft bildete. Auch war dieser geriebene „Apfelbrei“ danach beim Pressen sehr ergiebig, das muss man dieser Variante lassen. Für überschaubare Mengen an Obst ist das also durchaus ein guter Weg, um eine möglichst hohe Saftausbeute zu erreichen. Zukünftig würde ich aber alleine schon aus meinem Effizienzwunsch heraus dann doch eher wieder auf eine Obstmühle setzen, um das Pressgut vorzubereiten. Das ist natürlich mit der Presse genauso möglich.

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Bevor es nun plätschern kann im Auffanggefäß, kommt ein Presstuch in den Korb, damit es auch feine Stücke nicht zwischen den Holzstreben des Korbes herauspressen kann. In dieses Presstuch wird das Pressgut gefüllt, Holzdeckel drauf, Spindel eingefädelt und schon wird gedreht und gepresst und gesaftet.

Der eigene Most. Noch unvergoren, aber dazu in der Lage. Frisch getrunken ein unschlagbares Getränk. Abgekocht oder mit Meerrettich roh konserviert in Flaschen abgefüllt als Saft. Oder zu Obstwein oder Obstessig weiterverarbeitet.

Lohnt es sich, den eigenen Saft zu pressen?

Für mich ist die Antwort ein ganz klares Ja! Obst pressen ist eine feine Sache – egal, ob man den eigenen Jahresbedarf an Saft und Essig selbst herstellt oder eben weniger. Wenn es – nach dem ausgiebigen Verkosten des frischen Saftes – auch nur drei Flaschen werden, die ich mir einlagern kann – dann ist das auch weltklasse! Und gibt allen Beteiligten an dem Vorgang ein anderes Gefühl, eine andere Wertschätzung für das Produkt. Jede Flasche, die dann wie der edelste Wein aus dem Regal geholt wird, wird Schluck für Schluck genossen.

Und was Erwachsene wie Kinder beim selbst Pressen von Äpfeln oder Birnen mitbekommen, ist sowieso unbezahlbar: Die Verbindung zu einem Lebensmittel, die Freude beim gemeinsamen Tun und der Geschmack des Selbstgemachten. Ein Geschmack nach Freiheit und Selbstermächtigung, der viel köstlicher als alles schmeckt, das ich kaufen kann.

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Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

5 Gedanken über “Mein eigener Apfelsaft!

  1. eddy

    Servus,
    habe dieses Jahr das erste Mal Apfelsaft gepresst. Da diese Mühlen jedoch recht teuer sind, hab ich sie mit einem alten Gartenhäcksler gemahlen (so ein billiger, für Äste schwach, für die Äpfel perfekt). Meine Presse ist etwas größer.
    Zum Haltbarmachen: mir ist grundsätzlich nicht klar, ob man den Saft nach Presstuch und normalem Küchensieb nicht doch noch mal einen Tag absetzen lassen sollte, und dann das Abgezogene weiterverarbeiten. Möglich, dass mir der viele Satz die Experimente zum Haltbarmachen versaut hat.
    – Zuerst mal die einfachste Methode, im Internet gelesen, ist das Stoppen der Bakterien durch Druck. Also solide Flasche mit starkem Deckel bis ganz oben füllen, und dann getrennt von anderem einlagern. Eine hatts mir zerrissen, die andere war Champagner. Hier aber die Frage, ob mit weniger Satz die Gärung schwächer verlaufen wäre.
    – Dann mit Meerrettich, nur hab ich das wohl falsch verstanden, der sollte ja im Flaschenhals nicht direkt im Saft stehen, war bei mir aber so, und daher mit starkem Rettich-Geschmack nicht genießbar. Hatte aber gegärt, war auch Champagner!
    – Am sichersten, den Saft direkt in Flaschen sterilisiert, dabei aber am besten den Verschluss beim Kochen noch nicht festziehen, den Druck durch Ausdehnung brauchts ja nicht. Auch hier der Satz am Flaschenboden 3cm hoch. Ist gerade fürs Verschenken unschön.
    – Dann, nicht zu vergessen, Natur-Cidre machen, also den bei mir recht süßen Saft einfach im Bottich mit Wasserpipette vergären lassen (wer mag kann dann ja wie bei der Traubenweinherstellung Zucker zusetzen, damit er hochprotzentiger wird). Nach zwei Wochen ein Überschäumen des Bottichs, wieder zu viel Satz? Hab ihn gestern abgezogen. Da ich sowas noch nie getrunken hab, kann ichs nicht beurteilen, aber man kanns trinken, Essig ist er nicht ;-) Hält sich so bestimmt über den Winter.

  2. Hotte

    moin Michael ,

    je größer die vor Jahren gepflanzten Bäume werden um so mehr Obst wird es .
    Da mußte ich mir auch was einfallen lassen und bin auf Apfelessig
    gekommen . Einfach eine Weithalstonne sauber machen , dann halb oder 3/4 voll mit Äpfeln oder auch Quitten , Birnen usw füllen . Die Tonne dann mit Wasser fast vollmachen , Deckel drauflegen und auf den Deckel ein Gewicht.
    Werden es mehrere Tonnen kann man sie auch übereinander stellen , nur den Deckel darf man nicht mit dem Stahlreifen zumachen .
    Die Bakterien verstoffwechseln ja den Zucker und es entsteht allerhand Gas ( ich glaube CO2 ) das entweichen können muß .
    Das Wasser zieht dann da die Vitamine und Aromastoffe ja wasserlöslich sind alles gute aus den Früchten heraus und ich kann den Saft mit einem Schlauch abziehen . Dazu müssen die Tonnen aber wenigstens 2-3 Monate stehen . Je nach Gegebenheiten kann man dann aber auch ein 2tes oder drittes Mal erneut Wasser auffüllen , aber die Intensität des Geschmacks läßt dann natürlich nach.
    Das Verfahren hat den Vorteil daß die Umwandlung des Zuckers kontrolliert stattfindet und der Saft auf jeden Fall genießbar bleibt.
    Preßt man hingegen Apfelsaft aus der dann ja noch den Fruchtzucker hat kannes passieren daß der von selber anfängt zu ragieren und man hat schrecklich schmeckenden und ungenießbaren Essig .

    lG Hotte

  3. Cosima

    Lieber Michael!
    Danke für den schönen Artikel! Wir haben dieses Jahr auch Saft aus Apfel und Rote Bete gepresst – auf der Straße in einem Wohnviertel zusammen mit vielen großen und kleinen Menschen, was ein schönes und gemeinschaftliches Erlebnis war. Wir hatten eine Hydropresse (gehörte einem Menschen aus der Straße) – was ich zuvor nicht gesehen hatte und wovon ich ziemlich beeindruckt war.
    Die Obstpresse, die du jetzt hast, sieht wunderschön aus und ich hab auch gelesen, dass das Obst bei Berührung mit Eisen schneller oxidiert. Dennoch interessiert mich total, welches deine Gründe sind, weshalb du möglichst kein Metall bei der Presse haben möchtest und freue mich sehr über eine Rückmeldung.
    Alles Gute,
    Cosima

  4. Maggie

    hallo michael, das hab ich heuer auch gemacht und es keine sekunde bereut. hab mir eine gebrauchte obstpresse und eine mühle gekauft (allerdings mehr metall als deine) und es keine sekunde bereut. so gut, der selbst gemachte saft, und ganz ohne zusätzlichen zucker. es stimmt, die wertschätzung ist eine ganz andere als hätte ich mir die gleiche flasche gekauft. und zum glück sehen das auch alle anderen in der familie so.
    dein letzter satz gefällt mir am allerbesten und er drückt genau das aus, was auch ich immer empfinde wenn wir die selbstgemachten köstlichkeiten dann essen oder trinken.

    war schön, wieder mal etwas von dir zu lesen!

    maggie

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