Selbsthilfe und Mithilfe für die Landwirtschaft

Avatar-Foto
Von Michael Voit (geb. Hartl)
24. März 2020

Die Coronakrise trifft uns alle derzeit zwar unterschiedlich, aber heftig. Somit ist jetzt eine gute Zeit, um mit Solidarität und Zusammenhalt zu experimentieren – oder sie weiter mit Leben zu füllen.

Bäuerinnen und Bauern sitzen nicht in ihren Stadtwohnungen fest, sondern können sich auf ihren Flächen und Betrieben recht frei bewegen. Das klingt super fein, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Auf der anderen Seite ist besonders die kleinstrukturierte Landwirtschaft von zwei Problemen betroffen: Absatzmärkte, die wegfallen, und ein mögliches Ausbleiben der Saisonarbeitskräfte.

Beides möchte ich mir in diesem Artikel ansehen und mit Ideen enden, wie Du hier einen Unterschied machen kannst.

Gewohnte Absatzmärkte für bäuerliche Produkte brechen weg

Viele Bauernmärkte finden zumindest im Moment noch weiterhin statt. Dies kann sich natürlich ändern. Für manche Betriebe ist es bereits Realität: Der Großteil der Jungpflanzenmärkte wurde abgesagt.

Als Beispiel, wie Produzent*innen reagieren können, nehmen wir deshalb einen Betrieb aus meiner Region: Den Sepplashof. Dieser lebt hauptsächlich, wie alle Betriebe, die sich auf die Jungpflanzenanzucht spezialisiert haben, von der kurzen Saison, in der Jungpflanzen auf Märkten verkauft werden. Doch diese werden dieses Jahr nicht stattfinden – und somit musste hier reagiert werden.

Als wir realisiert haben, dass das Corona-Virus nicht nur das aktuelle Leben stark beeinflusst, sondern auch die nächsten Wochen und Monate unser aller Alltag verändern wird, waren wir erst mal schockiert. Für uns sind April und Mai die Monate, in denen üblicherweise jede Woche mehrere Pflanzenmärkte stattfinden, bei denen wir den allergrößten Anteil des betrieblichen Einkommens erwirtschaften. Und genau diese Pflanzenmärkte werden heuer nicht stattfinden können.

Markus Uitz, Sepplashof

Natürlich wurde von Max und Michaela sofort der Ab-Hof-Verkauf stärker ins Auge gefasst. Aber nicht alle, die auf einen Jungpflanzenmarkt gehen würden, fahren jetzt in den nächsten Wochen zu Betrieben und kaufen die Pflanzen persönlich dort ein. Daher wurde eine zweite Idee geboren: Einen eigenen Sepplashof-Webshop anzubieten, über den das Angebot eingesehen werden kann. Und da Jungpflanzen nicht so gerne per Post versendet werden, gibt es neben der Abholung am Hof eine weitere Variante, die mir besonders zusagt.

Selbsthilfe und Mithilfe für die Landwirtschaft 1
Markus, Michaela und Lukas vom Sepplashof

Der Sepplashof ruft dazu auf, dass man Sammelbestellungen organisiert. Für eine solche Sammelbestellung, die in einer Region zustande kommt, wird dann ein Sammelpunkt und eine Abholzeit dort in der Region vereinbart. Die Bäuer*innen kommen dann dort hin und alle holen sich ihre Bestellung „gleich ums Eck“ ab.

Die Kommunikation vor Ort mit den Kund*innen wird natürlich dennoch eine Herausforderung, da wir das Ansteckungsrisiko möglichst gering halten wollen, was ja bedeutet, großen Abstand zueinander zu halten. Das ist das genau Gegenteil von dem, wie es sonst bei unseren Pflanzenstandl zugeht. Aber wir sind überzeugt, dass es klappen wird, vor allem weil ja alle den Sinn hinter den Maßnahmen verstehen.

Michaela Fassl, Sepplashof

Insgesamt finde ich das eine großartige Idee: Du bekommst Deine Jungpflanzen auch ohne Jungpflanzenmarkt. Der Betrieb kann genauer planen. Und die Konsument*innen sind angehalten, sich zusammenzutun und sich zu organisieren.

Wo finde ich Helfer*innen für meinen Betrieb?

Was jedes Jahr wieder in den Medien auftaucht ist die Thematik der Erntehelfer*innen und Landarbeiter*innen, die oft aus Osteuropa kommen. Dieses Jahr sind die Themen aber nicht deren oft schlechte Bezahlung und Unterbringung und auch nicht, ob es Arbeitslose gäbe, die die Arbeit lieber machen würden. Dieses Jahr geht es darum, dass diese Menschen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht einreisen dürfen.

Jetzt NANU-Mitglied werden!

Du unterstütz damit dieses auf positive Ansätze ausgerichtete Projekt einer Gruppe von Akteur*innen des Wandels, die es lieben, Artikel, Podcasts und Videos rund um Wandel-Themen zu produzieren. Lasst uns gemeinsam ein Sprachrohr aufbauen für Ideen, Projekte und Menschen, die den Wandel vorwärtsbringen.

Mehr erfahren

Damit stehen etliche Betriebe ohne Personal da. Was bei den frühen Kulturen und Arbeiten zu Problemen führen wird.

Außer, wir packen mit an!

Sowohl für Österreich als auch für Deutschland gibt es jetzt Plattformen, um genau das zu machen. Hier werden bei den einen Menschen, die helfen wollen und landwirtschaftliche Betriebe, die Unterstützung brauchen, zusammengebracht, bei den anderen Übersichten erstellt, über regionale Betreibe und ähnliches.

Wenn Du weitere Plattformen in diese Richtung kennst, trage sie bitte unten in die Kommentare ein. DANKE! Wir können dann diese weiteren Plattformen ebenfalls hier im Artikel aufführen.

So kannst Du der Landwirtschaft unter die Arme greifen

Und weil nichts davon funktioniert, wenn nicht auch was gemacht wird, hier nun ein paar Ideen, wie Du selbst aktiv werden kannst in dieser Situation:

Organisiere Sammelbestellungen bei Landwirt*innen aus Deiner Region

Das unterstützt nicht nur die Bäuerinnen und Bauern, sondern reduziert, sobald ihr einen Sammelpunkt für die Übergabe der Bestellung habt, auch für alle Beteiligten die Anzahl der Kontakte. Du kannst im Verwandten- und Freundeskreis eine Bestellung organisieren oder das ganze läuft über eine FoodCoop, die ihr vielleicht schon in der Region habt – oder aber dies ist der Gründungsanlass für eine FoodCoop.

Melde Dich bei einer der Helfer*innen-Plattformen

Pack mit an und hilf, dass die Landwirt*innen mit ihrer Arbeit nicht allein sind. Im vorherigen Abschnitt haben wir Plattformen vorgestellt, über die Du helfen kannst.

Jetzt Gutscheine und Genussscheine für später kaufen

Sprich mit Landwirt*innen, die Du in der Krise unterstützen magst. Kaufe Ihnen jetzt schon Produkte ab, die sie erst später für Dich produzieren. Das ist ähnlich wie eine CSA, bzw. solidarische Landwirtschaft – aber ganz simpel, direkt, unbürokratisch und auf die Krise beschränkt.

Schau Dich um, was es in Deiner Region für Möglichkeiten zum Einkaufen gibt

Selbsthilfe und Mithilfe für die Landwirtschaft 2
Elisabeth Nussbaumer, Macherin hinter nachhaltig-im-burgenland.at

Ich sitze momentan ja im Burgenland. Wie hoffentlich so gut wie überall gibt es auch hier mit Elisabeth Nussbaumer eine fleißige Person, die ein Verzeichnis regionaler Anbieter angelegt hat.

Diese Kataloge sind aktuell gefragter als je zuvor und bieten zum Beispiel eine Übersicht über regionale Lebensmittel-Einkaufsmöglichkeiten im Burgenland.

Seit dem Ausbruch der Corona Krise sind die Zugriffszahlen auf die Plattform um das Dreifache angestiegen und auch die Reaktion auf den dazugehörigen Social Media Kanälen haben sich signifikant erhöht. Viele Menschen, auch aus der unmittelbaren Umgebung der Betriebe, wissen gar nichts von den großartigen Angeboten, die es vor ihrer Haustüre gibt.

Elisabeth Nussbaumer, nachhaltig-im-burgenland.at

Darum: Sucht Euch eine passende Übersicht oder Linksammlung und lernt die Betriebe und Anbieter*innen um Euch herum kennen!

Schreib mir bitte in die Kommentare, welche Beispiele Du noch kennst. Oder welche Ideen mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Wir werden diesen Artikel laufend weiterentwickeln.

Update des Artikels am 24.03.2020, 19:42 Uhr: Weitere Plattformen eingetragen, die uns mitgeteilt wurden.

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

4 Gedanken über “Selbsthilfe und Mithilfe für die Landwirtschaft

  1. Stefanie

    Hallo, wir, kleine Familie (Eltern mit 3jähriger Tochter) würden gerne eine Gemeinschaft Selbstversorger finden, die Interesse und Platz für eine kleine Familie haben. Am liebsten sofort
    Wir haben grade keine Ahnung wie wir eine Gemeinschaft finden können. Ideen sind sehr willkommen
    Corinna234@web.de

  2. Marsilio

    Vielleicht gibt es ja auch Menschen aus der Schweiz, die diesen tollen Newsletter abonniert haben und lesen. Ich hab mal bei Uniterre recherchiert, die sich für die Anliegen der kleinbäuerlichen, solidarischen und ökologischen Landwirtschaft einsetzen. Sie verweisen auf die Plattform Agrix https://www.agrix.ch/default.aspx
    Tragt Sorge und bleibt gesund. Danke für eure Solidarität.

  3. Sabine

    Hi! Überregional habe ich für Ö gute Erfahrungen mit http://www.markta.at und http://www.myproduct.at gemacht. Glaub Gemüsekisten gibt es noch beim https://www.bioferdl.at/

    Für Niederösterreich ist folgende Sammlung super, nicht nur Lebensmittel sondern umfassende Liste mit Versandhandel:
    https://www.ecoplus.at/interessiert-an/online-services/

    Noch ein Tipp, haltet doch Ausschau, nach den ganzen Selbstbedienungsverkaufsstellen für Obst, Säfte, Erdäpfel, Eier udgl. & beginnt die zu nutzen :-)

    Bin schon gespannt, ob wir alle etwas bewusster aus dieser Krise hervorgehen. Wo unsere Lebensmittel herkommen & sie wieder lernen wertzuschätzen (und nicht wegzuwerfen)!

Schreib uns Deine Meinung!

Wir freuen uns darüber, dass du zum Thema beitragen willst.

Mit dem Absenden dieses Kommentars akzeptierst du die Kommentar-Richtlinien.

 

Abonniere unseren Artikel-Newsletter!

Schreib dich jetzt in unseren kostenlosen Artikel-Newsletter ein und du bekommst wie 8.900 andere Leser*innen einmal die Woche einen Überblick über unsere neuesten Artikel: