„Innerhalb der nächsten 40 Jahre wird die Zivilisation zusammenbrechen.“ Diese Schreckensnachricht aus der Zeitschrift „Nature“ rüttelte die Schauspielerin Mélanie Laurent und den Filmemacher und Aktivisten Cyril Dion wach. Sie wollten das so nicht hinnehmen und überlegten, wie wir als Menschheit hier noch einen Wandel hinbekommen könnten.
Warnungen und Schreckensszenarien werden dabei nicht helfen, war die Überlegung der beiden. Denn das demotiviert eher. Also muss ein inspirierender Film her, in dem wir vor allem Lösungen zeigen. In dem Menschen in ihren Projekten zeigen, wie sie es bereits heute anders machen. Und die gemeinsam einen wichtigen Beitrag leisten, dass die Schreckensnachricht aus der Zeitschrift „Nature“ sich nicht bewahrheiten wird.
Wandel durch Vielfalt
Auf ihrer Suche nach dem Ausweg bewahrheitet sich für Mélanie Laurent und Cyril Dion eine alte Weisheit: Das es nicht die eine für alle funktionierende Lösung geben wird. Daher sehen wir im Film Tomorrow, wie die beiden der Reihe nach unterschiedlichste Lösungen entdecken. Das Bild wird zusammengesetzt aus verschiedenen Puzzlestücken: Landwirtschaft, Energie, Wirtschaft, Demokratie und Bildung.
Initiativen wie Permakultur, lokale Währungen oder erneuerbare Energien zeichnen das Bild einer alternativen Welt. Demotivierend ist, dass es sich scheinbar nur um vereinzelte Initiativen handelt. Aber die warten nur darauf, vereint zu werden!
Mélanie Laurent
Wie kann es nun anders gehen?
Im Bereich Landwirtschaft werden die in der Szene doch recht bekannten Projekte und Positionen von Vandana Shiva, Charles und Perrine Hervé-Gruyer sowie Olivier de Schutter portraitiert. Damit wird der Bogen vom Saatgut, über Ernährungssouveränität und humusfördernde Nahversorgung hin zur Agrarökologie in globalem Ausmaß gespannt.
Das Thema Energie ist, wenig überraschend, geprägt von einem Wandel hin zu Erneuerbaren. Aber in sympathisch positiver Weise. Die wenig an Verzicht oder Schwierigkeiten erinnert. Thierry Salomons Energieeffizienz-Ansatz, der so viel Energie einsparen würde, dass Frankreich bis 2050 auf sämtliche Energie aus Kernkraft und fossilen Brennstoffen verzichten könnte. Oder Robert Reed, dessen Recology Genossenschaft massiv dazu beigetragen hat, dass San Francisco bis 2020 das Ziel erreichen wird, 100 Prozent aller Abfälle zu recyclen. Und die Städteplanung wird auch angesehen, denn hier lässt sich viel erreichen – nicht nur rund um die Mobilität.
Auch die Wirtschaft wird anders gedacht in der Dokumentation „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“. Emmanuel Duron, ein französischer Unternehmer, der seine gesamte Firma schon seit 20 Jahren ökologisch und sozial ausrichtet – und damit auch noch finanziell besser aussteigt. Oder Bernard Lietaer, ein Ökonom, der vom Saulus zum Paulus wurde und sich heute für eine Änderung unseres Geldsystems stark macht. In dem Zusammenhang fehlt natürlich auch Rob Hopkins und die von ihm begründete Transition Town Movement nicht.
Abgerundet wird das Ganze durch spannende Ansätze in der Bildung und der Demokratie. Mehr direkte Demokratie, für Staaten, aber auch auf Kommunalebene, wie einem indischen Dorf, das im Film vorgestellt wird. Ähnlich beeindruckend, wie eine portraitierte finnische Schule und ihre Erfolge beim Einbinden von Flüchtlingskindern in den Unterricht.
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Fazit
Mit diesen und weiteren im Film vorgestellten Projekten und Akteuren gibt „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ einen sehr ausgewogenen Rundumblick. Für all jene zu empfehlen, die sich noch nie mit dem durch uns alle zu gestaltenden Wandel beschäftigt haben. Aber auch für Dich, wenn Du in einem der Bereiche bereits viel kennst, aber über den Tellerrand blicken willst. Ebenso für alle, die nie genug bekommen, von weiteren Inspirationen!
Und laut Mélanie Laurent, die diesen Film stark prägt, befinden wir uns in einer äußerst inspirierenden Phase:
Wir wissen, dass wir gegen eine Wand fahren werden, und es ist an der Zeit, zu handeln. Menschsein bedeutet auf dem Mond zu laufen, die Sklaverei abzuschaffen, Krankheiten auszurotten – unsere Möglichkeiten sind riesig. Es liegt an uns, diese für unser Überleben und unser gemeinsames Glück einzusetzen.
Mélanie Laurent
Tomorrow auf DVD
Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen
Solche Filme anzusehen bringt nur Frust, wenn man ein „wacher Mensch“ ist.
Ich habe in Oberösterreich acht Jahre versucht, Menschen auf die Natur ein- bzw. umzustimmen, und aus ihrer geldgeilen Komfortzone herauszuhelfen, bzw. herauszufinden. Kein Erfolg. Nicht mal in einem Tauschkreis. Sie machen weiter wie bisher. Außerdem wird eine Veränderung ja auch von der aktuellen WeltPolitik verhindert. Ein Beamter hat vor einem Jahr in einem Gespräch zum Naturschutz zu mir gesagt: „Natur ist nicht wichtig. Die brauchen wir nicht.“ Ach Ja?
Ich vertschüsse mich dann mal in den nächsten Wochen in ein südamerikanisches Land wo man aufgewacht ist, noch Veränderung und die Natur braucht, selbstversorgt, selbstbestimmt und ohne Geld Leben kann, darf und auch soll. Dieses Land versorgt sich bereits zu 100% selbst mit Wasser- und Solarenergie. Windenergie ist auch schon im Gespräch. Selbstversorgung mit Obst und Gemüse ohne Genveränderung und Pestiziden ist bei den dort lebenden Menschen selbstverständlich. Da spricht niemand von „Bio“. Ausnahmen gibt es natürlich bei vielen Einwanderern aus den Industrieländern! In diesem Land gibt es sogar für Hausbauer ganz günstig „Solardachziegel“, die nicht, wie in Europa, schlechtgeredet und schlechtgeschrieben werden. Radfahren wird von der hiesigen Politik seit einem Jahr massiv gefördert und auch gefordert.
Die Menschen, nicht nur hier in Europa, sind und werden doch schon völlig denaturiert.
Da bringt so ein Film zum Umdenken auch nichts. Schaut sich sowieso fast niemand an. Die Wahrheit ist so unbequem. Bei uns in Oberösterreich ist der Film nicht gelaufen. Warum wohl?
Das selbe Schicksal hat der Film „Bulb Fiction – Die Lüge von der Energiesparlampe“ erleiden müssen. Der ist überrraschenderweise drei Tage in einem GroßKino in Linz gelaufen, wurde dann aber wegen „zu wenig Besucherinteresse“ eingestellt. Wir waren gerade mal zwei Zuschauer in einem Kinosaal wo 300 Menschen Platz finden. Und das am Sonntag. Traurig aber die unbequeme Wahrheit.
Die Menschen müssen wirklich erst an die Wand fahren oder gefahren werden um danach aufzuwachen und festzustellen, dass es so wie jetzt nicht (weiter)geht.
Ja ja, die schöne neue Welt. Gut, wenn immer mehr sich damit beschäftigen aber sagt das mal denen, die diese Welt momentan hier beherrschen und dem Rest der Welt, die sich nur zu gerne davon beherrschern lassen, denn die sind unser größtes Problem und NULL Einsicht, daß sie auch mal anders agieren könnten, zum Wohle der gesamten Gemeinschaft. Nein, es ist klar gesagt, und so sehe ich das auch, wir müssen erst alle gegen die Wand fahren, wahrscheinlich schaltet erst dann der Eine oder Andere sein Hirn wieder, weil es erst mal richtig weh tun muß. Vorher wird sich hier nichts ändern. Ich weiß, daß Negativität auch nicht zum Besseren hilft, ich wäre auch gerne positiv eingestellt aber schaut Euch mal realistisch um…
LG Petra K.
Eine erfrischend positive Dokumentation voller Ideen.
Hab insgesamt ca. vier Stunden gebraucht ihn zu sehen weil immer wieder Pausen gemacht werden mussten um gemeinsam über die Informationen zu diskutieren.
„Menschsein bedeutet auf dem Mond zu laufen“
Mit Wind- und Solarenergie kommt man aber nicht bemannt zum Mond, erst recht nicht weiter ins All… und spätestens am Jupiter ist selbst für unbemannte Sonden die Sonnenenergie zur Stromversorgung nicht mehr ausreichend, da braucht es dann RTGs, also Radioisotopengeneratoren, die den Strom aus der Zerfallswärme von Plutonium (pfui!!!) gewinnen!
Ich freue mich auf eure innovativen Nachrichten, Täglich gibt es Neues zu entdecken, Auch in meinem Leben. Wir sind „Schöpfer“ – wenn wir es „biblisch“ nehmen wollen Götter und Göttinnen „ihm (ihr) zum Ebenbilde geschaffen. Lasst uns auch so handeln-Im Kleinen beginnend schon „groß“ handeln- vorausschauend agieren ist bereits „groß“ handeln. Wasser achtsam benutzen- wenn ich ein T-Shirt per Hand wasche … und ein paar Socken, kann ich mit dem Wasser anschließend noch gut einmal über den Boden wischen. Ursula
Danke für den Hinweis. Im letzten Jahr habe ich mich für eine Filmvorführung von „Tomorrow“ im örtlichen Kino eingesetzt. Mit Erfolg – der Saal war voll. Wenn man bereit ist, solche Filme selbst auch zu bewerben (Presse, Netzwerk) um damit möglichst viele Menschen zu erreichen, lassen sich Kinos auch gerne darauf ein. Eine Alternative wäre eine Einladung an Freunde zum Filmabend z.B. mit Fingerfood. Schließlich geht es doch darum möglichst viele zum Mitmachen zu bewegen.
JA!!! Ich bin mir absolut sicher, dass wir nicht in einem Endstadium oder einem Horrorszenario befinden, wie es uns die Gehirnwäsche zuflüstert, sondern befinden wir uns in einer äußerst inspirierenden Phase mit endlosen Möglichkeiten! Und der 1. Schritt ist“Immer selber denken!“ und hinterfragen: ist die herkömmliche Meinung oder Art zu leben WIRKLICH gut für mich und die anderen? In meisten Fälle ist das eben ein „NEIN“ und man braucht eine eigene neue Lösung. Mein Unternehmen befreit Menschen sehr erfolgreich von Alkohol und Ess-Sucht und wenn ein Mensch frei wird, dann entfaltet er ein bisher ungeahntes Potenzial und ungeahnte Lösungen und Wege! Ich bestelle mir gleich den DVD! DANKE FÜR DEN TIPP!!! Inga Vengerova „Endlich wieder frei“
Was ich noch anmerken möchte:
Der Film zeigt Menschen, die per Flugzeug durch die Welt fliegen um Weltverbesserungskonzepte innerhalb einer kapitalistischen Ordnung zu zeigen. Kritik etwa daran, dass durch veränderten Konsum die Dinge allenfalls langsamer zugrunde gehen, aber keine ausreichenden Änderungen stattfinden gibt es nicht.
Alles in allem ist es glaub ich eher ein Wohlfühlfilm bei dem sich das Gefühl breitmachen kann, es würde reichen, etwas bewusster zu konsumieren oder zu produzieren.
Für eine ausführlichere Kritik fehlt mir leider die Zeit und Muße.
Klar kann Kritik immer noch eine Spur schärfer sein – keine Frage. Aber bei Änderungen, die dringend notwendig sind, muss auch noch wer mitmachen. Wenn Du die radikalsten Ideen predigst und am konsequentesten hinterfragst, dann aber niemanden mehr erreichst, ist auch nichts gewonnen. Ich denke: Möglichst viele Menschen müssen anfangen mit ersten Schritten – und selbst die Erfahrung machen, wie befreiend das ist und dann einfach gewohnt werden zu hinterfragen. Alles andere passiert dann von alleine. Und zwingen kannst Du eh niemanden.