Die nächsten Schritte

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Von Michael Voit (geb. Hartl)
10. Februar 2012

Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare mit Ideen, Anregungen und Meinungen, die wir zu „Wir sind dann mal weg…“ von Euch bekommen haben. Da ist sehr viel Gutes dabei!

In dem Artikel habe ich angekündigt, ein wenig darüber zu schreiben, wie es bei uns weitergehen könnte. Wir empfinden die derzeitigen Entscheidungen und Schritte übrigens als ganz logische Fortsetzung dessen, was wir tun und sie gehen in exakt die Richtung, die wir seit Beginn angestrebt haben.

Weiter Selbstversorgung

Wir sind nun seit einigen Tagen wieder in der Großstadt; die nächste Etappe von Lisas Studium ruft. Was für ein Kontrast zwischen Hofleben und Stadtleben! Ein gewöhnliches Leben in der Stadt mag manche Bequemlichkeit bieten und mit der Illusion von Freiheiten umgarnen. Aber zu welchem Preis? Hektik, Lärm und „grau in grau“, um nur die offensichtlichsten zu nennen.

Diese Tage in Wien haben uns noch mehr bestärkt, unseren Weg fortzusetzen. Nichts geht für uns über ein Leben in und mit der Natur. Eigenes Obst und Gemüse. Kräuter, Nüsse, Pilze. Frisch und gesund. Einen Wald in der Nähe. Die Ruhe der Natur und den Frieden eines ausgeglichenen Lebens. Vogelgezwitscher, Bachrauschen, Sonnenuntergänge. Der Duft von Sträuchern und Blumen.

Netzwerke – regional und mit Gleichgesinnten

Dieser Teil wird also bleiben. Wir sind an Höfen oder Projekten interessiert, die diese Naturnähe haben und in denen wir unsere persönliche Selbstversorgung bis zu einem Grad leben können, der uns zufrieden macht. Darüber hinaus wollen wir aber, dass die Idee der Selbstversorgung, oder Autarkie, nicht an der Hofgrenze endet. Wir streben eine starke Vernetzung mit Menschen vor Ort an. Ein bäuerliches Netzwerk, zur Erhaltung regionaler Sorten und damit wir jungen Menschen von den viel erfahreneren lernen können.

Wie wertvoll ist die Erfahrung einer 60 jährigen Bäuerin? Unbezahlbar!

Wir wollen uns mit Menschen aus der Region, in der wir unser neues Zuhause finden werden, vernetzen, die Interesse haben, bäuerliche Produkte zu erhalten, die sie auch wertschätzen. Aus der Region, von Bäuerinnen und Bauern, die sich um den Erhalt dieser Erde kümmern. Austausch von Jungpflanzen, Saatgut, Ernte.

Die nächsten Schritte 1

Und wir wollen ein Netzwerk aus Gleichgesinnten. Egal wo wir alle sitzen oder wie oft Einzelne von uns den Lebensmittelpunkt wechseln. Wir sollten alle in Kontakt bleiben können, uns austauschen, uns Tipps geben, uns helfen können und so weiter.

Wissen sammeln und weitergeben

Wir sind davon überzeugt, dass gerade das bäuerliche Wissen, die Ideen und Erfahrungen rund um Obst- und Gemüseanbau und ähnliches zum grundlegenden Wissen dieser Gesellschaft zählt. Gleichzeitig zählt es immer weniger zum Allgemeinwissen. Jeder Mensch, der dieses Wissen haben will, sollte die Möglichkeit haben, es zu finden und für sich nutzbar zu machen. Mit möglichst geringen Hürden. Es sollte gesammelt sein, erprobt und angemessen aufbereitet, um einfach weitergegeben und vermittelt zu werden. Ob und wie wir dazu beitragen können und werden ist im Moment ein Thema, über das wir gerade beginnen uns unsere Gedanken zu machen.

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Was könnt ihr uns empfehlen, welches konkrete Wissen und welche speziellen Kenntnisse wir uns aneignen sollten? Welche Bücher haben Euch geprägt? Welche praxisorientierten Workshops haben Euch tatsächlich vorwärts gebracht? Gibt es informative Websites oder gut gemachte Blogs, die ihr uns empfehlen mögt?

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

9 Gedanken über “Die nächsten Schritte

  1. Gabi

    hejo an euch und an alle, die in den Kommentaren von ihren eigenen Projekten erzählen! Ich finde das alles super spannend und möchte gerne alternativen Lebensgemeinschaften die möglichkeit geben, im Netz auch leicht gefunden zu werden, damit ihr Mitschaffende findet. Daher baue ich gerade an einer "Weltkarte alternativer Lebensgemeinschaften". Jede Gemeinschaft kann sich hier kostenlos eintragen und auch Beschreibungstexte und Fotos anfügen… außerdem kann der Nutzer des Verzeichnisses über eine Suchfunktion und verschiedenste Filter dann leichter die Gemeinschaft finden, die seinen Vorstellungen entspricht.

    So der Plan. Was haltet ihr davon?

    Hier geht es zum Verzeichnis: mondamo.de/linklist

    Gabi

  2. Longhunter

    Hallo,

    ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen und euch auf EUREM neuen Weg viel Erfolg wünschen. Eure Seite finde ich sehr informativ, was mich allerdings schon mehrmals gestört hat ist der verurteilende Unterton gegenüber anderen Lebenskonzepten.

    In diesem Blogeintrag hier, waren es die Aussagen zur Stadt Wien. Meines Erachtens darf man die Möglichkeiten einer Stadt nicht einfach als Schein und Trug abtuen. Mal ganz von dem Katastrophenszenario der Zerschneidung und Zersiedelung abgesehen, welche entstehen würde wenn alle "aufs Land" ziehen, bieten Städte Infra- und Informationsstrukturen, welche das Konzept der Selbstversorgung massiv unterstützen. Ohne meine Studienzeit in Berlin, wäre ich wohl jetzt nicht so "ökologisch" orientiert, wie ich es bin. Viele kleine Projekte in Berlin zeigen, wieviel Nachhaltigkeit auch in der Stadt möglich ist. Ganz zu schweigen, von dem riesigen Absatzmarkt für økologische Produkte, ohne den so mancher Øko-Hof schon eingegangen wäre.

    Ein bissel weniger Abgrenzung würde sicherlich die Erfolgschancen erhöhen "Gleichgesinnte" für ein gemeinsames Projekt zu gewinnen. Da ich mir mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren einen Hof in Brandenburg oder Sachsen kaufen werde, würde ich mich hier gleich mit einschließen.

    Schöne Grüße,

    Daniel.

    1. Avatar-FotoMichael Hartl Beitrags Autor

      Lieber Daniel,

      danke für Dein offenes Feedback. Schade, dass klare und deutliche Worte so schnell als negativ aufgefasst werden. Warum eigentlich?

      Wäre es besser, wenn sich Menschen als "Gleichgesinnte" zu uns sehen würden, nur weil sie nicht wissen, was wir ganz klar möchten und was nicht? Wir finden es wichtig, keinen Hehl daraus zu machen, dass wir nicht in einer Stadt wohnen wollen, weil Städte eine bestimmte Wirkung auf uns haben. Oder das wir vegan leben. Oder Chemieeinsatz oder große Maschinen in der Landwirtschaft für völlig daneben halten.

      Klar könnte man einen verbalen Kuschelkurs fahren und damit vielleicht mehr Menschen finden, die…. ja, die was? Gerade für ein Zusammenleben oder ein gemeinsames Projekt, so wie Du es ansprichst, ist es wichtig ganz offen und ehrlich zu sein und ganz klar zu sagen, was man mag und was nicht. Und wir können uns ein Zusammenleben eben nur mit bestimmten Leuten unter bestimmten Bedingungen vorstellen. Und wünschen uns auch Menschen in unserem Umfeld, die uns genauso unverblümt und direkt sagen, was sie möchten und was sie nicht möchten.

      1. Longhunter

        Hallo Michael,

        beim direkten Zusammenleben mit anderen Menschen, wie ihr es anstrebt, ist sicherlich ein verbaler Kuschelkurs, wie du es nennst, problematisch. Ich dachte, bei meinen Einwenden eher an die Netzwerkbildung und die Blockade, welche eine zu strikt definierte Ideologie dort schafft. Man kann doch trotzdem gemeinsamen Zielen nacheifern, obwohl man sich in den Details unterscheidet. Eins eurer Hauptziele ist doch die dezentrale oder sogar autarke Lebensmittelproduktion innerhalb einer Hof- oder Dorfgemeinschaft, richtig? Ein Ziel, dass wir (meine Freundin und ich) 1:1 auch anstreben. Für mich gehört dazu aber auch die Tierhaltung und das damit einhergehende Schlachten, etwas das für euch sicherlich undenkbar ist. Mich würde jetzt interessieren, ob dieser Unterschied im Detail für euch so schwer wiegt, daß ihr euch eine Zusammenarbeit/Austausch beim Hauptziel nicht vorstellen könnt? Würdet ihr euch beispielsweise einem Interessenverbund zur ökologischen und dezentralen Lebensmittelproduktion anschließen?

        Nicht das ich soetwas plane. Mich interessiert nur, wie weit um eure eigenen Prinzipien die Grenze verläuft. Bei mir ist das ein sehr weiter Umkreis, wie du dir sicherlich schon denken kannst.

        Nen juten Abend wünsch ich noch,

        Daniel. :)

        1. Avatar-FotoMichael Hartl Beitrags Autor

          Danke für Deine Reaktion, Daniel.

          Für uns ist sowas wie Zusammenarbeit auch mit Höfen oder Gemeinschaften denkbar, die andere Werte verfolgen wie wir und zum Beispiel "Nutztiere" aufziehen und dann töten. Das muss sich halt im Einzelfall zeigen und ergeben. Das ist aber bei jeder engeren Kooperation so, oder?

          Ein bloßes Austauschen und gemeinsam Interessen zu vertreten, etc. machen wir ja jetzt schon mit allen, die möchten. Wir nehmen ja auch beispielsweise an dieser Gesamtgesellschaft teil und kooperieren da mit Menschen, deren persönliche Einstellung wir unter Umständen ganz und gar nicht teilen.

          Eng zusammenleben – also zum Beispiel in einem Projekt – könnte ich mit Menschen die mir sehr verschieden sind, eben nicht.

          Ich finde es im Übrigen gut, wenn Du den Weg gehst, den Du da in Deinen Kommentaren skizzierst. Außer die Nutztier-Geschichte halt, aber das weißt Du ja. :)

          Liebe Grüße!

  3. andreas

    Guten Morgen, das klingt alles sehr bekannt für mich/uns. Toll das es Menschen gibt, die sich nicht vereinnahmen lassen von den gepriesenen Zielen unserer zivilisierten Zeit. Wenn Ihr Lust habt Euch nach Norden zu wenden, fühlt Euch herzlich eingeladen. Wir leben hier in einem Netzwerk mehr oder weniger gleichgesinnter Freunde, mehr über uns findet Ihr unter http://allmende.de.vu/ über die Region http://www.zukunftswerk-kleinjasedow.de

    liebe Grüße aus dem Waldhaus

  4. Chaosgarten

    Hallo Lisa und Michael,

    ich wünsche euch viel Erfolg bei der Suche nach einem Platz, der zu euch passt und an dem ihr euch selbst verwirklichen könnt. Das Wissen älterer Leute ist tatsächlich unbezahlbar, in ländlichen Gegenden sollte es aber noch aus erster Hand zu finden sein, die meisten freuen sich sicher, wenn sie ihre Erfahrungen weitergeben können.

    Die besten Blogs und Foren zum Thema kennt ihr vermutlich schon. Mir gibt Ralfs Blog http://www.neulichimgarten.de/blog immer gute Anregungen, was man nochmal ausprobieren oder besser machen könnte.

  5. pro-edaphon

    Mein Lieblingsbuch, das ich Einsteiger_innen empfehlen kann, ist das von Eduard und Gerda Kleber: "Gärtnern im Biotop mit Mensch. Das praktische Permakultur- und Biogarten-Handbuch für zukunftsfähiges Leben".

    Es zeigt Gartengestaltungsmöglichkeiten über den intensiven Gemüseanbau hinaus, mit Obstgehölzen, mehrjährigen essbaren Stauden u.a.m.

    Zukunftsfähig heißt für mich auch, die energieaufwändige Ernährung über Nutztiere auszuschließen, auch deshalb ist dieses Buch empfehlenswert, da hier statt Mist und Schlachtabfällen nur pflanzliche Mittel erwähnt werden (Mulch, Kompost, Pflanzenjauchen und Gründüngung). Beim olv-verlag.de ist eine ausführliche Inhaltsangabe zu finden.

    Ausführliche Sortenbeschreibungen hätten den Buchrahmen wohl gesprengt. Dafür bedarf es weiterer Bücher.

  6. Andrea Kernbichler

    Hallo , ich wünsche Euch ganz viel Erfolg. Wir sind gerade dabei in Kanada so etwas aufzubauen. Mal sehen ob es klappt. Wir sind ja nicht mehr die Jüngsten! Bücher die ich empfehle sind Der Kosmos im Garten von Wolf Dieter Storl und Bekannte und vergessene Gemüse ebenfalls von Storl. Wolf Dieter Storl lebt als Selbstversorger auf einer Almhütte in Allgäu, vielleicht kennt ihr ihn ja, mich hat er sehr inspiriert. Also, mit Interesse werd ich euren Weg verfolgen, sehr spannende Seite. Viel Glück und lieben Gruss aus Kanada. Andrea und Wolfgang

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