Brennnesseln, Lungenkraut und die Sache mit den Nudeln

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Von Lisa Pfleger
11. April 2010

Brennnesselspinat. Wer kennt das eigentlich nicht? Eben, kennen wir ja fast alle, aber wer bitte macht das öfter? Von Kind auf wusste ich, dass man aus Brennnesseln Spinat machen kann, aber wie oft hab ich das seither gemacht? Genau: Nie. Ich frage mich wirklich warum das so ist, aber ich muss sagen, ich habe keine Ahnung. Wie auch immer. Zum Glück ist das Interesse an Wildpflanzen bei mir wieder gekommen und so hab ich mich gestern auf gemacht und bin bewaffnet mit Schere, Handschuhen und Weitling auf die Wiese marschiert, wo die jungen Brennnesseln gerade in Massen sprießen. Und auf dem Weg dorthin auch gleich noch Lungenkraut gefunden!

Übrigens habe ich jetzt im Nachhinein recherchiert, dass man, wenn man die Blätter von unten (also bei der Blattunterseite) nach oben abstreift, sich nicht „verbrennen“ kann, weil man so die Nesselhaare (die unter anderem Ameisensäure enthalten) irgendwie in eine Richtung abbricht.

Foto einer mit Wildpflanzen-Blüten verzierten BrennnesselsuppeMit Brennnesseln kann man allerlei machen… Neben dem Spinatgemüse, kann man sie auch als Salat zubereiten oder mit heißem Wasser zu einem Tee aufgießen (frisch oder getrocknet). Den Nesselhaaren kann man durch gutes Abduschen, blanchieren oder (in ein Tuch gewickelt) Auswringen den Gar ausmachen. Beim Zubereiten eines Salates brechen die Nesselhaare einfach beim mischen mit der Salatsoße ab. Brennnesseln können auch gegen Müdigkeit wirken, da sie Eisen enthalten, wirken harntreibend und entzündungshemmend. Außerdem legen viele Schmetterlingsarten ihre Eier auf Brennnesseln, da diese später als Nahrung für die Raupen dienen. Man sieht also, es gibt keinen Grund diese wunderbare Pflanze aus dem Garten zu entfernen :)

Foto von blühendem LungenkrautLungenkraut und Brennesselravioli

Was derzeit auch überall wächst ist das „gefleckte Lungenkraut“, vielleicht besser bekannt unter „Hänsel und Gretel“. Ich habe es bei meinem Brennnessel Streifzug entdeckt und mich gefragt, ob man die Blüten essen kann: eine kurze Internetrecherche war sehr aufschlussreich und schon landeten die schönen rosa bis blauen Blüten in der Brennnesselsuppe :) Auch die jungen Blätter kann man essen. Übrigens: wenn sich der Säuregehalt ändert, ändert sich auch die der Farbstoff in den Blüten: rosa = sauer, blau = basisch.

Wir haben daraus übrigens neben der Brennnesselsuppe noch Ravioli mit Brennesselfülle gemacht und ein paar Blätter haben wir zum trocknen (für Tee) aufgehangen. Der Ravioliteig ist der gleiche wie bei den Nudeln (also Mehl und Wasser im Verhältnis 2:1). Das schneiden und Formen der Ravioli ging eigentlich recht zackig.. das hat mich wieder stutzig gemacht ob ich mir überhaupt eine Nudelwalze zulegen soll. Die gäbe es nämlich mit Spaghetti bzw. Ravioliaufsatz. Meine Argumente dafür waren ja erstens, dass ich Spaghetti ohne Maschine nicht hinbekommen, zweitens, dass Ravioli ja soo aufwendig sind (was sich jetzt als überhaupt nicht schlimm herausgestellt hat) und drittens werden die Nudeln (glaube ich) dünner wodurch ich mir erwarte, dass getrocknete und dann wieder gekochte Nudeln vom Biss her besser werden. Die Nudeln die ich damals gemacht habe sind zwar super getrocknet aber beim Kochen danach außen sehr weich geworden und innen waren sie noch sehr kernig (weil sie ziemlich dick geworden sind).

Foto von fertigen Brennnessel-RavioliNahrungsmittel nur in Kombination mit Müll?

Warum mich dieses Nudelthema überhaupt so beschäftigt: Für Michael und mich ist Einkaufen ja jedes mal eine Herausforderung weil wir Verpackungen so gut es geht vermeiden wollen. Guter Scherz, angesichts der Gemüseabteilung die uns in unserem örtlichen Supermarkt jedesmal verzweifeln lässt. Wir sind zwar schon froh, dass es überhaupt irgendwas in Bio auch gibt aber halt alles doppelt und dreifach verpackt. Der Broccoli ist sogar als „Broccoli foliert“ deklariert :) Gerade mal Kartoffeln (im Papiersack – jedoch auch schon eine Ausnahme… 90% in Plastikfolie…), und Zucchini gibt es ohne Plastikmüll, wobei letzteres derzeit aus dem Glashaus stammt und deswegen auch nicht empfehlenswert ist (gerade kürzlich habe ich gehört, dass derzeit regionale Glashaustomaten mehr CO2 verursachen als Bananen aus Übersee… also weil die Glashäuser natürlich beheizt werden… hab das aber nicht weiter nachgeprüft). Naja jedenfalls haben wir uns dann gefragt wo wir bei den verpackten Sachen die wir normalerweise auch konsumieren anfangen könnten und da sind uns die Nudeln eingefallen. Jedenfalls liebäugle ich seither mit einer teuren Nudelmaschine namens „Marcato“ – hat jemand Erfahrung mit Nudelmaschinen? (natürlich handbetriebenen :))

Geschmacklich finden wir übrigens die selbstgemachten Nudeln viel besser! Heute gab’s nämlich einen Direktvergleich: selbstgemacht und gekauft kann man aber irgendwie nicht vergleichen, das sind zwei Paar Schuhe :) Gekaufte Nudeln sind aber im Vergleich kein großes Geschmackserlebnis…

Eure Lisa

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

16 Gedanken über “Brennnesseln, Lungenkraut und die Sache mit den Nudeln

  1. Friedhelm

    Hallo zusammen,

    jetzt habe ich vermutlich eine dumme Frage (lach), weil ich noch nie Brennnesselblätter gepflückt habe.
    Beim Pflücken der Brennnesselblätter, verbrennt man sich da nicht die Finger? Oder wie macht ihr das mit dem Pflücken?
    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen, da mich dieses Thema auch besonders interessiert.

    Liebe Grüße vom Niederrhein

    Friedhelm

  2. barbara

    Danke Euch

    für Eure Ideen, fand Euch auf fb
    Für viele Dinge bin ich nicht mehr fit genug.

    Auf jeden Fall werde ich im Frühjahr meine Unmassen an Lungenkraut nicht mehr kompostieren. Aber Rezepte muss ich noch suchen.

    Lieben Gruß aus dem Ruhrgebiet

    Barbara

  3. Esther

    Hallo!

    Habe erst gestern eure Seite durch Zufall über fb gefunden und bin ganz glücklich darüber! Mein Freund und ich spielen auch immer mal wieder mit solchen Gedanken und Träumen. So weit zu gehen sind wir momentan nicht bereit, aber wir tun unser bestes im Garten und in der Natur.

    Wie Lisa interessiere auch ich mich sehr für Wildkräuter und bin seit Frühling fleißig am sammeln, kochen und trocknen! Brennessel sind einfach der Hammer! Der Artikel gibt mir wieder Inspiration was damit zu machen!

    Nudelmaschine hab ich eine ganz billige, die es mal in einem Supermarkt gab. Ich habe lange auf Flohmärkten geschaut, aber leider nie was gefunden. Meine kann Bandnudeln und Spaghetti machen oder eben einfach nur ausrollen und ich bin sooo happy mit ihr! Es geht um ein vielfaches schneller und einfacher als mit dem Nudelwalker! Kann ich echt nur empfehlen, so mach ich Nudeln noch öfter frisch weils e keine Hexerei ist :-)

    freu mich schon aufs weitere Durchstöbern auf eurer Seite! Das wird jetzt wohl immer meine Mittagspausen-Beschäftigung, da in der Arbeit der PC sowieso an ist und ich zu Hause keinen habe.

    Liebe Grüße aus dem wunderschönen Mühlviertel!

    Esther

  4. tschina traudi

    Die Brenessel ist ein ganz spezielles Kraut. Von all den Vorteilen, die ihr schon beschrieben habt, hat sie auch noch eine andere: Sie ist die einzige Pflanze in unseren Breiten die Kalk hat, den auch unser Körper assimilieren kann.Pflanzlicher Kalk (der auch im Seetang zu finden ist) hilft auch zb wenn über längere Zeit regelmäßig eingenommen, gegen Epilepsie die häufig auf Kalkmangel im Gehirn zurückzuführen ist.

    Hatte selbst ein Kind damit, nach 1 Jahr war er anfallsfrei!

    Brenessel geht auch überall wo Schnittlauch oder Petersilie verwendet wird (zb Butterbrot, Salat ect) einfach fein schneiden, so kann man roh die ganzen wertvollen Stoffe genießen!

    Brennessel regelmäßig morgens als Tee getrunken entwässert, lässt dadurch die Kilos purzeln und senkt auch somit den Blutdruck.

    glg Traudi

  5. Bettina

    Hi, eure Webseite ist der Hammer – bin auch ein Selbstversorger auf Raten!

    Nudeln machen wir schon seit Jahren. Anfangs hab ich den Teig auch ausgerollt und geschnitten. Dabei war das Ausrollen nicht das Problem, eher das schneiden – da hatte ich nicht so viel Geduld.

    Also hab ich eine Nudelmaschine gekauft: http://www.faie.at/Haushalt-Spielsachen/Haushalts

    Auf dieser Homepage ist sie abgebildet. Ohne Strom! Und einfach nicht mehr aus meinem Haushalt wegzudenken. Seit dem gibt es KEINE gekauften mehr. Selbst für Spaghetti verwende ich Bandnudeln.

    lg Bettina

  6. payoli

    Herzlichen Glückwunsch zu Eurer Seite, Euren Ideen und Eurer Lebensweise!
    Brennesseln sind ein ganz wunderbares Kraut (so wie praktisch eh alle Wildkräuter). Bei mir stehen sie fast täglich auf dem Speiseplan. – Allerdings roh! Nur so bekommt man die volle Ladung an Power ab ;-)
    Und mit so einem kleinen Mixer ist das auch weit weniger Arbeit als all das Herumgekoche.
    Guckt mal auf meinen 'paradise your life'- blog, da gibt es neben vielen anderen Anregungen auch dazu Rezepte: http://payoli.wordpress.com
    Liebe Grüße vom
    payoli

  7. Robert

    Hallo Lisa!

    Kein Frage, die selbstgemachten Nudeln schmecken besser – Nina und ich hatten ja die Ehre, sie gemeinsam mit euch (noch in Wien) zuzubereiten und zu genießen.

    Dass Glashaustomaten (bzw. Äpfel, die über den Winter im Kühlhaus liegen) mehr CO2 verursachen als Obst aus Übersee war auch für mich überraschend.

    Seither bin ich ein Verfechter der Idee, dass jedes Produkt im Geschäft nicht nur eine Preisinformation, sondern auch Zusatzfakten wie eben den Carbon Footprint ausweisen sollte (bzw. ob etwa ein Kleidungsstück mit Kinderarbeit hergestellt wurde). Im Zeitalter von W-Lan etc kann die Umsetzung kein großes Problem sein.

    Denn der Kunde/die Kundin ist nicht per se blöd, er/sie ist in der Regel lediglich nicht ausreichend informiert!

  8. Heike

    hallo Lisa,

    ich freue mich ganz ehrlich über dein ausprobieren mit den Wildkräutern! Da genau das mein Hobby und Leidenschaft ist. Leider ist dies alles in Vergessenheit geraten. Darum freu ich mich ganz besonders dies bei dir zu lesen.

    Weiter oben stand schon der Tipp mit dem Giersch. ein wundervolles Kraut!

    und eigentlich kann man fast alles essen… solange es essbar und nicht giftig ist. Denn meistens wird vergessen, das es Food-Design und Supermakt in früheren Jahren nicht gab…. die Leute sind nicht zu aldi und haben schnell ne Büchse gekauft. :-))) Da war nur selbermachen angesagt….

    Es gibt ganz tolle Bücher zu dem Thema. (inkl. Rezepte) Und wenn du magst, kann ich dir gern einige empfehlen. :-)

    herzliche Grüße von Heike

  9. Avatar-FotoLisa Pfleger Beitrags Autor

    @ daniel & Carina: Danke für eure Worte!

    @ Annett: Ich überlege auch ständig Nudelmaschine Ja oder Nein. Mit dem Nudelholz sind sie zwar für uns eh schon perfekt, aber das einzige Argument, dass noch immer dafür spricht ist die Trocknung bzw. das wieder Kochen danach. Wegen dem Biss. Andererseits find ich es auch nicht sooo aufwändig sie frisch zu machen. Ich fänd's halt nett als Geschenk :)

    lg, Lisa

  10. Annett

    Ja, wir lieben selbstgemachte Nudeln! Ich guck schon ständig am Flohmark um eine Nudelmaschine, bis jetzt roll ich den Teig immer noch mit dem Nudelholz (dauert aber ganz schön lange….)

    Die Füllung mit den Brennesseln muß ich mir auch unbedingt merken

    lg Annett

  11. Carina

    Wow!! Ich bin so begeistert von Eurem Selbstversorgungs-Experiment!! Das ist schon lange mein Traum. Danke auch für die Brennnessel-Inspirationen – sooo wunderbar.

    Alles Liebe und weiterhin viel Neugierde. :)

  12. daniel

    euer artikel ist inspirierend, denn gerade jetzt sprießen die brennesseln ja ordentlich. suppe hat mich dann allerdings doch überrascht. aufgrund der wärme hier in baden werde ich mir mal ein salatrezept suchen :-)

  13. Lisa P.

    Hallo Isabelle! Danke für den Tipp! Giersch kannte ich bisher vom Namen hatte aber kein Bild im Kopf. Erinnert mich ein bisschen an Schafgarbe nur mit anderen Blättern (die wir übrigens liebend gern als Tee trinken, und ich ganz besonders bei Regelschmerzen) aber bewusst aufgefallen ist sie mir noch nie… Werd ich mich bald mal auf die Suche begeben und Ausschau halten :) Pesto sagst du? Hat die so einen intensiven Eigengeschmack oder gibst du da noch was dazu? Naja ich werd's hoffentlich eh bald rausfinden :D

    Liebe Grüße,

    Lisa

  14. Isabelle

    Hallo, klingt sehr lecker was ihr da kocht und zubereitet! Kennt ihr Giersch? Diese Pflanze gilt auch als "Unkraut", wächst in Gärten und Wäldern. Er kann als Wildgemüse oder als Salat zubereitet werden. Enthält Kalium, Vitamin C, Karotin und Eisen. Von Vorteil ist, dass Giersch lange Zeit im Jahr zur Verfügung steht.

    Als Salat eignen sich die jungen Blätter. Die schmecken auch sehr lecker als Pesto verarbeitet. Und bestimmt auch als Füllung für Ravioli ;-). Die älteren Blätter eignen sich dann z.B. für Tee.

    Viel Freude weiterhin beim Sammeln, Entdecken und Zubereiten!

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