Die Stille Zeit ist da. Wir sind eingeschneit und somit sind die meisten Arbeiten im Freien zum Erliegen gekommen. Holz sägen und hacken, ab und an ein wenig Schnee räumen. Ansonsten: Zeitgewinn. Zeit für vieles.
Besuch empfangen.
Reden.
Nachdenken.
Die letzten Monate Revue passieren lassen.
Durch die Reaktionen der Gesprächspartner*innen und durch Nachdenken und Reflektieren werden viele Punkte klarer. Alleine schon wenn man Teile des Projekts ausformulieren oder detaillierter erklären muss, werden ganz andere Gedankengänge ausgelöst. Dadurch reifen manche Ideen erst richtig heran oder werden einem erst selbst voll bewusst. Als Ergebnis habe ich den Eindruck, als würde die Projektidee nicht in ihrer Komplexität wahrgenommen.
Ein Mosaik besteht aus mehr als einem Steinchen
Für uns sind all die Einzelteile der Gesamtidee völlig klar und stimmig – macht für uns ja jedes Teil ohne das andere nur bedingt Sinn. Wie bei einem Mosaik ergibt sich erst aus einer gewissen Entfernung und mit Verständnis betrachtet das stimmige Gesamtbild.
So ist allein schon das Wort „Selbstversorgung“ für viele eng umrissen mit Nahrungsanbau in der Menge, die die Selbstversorger*innen selbst benötigen. Manche nehmen noch energetische Selbstversorgung dazu, also zum Beispiel Holz zum Heizen. Und nur die wenigsten denken noch an Kleidung, Baustoffe und ähnliches. Und aller meist denken Menschen bei „Selbstversorgung“ an individuelle Selbstversorgung.
Nur sehr selten lernen wir Menschen kennen, die auch an eine Selbstversorgung im nicht-materiellen Bereich denken. Oder Selbstversorgung auch als Konzept für ganze Dörfer und Regionen begreifen.
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So ist durchaus eine Selbstversorgung mit Bildung und Gesundheitswesen denkbar. Oder Mobilität. Pflege unserer Mitmenschen mit erweiterten Bedürfnissen.
Selbstverwaltung und Verantwortung
Für was brauchen wir große Teile der Gesundheitsindustrie, wenn wir das Leben auch so einrichten können, dass es uns nicht krank macht? Warum genau sollen wir für ein Bildungssystem zahlen, dass als einziges Ziel hat, Menschen für die Wirtschaft verwertbar zu machen, anstatt uns gegenseitig in Bildungswerkstätten zu unterrichten? Warum unsere pflege- oder unterstützungsbedürftigen Mitmenschen in Heime geben, die existieren um Profit zu erwirtschaften, anstatt sie liebevoll in unserer Mitte aufzunehmen?
Viele weitere dieser Fragen ließen sich stellen – aber es klingt so schon ein wenig anarchistisch, nicht wahr? Und genau betrachtet ist das unsere Idee auch. Sie ist sehr geprägt von der Grundidee des Anarchismus. Nämlich das es nichts gibt, das ein anderer Mensch oder ein System für mich besser entscheiden und verantworten kann als ich selbst. Anarchismus bedeutet Selbstverwaltung. Denn freie Menschen müssen nicht von oben herab kontrolliert und verwaltet werden.
(Bitte Anarchismus nicht mit „Chaos“ gleichsetzen oder verwechseln, auch wenn einem das die Medien so oft einhämmern. Ich hoffe, die machen das aus Dummheit und nicht weil sie bewusst unsere Gesellschaft täuschen wollen. Einen guten ersten Überblick gibt dieser Text)
Was wir sein wollen – und was nicht
Und so soll unser Projekt, unser gemeinsamer Hof, mal mehr sein.
Ja, wir wollen einen veganen Gärtner*innenhof in Mischkultur bewirtschaften und uns mit den Erträgen selbst versorgen. Umringt von blühender, duftender Natur.
Ja, wir wollen eine Bildungswerkstatt sein, in der Workshops, Seminare und Programme angeboten werden, die die Menschen vorwärts bringen und ihnen bei der eigenen Entwicklung helfen, aber sicher niemanden ausschließen, nur weil sie oder er kein Geld hat.
Ja, wir wollen Gästezimmer anbieten, für Menschen, die eine Zeit lang bei uns leben und mit uns arbeiten wollen.
Ja, wir wollen sogar das Menschen die das möchten, innerhalb des Projektes auch die Möglichkeiten zum Meditieren, Beten, Reflektieren, Zurückziehen und geistig entwickeln haben.
Ja, wir wollen gemeinsam und kooperativ die Natur, die Welt und das Leben feiern und immer wieder miteinander lachen und musizieren.
Ja, wir wollen noch viel mehr!
Was wir aber sicher nicht sein wollen ist eine Gemeinschaft, die einen Punkt aus dem Mosaik, aus diesem fein verwobenen Netz der Möglichkeiten, in das Zentrum der Aufmerksamkeit und der Tätigkeit rückt. Wir wollen kein landwirtschaftlicher Betrieb sein. Wir wollen kein Seminarhotel sein. Und wir wollen kein Meditationszentrum sein. Und keinesfalls soll sich das Projekt um Geld drehen.
Alles hat seinen Platz, aber nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit und des Handelns. Denn dort steht schon etwas. Nämlich die Zufriedenheit, die Gesundheit und die Entwicklung jeder Person, die der Gemeinschaft vorübergehend oder dauerhaft angehört und die Verbreitung dieser Ideen.
Hallo Michael und Lisa,
so erst einmal möchte ich Euch auch hier im Blog ein gutes Neues Jahr wünschen!
Um uns derartige Gedanken zu machen, war bei uns die Stade Zeit nicht wirklich
ruhig. Auch hatte ich mir vorerst vorgenommen keine guten Vorsätze ins Jahr zu
nehmen. Dies habe ich aber mittlerweile revidiert, denn keine Vorsätze würde ja
auch mit "keine Ziele haben" gleichgesetzt sein und diese habe ich und wir als
Familie auf jeden Fall.
Selbstverwaltung ist in Ländern wie Deutschland und Österreich eigentlich nicht
verboten, aber in der Durchführung als Ganzes sehr schwer durchzusetzen. Eine
weitgehende Selbstverwaltung durch die eigene Versorgung von den notwendigen
Dingen für´s tägliche Leben dagegen schon sehr viel wahrscheinlicher.
Selbstverantwortung ist ein Thema, dass bei vielen Menschen und sehr oft bei allen Menschen verloren geht :) Oft gibt man die Selbstverantwortung schon ab, wenn man bei einem bestimmten Bereich schon einfach nicht handelt sondern es geschehen lässt.
Eine aktive Lebensweise ist immer ein Schritt zu auf die Selbstverwaltung und Selbstverantwortung.
Das diese Punkte natürlich in Richtung eines Anarchismus gehen ist klar, nur wird dieser Begriff in der Bevölkerung durch die klassischen Medien nicht selten benutzt um für Chaos und Unruhe zu sorgen. Sie erschaffen ein falsches Bild für diesen Begriff.