Flintknapping – Steinwerkzeug selber machen

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Von Lisa Pfleger
4. April 2016

„Steine zerdeppern“ – wer hat das nicht schon mal gemacht? Einfach mit vollem Karacho Steine irgendwo dagegen dreschen und sich an den (möglichen) Splittern erfreuen? Aber Flintknapping ist etwas anders… Die Splitter sind rasiermesserscharf. Und das ist auch gut so :)

Wie wohl das Leben ohne Messer war?

Tja – um einiges mühsamer, wie ich am eigenen Leib erleben durfte :D Keinen Ofen, den man per Knopfdruck aufdreht. Kein Feuerzeug um ein Feuer zu entfachen. Nicht mal ein scharfes Messer um einen Feuerbohrer zu bauen. Nichts! Nichts?

Nicht ganz!

Da gibts ja noch die Steine. Oder Steinleute, wie sie bei den Wildnismenschen auch genannt werden ;) Gar nicht so unbedeutend diese Steindinger. Bedenke doch mal wie vielfältig sie sind! Ich persönlich liebe ja Steine und bin kaum weg zu bringen, wenn ich mich mal an einem Seeufer nieder gelassen habe und einen schönen Stein nach dem anderen finde… Bisher hatte ich aber eher was für runde Steine übrig…

Der Nutzen von scharfkantigen, rauhen Steinen ist mir erst jetzt bewusst! Klar wusste ich, dass man in der Theorie mit scharfen Kanten etwas machen könnte… aber dass es auch tatsächlich funktioniert? Nicht nur mit Feuersteinen! Aber mehr dazu weiter unten…

Klassischer Feuerstein

Sofern man das sagen kann. Da gibt es ja auch verschiedene. Und dann gibt es noch diesen „Obsidian“, der eher glas ähnlich ist. Jedenfalls waren wir in voller Montur mit Schutzbrille, dicken Handschuhen und einem Lederlappen für unsere Oberschenkel, damit wir und nicht schnitten. Am ehesten dachte ich im Vorhinein noch an die Handschuhe. Um meine Finger hatte ich schon ziemlich Angst. Erst als ich sah, wie sehr das Zeug splittert, war mir der Nutzen der Brille sonnenklar.

Auch mit Glas haben wir experimentiert. Auch gut zu wissen ;D In der Praxis wäre dann ein dicker Flaschenboden ideal um eine Klinge raus zu schlagen. Mit einem einfachen Splitter kann man aber auch schon viel ausrichten, wenn’s drauf ankommt.

Und wie geht das?

Puh, das war gar nicht so leicht. Von den hübschen Steinmesserchen auf dem Titelbild waren wir noch weit entfert. Ein klingenförmiges Teil von einem großen Steinbrocken runter zu klopfen ist alles andere als einfach! Aber es ist auch noch keine Meisterin vom Himmel gefallen :D

Mit Kupferklöppeln, Hirschhorn oder einfach mit anderen Steinen haben wir drauf los gehämmert. „Flakes“ hießen die kleinen scharfen Blättchen, mit denen wir dann kleine Sicheln oder ähnliche Schneidewerkzeuge gebaut haben, mit denen man Kräuter ernten oder auch ein kleines bisschen schnitzen kann.

Naturkleber

Wie wir die Klingen am Holz befestigt haben? Wow. Das war mit das faszinierendste für mich: Kohlrabenschwarzes Birkenpech! Das klebt bombenfest – wie Superkleber! Bloß, dass das Handling weniger beschissen ist :D Das flüssige Birkenpech muss ich zwar auch nicht an den Händen kleben haben, aber es ist weit weniger fatal als Superkleber ^^ Wenn es leicht abkühlt und fester wird, ist es sogar modellierbar. Und das ohne klebrige Finger danach! Es war quasi trocken.

Neugierig, wie man Birkenpech herstellt? Ich auch :D Aus den Erzählungen klingt es sehr aufwendig, aber in einem der nächsten Kurse lernen wir es noch – ich werde berichten!

Harzkleber

Einen zweiten Kleber haben wir aus Baumharz gemacht. Vermischt mit etwas Asche. Ist etwas weicher, aber entgegen all meiner Erwartungen klebt auch das super!

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Mehr von Flintknapping?

Wenn du dich genauer ins Flintknapping einlesen möchtest, bietet Hans Müllegger (bei dem wir lernen durften) ein gratis E-Book auf seiner Website an.

Feuermachen. Fast nackt.

Ich staunte nicht schlecht, als es plötzlich hieß: Aufgabe für die nächste Stunde: Feuerbohrer Set bauen ohne Messer. Und ohne die gerade eben selbst gebauten Steinwerkzeuge. Wie bitte?

Der Sinn war mir schnell klar, da ich mir selbst schon dachte: „Naja, finde erst mal einen Feuerstein hier bei uns.“ – und hielt Flintknapping somit eher für eine nette Spielerei als für ein tatsächlich hilfreiche Fähigkeit im Survival.

Alles klar. Einzig eine Schnur und ein Bohrbrett wurde uns zur Verfügung gestellt. Den Rest: Viel Spaß ;)

Wie das ganze dann funtkioniert hat und ob wir tatsächlich ein Feuer zustande gebracht haben, siehst du im folgenden Video:

Erstaunt?

Ich erst! Unglaublich was alles möglich ist. Und ich finde es wirklich genial, das erlebt zu haben. Nicht nur irgendwo gelesen.

 

Und du?

Schon mal von Flintknapping gehört? Oder gar selbst gemacht? Was machst du so aus Steinen und was bedeuten Steine für dich?

PS: Wenn alles klappt, lerne ich demnächst eine Messer zu schmieden. Ich bin schon so aufgeregt! :D

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

5 Gedanken über “Flintknapping – Steinwerkzeug selber machen

  1. wolf

    Hallo,

    deshalb liebe ich eure Seite so – Ihr bringt Beiträge über Themen mit denen man nicht rechnet und doch relevant zur Selbstversorgung sind.
    Was unsere Vorfahren mit diesen Messern aus Stein und Ihren Fähigkeiten alles gebaut/erschaffen haben ist höchst erstaunlich.
    Toller Beitrag und weiter so. LG Wolf

  2. Andreas Hirt

    Servuz Lisa,

    erstmal möcht ich dir sagen, das ich als „Stadtmensch“ deine Beiträge sehr interessant finde.
    Was ich zu diesem Feuer machen noch erwähnen möchte, ist, das Birkenrinde, also das weiße Zeug selbst nach Regen wie Papier brennen soll.

    Gruß Andreas

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