Die Aktion „We Pimp The World“ hat uns Anfang letzten Jahres vorgestellt. Diese Woche hab ich selbst die Ehre, als Gastgeber von We Pimp The World auf Facebook zu dienen und Projekte aus dem Burgenland vorzustellen. Einen Teil davon werde ich auch hier auf dem Blog vorstellen, da es hier einiges gibt, dass auch für unsere Leser*innen hier interessant sein dürfte.
Zum Beispiel das heutige Projekt: Die Wieseninitiative. Diese ist mir als eines der ersten inspirierenden Projekte eingefallen, so dass ich Brigitte, eine der Initiatorinnen des Projekts, um ein Interview gebeten habe:
Liebe Brigitte, stell dich doch bitte kurz vor.
Hallo alle zusammen :) Ich bin Brigitte Gerger, ich komme aus Güssing im Südburgenland und bin Landschaftsökologin. Ich arbeite beim Verein BERTA und betreue die natura2000-Schutzgebiete des Südburgenlandes. Weiters bin ich seit 20 Jahren Geschäftsführerin des Vereines Wieseninitiative, der schon viele Projekte in der Region abgewickelt hat.
Was möchtest du mit der von dir initiierten und betriebenen „Wieseninitiative“ erreichen?
Der Verein Wieseninitiative will dazu beitragen, die Landschaft des Südburgenlandes mit all ihren Besonderheiten zu erhalten und weiterzuentwickeln. Das Motto lautet „Schutz durch Nutzung“ und wir sehen uns als überparteiliches Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Ziel ist es, gemeinsam Lösungen für die Erhaltung von Wiesen und Streuobstwiesen zu finden.
Das Motto lautet „Schutz durch Nutzung“.
Gab es einen Auslöser, der dich dazu gebracht hat, die Wieseninitiative zu starten?
Gestartet wurde sie von einigen Politikern, Landwirten und Naturschützern Anfang der 90er Jahre, nachdem gravierende Veränderungen im Südburgenland vor sich gingen. Damals wurden großflächig Wiesen umgebrochen und in Ackerland umgewandelt. Ich kam 1992 dazu und seit 1993 gibt es die Wieseninitiative als Verein. Es ist uns damals gelungen, die ersten Förderprogramme für die Wiesenerhaltung durchzubringen, was zumindest in einigen Regionen die Wiesen bis heute gerettet hat. Das untere Stremtal ist ein gutes Beispiel dafür.
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Du unterstütz damit dieses auf positive Ansätze ausgerichtete Projekt einer Gruppe von Akteur*innen des Wandels, die es lieben, Artikel, Podcasts und Videos rund um Wandel-Themen zu produzieren. Lasst uns gemeinsam ein Sprachrohr aufbauen für Ideen, Projekte und Menschen, die den Wandel vorwärtsbringen.
Bald danach haben wir begonnen, die gefährdete Vielfalt der Streuobstwiesen zum Thema zu machen. Es sind die wertvollsten Lebensräume unserer Kulturlandschaft und sie sind massiv im Rückgang begriffen. Heute versuchen wir durch die Vermarktung von Qualitätsprodukten aus der Streuobstwiese, diese Bestände zu erhalten und ihnen wirtschaftlich wieder einen Wert zu geben.
Mehr Natur – mehr Geschmack
Was bietet die Wieseninitiative an – und wie erfährt man davon?
Wir versuchen auf verschiedenste Art und Weise das Bewusstsein für die Vielfalt und Schönheit der Streuobstwiesen zu verbessern. Wir bieten dazu Schulen an, mit uns die Obstgärten zu erkunden, mit uns Obst zu sammeln und Apfelsaft zu pressen. Weiters gibt es Kurse zur Pflege und Erhaltung der Streuobstwiesen, wie z. B. Obstbaumschnittkurse zur Erziehung von Jungbäumen oder zur Pflege von Altbaumbeständen sowie Veredelungskurse, damit die Sortenvielfalt erhalten bleibt . Und drittens unterstützen wir die Vermarktung von Qualitätsprodukten aus der Streuobstwiese. Es gibt mittlerweile eine eigene Streuobstmarke, die garantiert, dass das verwendete Obst aus natürlichen Obstgärten stammt und nicht aus Plantagen.
„Mehr Natur – mehr Geschmack“ ist unser Slogan, denn die Produkte aus den alten, aromatischen Sorten schmecken hervorragend. Mit dem Genuss dieser Produkte erhält man die Streuobstwiesen der Region. Wir haben bereits einige Verkaufsstellen in der Region und man kann die Streuobstprodukte auch über unseren Webshop bestellen
Was wir tun und anbieten erfährt man auf unserer Homepage www.streuobstwiesn.at sowie auf unserer Facebookseite.
Weiters schicken wir vierteljährlich gedruckte Vereinsnachrichten mit allen Terminen aus.
Wie kann man bei der Initiative mitwirken? Geht das auch, wenn man keine Streuobstwiese hat?
Ja sicher kann man auch so mitmachen. Zum Einen haben wir ja ein buntes Veranstaltungsprogramm rund ums Jahr mit geführten Wanderungen und Exkursionen, aber wir brauchen auch Mithilfe bei der Suche nach ungenutzten Obstgärten, bei der Öffentlichkeitsarbeit und bei Produktpräsentationen. Wir müssen ja den Leuten erst einmal wieder bewusst machen, wie gut die Produkte aus den Obstgärten schmecken. Da ist jede Mithilfe gefragt.
Wenn jemand ein ähnliches Projekt starten will, woher bekommt diese Person Informationen oder eine Unterstützung?
Wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter und wir sind daran interessiert, uns mit ähnlichen Initiativen zu vernetzen. Schließlich gibt es in vielen Regionen Österreichs noch Reste der ursprünglichen Obstwiesen. Gemeinsam schaffen wir es leichter, den Mehrwert der Streuobstprodukte zu erklären und die Kaufgewohnheiten zu ändern.
Die Anlaufzeit ist mühsam, aber Vernetzung macht vieles leichter!
Welche weiteren erwähnenswerten Projekte im Burgenland kennst du?
Mich begeistern alle Projekte, die sich mit nachhaltiger Landwirtschaft und regionalen Produkten beschäftigen. Von der südburgenländischen Weidegans bis hin zu den Moorochsen gibt es da in der Region ja zahlreiche Beispiele. Auch die Weidelammanteilsscheine im Naturpark in der Weinidylle sind ein gelungenes Projekt um Landschaftspflege mit einem regionalen Produkt zu verknüpfen.
Welchen Ratschlag würdet du Menschen mitgeben, die jetzt gerade ein Projekt starten wollen?
Jede Anlaufzeit ist mühsam. Man muss da schon eine gehörige Portion Hartnäckigkeit mitbringen, bis sich langsam etwas in Bewegung setzt. Von einander zu lernen und Hilfe anzunehmen ist wichtig. Durch Vernetzung ist vieles leichter möglich und effizienter.
Kennt ihr ähnliche Projekte oder habt ihr selbst Erfahrungen mit dem Verwerten von Streuobstwiesen-Obst?