Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich in der Natur unterwegs bin, und plötzlich liegt mitten in der Idylle Müll. Mal sind es die Überreste einer Party im Freien, ein anderes Mal der Abfall einer Camping-Gruppe. Ich verstehe nicht, wie das zusammengeht, dass ein Mensch einerseits gerne draußen in der Natur ist, auf der anderen Seite dann aber genau diese Natur mit seinem Müll belastet.
Zum Glück stört das viele. Und darum gibt es verschiedene Ansätze, dieses Problem zu lösen. In einem Gespräch mit Anna Gollob von Global 2000 hat mich sehr überrascht, dass es keine genauen Daten dazu gibt, wie viel Müll in der Natur „entsorgt“ wird. Welche Arten von Müll das sind. Und wie groß das Problem an welchem Ort ist. Daher gibt es von den Umweltschützer*innen von Global 2000 gemeinsam mit dem Alpenverein jetzt das Projekt „NaturPutzer“. Ich konnte Anna ein paar Fragen dazu stellen.
Es gibt bisher keine Daten zum Müllaufkommen in der Natur
Michael Hartl: Hallo Anna. Um was geht es bei den NaturPutzern?
Anna Gollob: Bei unserem NaturPutzer Projekt geht es darum Österreichs Natur nachhaltig sauber zu machen. Wir wollen Bewusstsein schaffen, zum Müllsammeln animieren aber auch erstmals aussagekräftige Daten zum Thema Vermüllung in Österreich sammeln. Dazu wollen wir die NaturPutzer App entwickeln, in die Müllaufkommen und Müllarten eingetragen werden können. Wir bekommen so eine Landkarte mit wilden Müllkippen, Müllhotspots und bringen in Erfahrung welche Müllart, zB Plastik, Papier, Alu oder etwa Zigarettenstummel, die größte Belastung darstellt.
Michael Hartl: Wie groß ist das Problem mit dem Müll in der Natur eigentlich? Was ist daran gefährlich?
Anna Gollob: Österreich gilt als sehr sauberes Land, aber es gibt nicht umsonst jedes Jahr unzählige Müllsammelinitiative um unsere Natur vom Müll zu befreien, so sauber kann es also nicht sein. Landesübergreifende Daten zum Müllaufkommen in der Natur gibt es allerdings nicht. Aber es wird geschätzt dass etwa 100 Tonnen Müll pro Jahr in den Gemeinden aufgelesen und entsorgt werden, knapp 1000 Tonnen sind es entlang der Bundes- und Landesstraßen. Gefährlich ist das vor allem für Böden und Tiere, da Giftstoffe von Abfällen im Boden aufgenommen werden und Tiere sich im Müll verheddern oder diesen fressen können.
Alleine in den Gemeinden und an den Straßen werden weit über 1000 Tonnen Müll gesammelt.
Mit Technik gegen Müll in der Natur
Michael Hartl: Ihr plant auch eine App fürs Smartphone. Was soll die können und warum sammeln Menschen nicht den Müll einfach direkt auf, ohne ihn in einer App einzutragen?
Anna Gollob: Um in weiterer Folge gute Argumente für Maßnahmen an die Politik herantragen zu können, brauchen wir Beweise dafür, dass wir in Österreich ein Müllproblem haben. Aber eben diese Zahlen gibt es momentan nicht. Wenn der Müll mit unserer App eingetragen wird, entsteht so eine Müll-Landkarte für ganz Österreich. Man kann dann in weiterer Folge überlegen wo eventuell zusätzliche Mülleimer aufgestellt werden sollen, wo Mülleimer öfter geleert werden sollen und in welchen Gebieten es besonders schlimm ist. Ob beispielsweise Getränkedosen oder eher Plastikflaschen zu finden sind und wie man in Zukunft daran arbeiten kann das achtlose Wegwerfen zu vermindern.
Michael Hartl: Ihr macht ein Crowdfunding, um das Ganze zu finanzieren. Haben GLOBAL 2000 und der Alpenverein selbst das Geld nicht?
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Anna Gollob: GLOBAL 2000 finanziert sich auch normalerweise über Spenden, Crowdfunding unterscheidet sich davon nur gering, es bietet aber den UnterstützerInnen mehr Vorteile. Deshalb haben wir uns entschieden für dieses Projekt erstmals Crowdfunding auszuprobieren. Anders als bei herkömmlichen Spenden, bekommen die UnterstützerInnen je nach Spendenhöhe eine Belohnung. Das beginnt bei einem Halstuch, hin zu einer Hüttenübernachtung oder sogar einem 2-tägigen Fliegenfischer-Kurs. Außerdem ist die Spende über Crowdfunding lediglich eine Zusage des Geldes, erreichen wir unser Ziel nicht, bekommen die UnterstützerInnen ihr Geld wieder zurück. Abgesehen davon fließen natürlich auch bestehendes Budget und Arbeitsstunden von GLOBAL 2000 und dem Alpenverein in das Projekt.
Lasst uns alle NaturPutzer*innen werden!
Michael Hartl: Wie wird man erfahren, wann der 1. NaturPutzer-Tag ist?
Anna Gollob: Wann der erste NaturPutzer-Tag sein wird steht schon fest und zwar am 11. Juni. Wir werden die Veranstaltung aber über all unsere Kanäle kommunizieren und versuchen so viele Menschen wie möglich auf den NaturPutzer Tag aufmerksam zu machen. Aktuelle Infos wird man immer auf der Website der Aktion finden.
Wie findet ihr diese Idee? Oder kennt ihr ähnliche Projekte? Gerne jederzeit in die Kommentare mit Euren Ideen und weiterführenden Gedanken!
Ich bin Französin und lebe in der Nähe von München, Ich putze auch Müll (https://www.facebook.com/Littlebluefeet/) und versuche meine Mitmenschen dazu zu animieren… Nicht immer einfach :)
Hier bei uns gibt es Saarland Picobello, immer Anfang März…. Da wird auch viel aufgesammelt. Nur wäre das leider echt das ganze Jahr über nötig, je nachdem wo man hinkommt.
In Bayern gibts die schöne Aktion „Rammer dammer“ (etwa: Wir räumen auf) immer zur Fastenzeit/Frühling, wanns eben auch am Sinnvollsten ist. Da treffen sich überall Freiwillige – teils auch ganze Vereine, Schulklassen, etc. – und räumen Wald und Wiese auf. Sprich: Befreien sie vom Müll. Das ist über die Jahre schon zu einem Fixpunkt im Kalender geworden. Was einerseits schön ist, dass sich so eine neue Tradition ergeben hat, aber natürlich schade, dass es eine solche Notwendigkeit überhaupt gibt :(
Wenn ich spazieren gehe, hab ich grundsätzlich immer einen (Extra) Beutel dabei, um Müll einsammeln zu können.
Stimmt, die ist fein! :D Ich komm ja gebürtig aus Bayern – und da haben wir schon als Schulkinder immer mitgemacht!
ich finde die idee super!!!!
bin heute selbst 1km lang am bach neben meinem Elternhaus entlang spaziert und habe Müll gesammelt. Erstaunt war ich dass ich auf 1000m 8,5kg, jawohl ACHTKOMMAFÜNF KILOGRAMM gefunden habe!!!