Eintauchen in die Vogelsprache

Avatar-Foto
Von Lisa Pfleger
20. Juni 2016

Was ist Vogelsprache? Erkennst du eine Amsel am Gesang? Einen Eichelhäher an seinen Rufen? Aber ist das schon alles? Und was sagt uns was?

Sprache ist nicht gleich Sprache

Auf diesen Nawisho Kurs habe ich mich besonders gefreut. Ich liebe Vögel. Vor ein paar Jahren bin ich ein bisschen in Vogelstimmen rein gekippt und habe gelernt immer mehr Vögel an ihrem Gesang zu erkennen. Aber das einzige was ich somit wusste war, dass sie da sind. Was ja immerhin mehr war als davor…

Aber mehr wusste ich schon nicht. Dazu kommt, dass Vögel ja nicht nur singen sondern auch rufen oder sonst welche Laute äußern.

Vogelsprache im Wildnis- und Survivalkontext

Erstmal die Frage, wozu überhaupt Vogelsprache lernen? Im ganzheitlichen, naturverbindenden Kontext, macht es ja durchaus Sinn. Aber was bringt mir das fürs Überleben? Kann es mir nicht schnurzegal sein, was die Piepmatze rund um mich von sich geben, wenn ich einfach nur Hunger habe?

Vögel helfen dir

Sehr spannend fand ich die Vorstellung, dass ich aufgrund der Vogelsprache hören kann, wo es Wasser gibt. Beispielsweise, wenn ich Wasservögel höre, oder aber auch viel Spechttrommeln, das mich darauf hinweist, dass es zumindest ein feuchtes Gebiet sein könnte (wo tendenziell viele morsche Bäume sein könnten, die die Spechte zum Trommeln verwenden).

Angeblich gibt es auch ein ganz spezielles Geräusch, wenn die Beeren-Zeit losgeht und sich die Vögel drauf stürzen. Und Zucker in einer Survival Situation ist auch mal nicht schlecht :)

Vogelsprache kann man verstehen lernen

Vor allem die Tiere des Waldes verstehen die Sprache der Vögel sehr gut. Denn ein Vogel singt oder zwitschert nicht einfach so. Sie zwitschern aus bestimmten Gründen und diese können für andere überlebenswichtig sein.

Wenn ein Kaninchen einen Vogel (oder gar mehrere in Folge) aufgeregt schimpfen hört, ist erstmal Vorsicht angesagt. Könnte da drüben ein Fuchs der Grund für die Aufregung sein? Oder ein Hund? Oder ein Greifvogel von oben?

Für uns als Menschen ist die Warnung vor Raubtieren in unseren Breiten weniger relevant, aber in anderen Ländern, wo wir in das Beuteschema eines Raubtiers passen sehr wohl. Und dort funktioniert das mit der Vogelsprache genau gleich!

Umgekehrt ist es wieder relevant, wenn wir die Jäger wären. Wenn wir nicht gelernt haben und mucksmäuschenstill anzupirschen, werden uns die Vögel auch verraten, selbst, wenn die eigentliche Beute uns noch nicht wahrgenommen hätte. Und so ergeht es auch allen anderen jagenden Tieren in der Natur. Sie müssen sich genau so vorsichtig und unauffällig verhalten um überhaupt jemanden zu erwischen. In der ständigen Hoffnung, dass ein Vogel, ein Reh, ein Hase, doch mal unaufmerksam ist…

Vogellandkarte

Das lange Wochenende verbrachten wir, neben der Theorie, mit dem Beobachten der Vögel und dem Aufzeichnen einer Landkarte. Entlang eines Wiesenkorridors haben wir uns aufgeteilt, haben immer wieder den selben Platz aufgesucht und in gewissen Zeitabständen notiert, was uns aufgefallen ist. Dabei haben wir das Gehörte (singender Vogel, schimpfender Vogel) und das Gesehene (zB.: Flugrouten von Vögel, ein spähender Vogel) auf der Karte aufgezeichnet.

Jetzt NANU-Mitglied werden!

Du unterstütz damit dieses auf positive Ansätze ausgerichtete Projekt einer Gruppe von Akteur*innen des Wandels, die es lieben, Artikel, Podcasts und Videos rund um Wandel-Themen zu produzieren. Lasst uns gemeinsam ein Sprachrohr aufbauen für Ideen, Projekte und Menschen, die den Wandel vorwärtsbringen.

Mehr erfahren

Danach haben wir uns hingesetzt und unsere Karten zusammengeführt. Spannend war dabei zu sehen, wenn sich ein Warnruf von einem Vogel auf den anderen übertragen hat und eine richtige Welle losgetreten wurde (das nennt man dann „konzentrische Ringe„) – was heißt, dass nicht nur am unmittelbaren Ort des Geschehens Alarmbereitschaft herrscht, sondern auch im Umkreis. Dabei nimmt die Intensität nach Außen ab und auch die Entspannung aller Tiere verläuft danach wieder von innen nach außen. Aber auch völlige Stille kann auf etwas hinweisen :)

Wunderbar war es, wie sehr ich dabei zur Ruhe gekommen bin. Und auch die anderen haben davon berichtet. Und was man plötzlich alles wahr nimmt!

Abschlussrunde mit Rotkehlchen

Im Laufe der Tage hatten wir schon bemerkt, dass wir wohl in das Revier eines Rotkehlchens eingedrungen sein mussten. Immer wieder kam es in die Nähe und trällerte sein Lied. Am letzten Tag bei unserer Abschlussrunde hat es sich dann direkt zwei Meter über uns in einen Ast gesetzt und lautstark gesungen und ist ganz nah um unseren Kreis rumgehopst. Noch berauscht von den letzten Tagen und dank des Rotkehlchens, konnten wir einfach nur noch breit grinsen :) Danke!

Buchempfehlung

Eine wirklich wunderbares Buch, mit vielen Geschichten, interessantes über die Vogelwelt und mit vielen tollen Übungen: „Die geheime Sprache der Vögel“ von Ralph Müller! Ich liebe es.

Oder wenn du gleich mit mehreren Menschen und erfahrenen Leuten in die Welt der Wildnis eintauchen willst… Bald beginnt die Ausbildung zur „Natur- und Wildnistrainer/in“ (die ich auch gerade mache) in einem neuen Rad!

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

8 Gedanken über “Eintauchen in die Vogelsprache

  1. Müller

    Hallo. Das mit der Vogelsprache habe ich auch schon bemerkt. Ich mache monatlich Trekking-Touren im Wald und bei der ruhe die man da hat achtet man auf die kleinen Dinge. Wenn man lange genug zuhört hat man sogar wirklich das Gefühl das man die Vögel versteht.

  2. Sabine

    Hallo Lisa,
    Heute haben wir eure tolle Seite entdeckt und uns den ganzen Abend begeistert durch zahllose Artikel gelesen :-). An vielen Stellen finden wir uns wieder und eure Texte sprechen uns aus der Seele.
    GROSSARTIG- eure Ideen, eure Texte, euer Blog :-)!!!
    Wir lesen wieder und weiter! :-)

    Nun bin ich – mittlerweile etwas erschöpft ;-) – hier bei den Vogelstimmen gelandet. Dass ich über die Vögel erfahren kann, wo es Wasser gibt, darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht – obwohl doch so logisch. Total genial!
    Worüber ich mir hingegen (leider) viele Gedanken mache, ist die Lage, in der sich die Vogelwelt befindet – naja, nicht nur die Vogelwelt, aber das ist ja eigentlich alles nichts neues…
    Weil´s mich so sehr beschäftigt, schreib ich u. a. darüber, was man für die kleinen Federbällchen und Piepmätze tun kann – und wenn´s ok ist, dann würd ich hier einen Link dazu setzen, einfach weil´s thematisch paßt:
    https://dagehtwas.org/tag/gartenvoegel/

    Auf den Vogelgesang!
    Herzliche Grüße
    Sabine

  3. Manuel

    Moin!

    Vielen Dank erstmal für eure wunderbare website!
    Es ist so schön zu sehen, dass immer sich immer mehr Menschen für einen bewussten und naturnahen Lebensstil interessieren.

    Nun aber eine Kleinigkeit zu deinem Artikel.

    Ich bin Biologe und Survivaltrainer und möchte deinem Text anmerken, dass es duchaus Vogelarten gibt, welche als „Wasserzeiger“ fungieren können. Dazu gehört z.B der Schwarzmilan, See- und Fischadler, Reiher, die Dommeln und natürlich die Rallen, Taucher, Gäse und Enten.

    Der Specht zählt jedoch nicht dazu, da ein hoher Anteil an Totholz (morsche Bäume) nur auf eine unterlassene oder zumindest halbwegs naturnahe Bewirtschaftung hinweisen können – die Nähe eines Gewässers spielt dabei keine Rolle. Schliesslich kommen Spechte auch in sehr sandigen und -mit Verlaub- furztrockenen Kiefernwäldern vor.

    Macht weiter so, ich bin ein großer Fan eurer website und lerne für mein eigenes Selbstversorgerprojekt sehr viel von euch!

    Alles Liebe
    Manu

  4. Clemens Ratte-Polle

    gestern noch ein ängstliches Piepen im Gebüsch beom Vorübergehen gehört und alarmiert stehen geblieben.. Es war ein Entenküken, welches seine Mutter und Geschwister verlor.
    Im Hintergrund hörte ich dessen Mutter schon aufgeregt quaken.
    Ich trieb es zurück zum Teich, wo es glücklich empfangen wurde :)

  5. Cetin

    Hallo, ich habe den Artikel, wirklich aufmerksam gelesen. Die Vogelsprache, da stimmte ich zu, sollte man verstehen und mal richtig zu hören. Sie beschweren sich oft. Wenn ich die Vögel hier am Wald höre, werden Sie in Ihren rufen immer aggressiver je öfter die Bahn hier durch fährt. Ich finde das gut, das man die Sprache erforscht auf jeden Fall.

  6. Birgit Damitz

    Hallo Lisa, das Buch habe ich mir gerade bestellt. Ich möchte allen Interessierten aber noch ein Buch ans Herz legen:
    „tierisch gut“ von Regula Meyer. Dort lernt ihr alles über die Symbolsprache der Tiere. Warum lässt sich dieses Tier bei mir blicken, was will es mir mit seinem Erscheinen sagen usw. Ich habe schon sehr viele wertvolle Hinweise von meinen gefiederten Freunden bekommen, die mich und mein Leben von Grund auf veränderten.
    Herzlichste Grüße aus dem schönen Wendland, Birgit

    1. Avatar-FotoLisa Pfleger Beitrags Autor

      Wow! Mega toll! Genau was ich gesucht hab! Ich liebe Tiere als Symbol, aber hätte es immer gern spezifischer mit heimischen Tieren gehabt, die mir täglich begegnen. Perfekt! Danke dir!

Schreib uns Deine Meinung!

Wir freuen uns darüber, dass du zum Thema beitragen willst.

Mit dem Absenden dieses Kommentars akzeptierst du die Kommentar-Richtlinien.

 

Abonniere unseren Artikel-Newsletter!

Schreib dich jetzt in unseren kostenlosen Artikel-Newsletter ein und du bekommst wie 8.900 andere Leser*innen einmal die Woche einen Überblick über unsere neuesten Artikel: