Meditatives Geschirrspülen

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Von Lisa Pfleger
26. Januar 2011

Keine Angst, ich bin noch nicht verrückt geworden. Als ich letztens den Artikel „Energy Revolution III“ fertig geschrieben habe, ist mir wieder eingefallen, dass ich vor Monaten zum ersten Mal Spaß am Geschirrspülen hatte. Ab dem Zeitpunkt begann mir auch der Gedanke der alltäglichen Handarbeit sehr zu gefallen…

Zugegeben, all die Haushaltsgeräte sind schon sehr praktisch und erleichtern die Arbeit um ein vielfaches. Und wer kann schon behaupten, dass er/sie liebend gerne putzt oder andere Hausarbeit erledigt?

Mit elektrischen Haushaltsgeräten versuchen wir uns die Arbeit zu erleichtern. Was auch gut funktioniert. Aber viel Freude macht es den meisten wahrscheinlich trotzdem nicht. Zudem kosten all diese Geräte Geld, und das nicht nur beim Kauf. Für dieses Geld müssen wir aber wieder mehr arbeiten gehen, was wiederum Zeit kostet. Warum nicht die Einstellung zur „lästigen Hausarbeit“ überdenken?

Mir bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder weiterhin teure Haushaltsgeräte kaufen, mit teurem Strom betreiben, warten lassen, reparieren etc… und trotzdem noch genervt sein wenn man den Geschirrspüler ausräumen oder die Wohnung saugen muss oder: beim Fegen, Geschirr schrubben usw. eine meditative Haltung einnehmen und genießen. Mit voller Konzentration bei der Sache sein. Unter den Fingern spüren, wie sich der Schmutz von den Tellern löst, mal muss man fester aufdrücken, mal weniger. Sich freuen, wie schön das Geschirr danach glänzt. Es sorgfältig zum Abtropfen aufeinander stapeln. Als ich weiter oben davon gesprochen hatte, dass mir Geschirr spülen plötzlich Spaß gemacht hat, hatte ich genau eine solche Haltung eingenommen. Und es ging mir soviel leichter von der Hand. Danach spürte ich richtige Zufriedenheit anstatt eines „Pah, endlich erledigt und nix wie raus aus der Küche“- Gefühls.

Ein Teller wird neben anderem Geschirr von Hand gespült

Sowas anzuwenden und in andere Lebensbereiche auszuweiten macht mir große Freude und es erleichtert den Alltag ungemein. Beispielsweise habe ich mir angewöhnt zu Fuß zur Uni zu gehen. Ja, um den 40-minütigen Fußmarsch jeden Morgen und Nachmittag zu bewältigen, muss ich früher aufstehen und beim Heimgehen fehlen mir die 40 Minuten von meiner Freizeit. Man kann es aber auch als kleines Fitnessprogramm sehen, von dem ich morgens wach werde und dank dem ich am Nachmittag von der Uni abschalten kann. Die 80 Minuten pro Tag sind alles andere als verloren. Sie sind für mich, meinen Körper, meine Gesundheit. Dabei gibt es nichts Schöneres, als Tag für Tag die gleichen Pflanzen zu beobachten und ihren Lebenskreislauf innerhalb eines Jahres zu beobachten… Von der zarten Knospe zur Frucht und so weiter…

Bisher habe ich das erst auf wenige Bereiche umgesetzt. Zum Teil bedingt durch Unistress, zum Teil weil ich oft unterbewusst in alten Mustern gefangen bin. Ich glaub aber schon genau zu wissen, wie mein bzw. unser ruhiges Leben auf einem Hof mal aussehen soll: Tja, ruhig. So viel wie möglich will ich per Hand und aus eigener Kraft machen. Die meisten Geräte sind mir zuwider, zu laut. Und mit meinem Wunsch von einem möglichst ökologischen Lebensstil passt das ja auch zusammen.

Und? Wie geht’s Euch dabei? Genießt Ihr das Wäsche aufhängen auch schon? :)

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

13 Gedanken über “Meditatives Geschirrspülen

  1. Sandra

    Seit wir einen Kleingarten haben und wir die meiste Zeit von Frühjahr bis Herbst dort verbringen – und auch dort essen -, habe ich meine Spülmaschine so gut wie nicht mehr benutzt – denn wenn wir mal zu Hause gefuttert haben, hat es sich für die paar Teller einfach nicht gelohnt, die Spülmaschine anzuwerfen.

    Als ich dann im Winter tatsächlich die Spülmaschine nach einer Geburtstagsfeier nutzen wollte, ging sie plötzlich nicht mehr – und ich habe sie bis heute nicht reparieren lassen, weil ich mir denke: wofür? Dafür, dass sie dann wieder ein halbes Jahr ungebraucht in der Ecke steht? Ich habe mir nun einen gebrauchten Küchenschrank besorgt: Spülmaschine raus, Küchenschrank rein. Eine passende Türe hatte ich noch im Keller – endlich habe ich so auch mehr Platz für Töpfe, Geschirr und Co.

    Mein Fazit: Eine Spülmaschine will ich nicht wieder haben!

    Und witzigerweise kam mir genau der selbe Gedanke wie dir. Dass die Spülmaschine vielleicht Arbeitszeit einspart, aber mehr Strom verschlingt, den ich durch Mehrarbeit bezahlen muss… Genau ausgerechnet habe ich es aber nicht :-)

  2. payoli

    Ich lebe schon über 20 Jahre rohköstlich, hab deshalb weder fettige Pfannen noch unangenehme Küchengerüche und wär‘ auch noch nicht auf die Idee gekommen, dass Geschirr spülen ein Problem sein könnte ;-)
    Geschirr spülen ist für mich so einfach, klar und angenehm wie Gesicht waschen. – Ups! Das ist ja vermutlich auch nicht so klar: OHNE Seife natürlich! :-)

  3. Angela

    Seit zwanzig Jahren wehre ich mich gegen Geschirrspüler!
    Schon vor vierzig Jahren hatte meine Mutter einen (wir waren vier Geschwister), und ich habe es geliebt, nicht mehr abwaschen zu müssen.
    Im eigenen Studentenhaushalt konnte ich mir keinen leisten und habe richtig Geschirrspülen gelernt, nämlich mit zwei Becken und lieber größere Mengen, damit es sich lohnt (muß man natürlich aushalten, daß sich das benutzte Geschirr stapelt).
    Dann habe ich geheiratet und ein Kind bekommen, und mein Mann hatte schon eine Spülmaschine. Leider hat unser Haushalt nicht genug schmutziges Geschirr produziert, um sie täglich laufen zu lassen, also hat sie gestunken, wenn man sie geschlossen gelassen hat und die angetrockneten Reste nicht weggekriegt, wenn man sie offengelassen hat. Und Babybreischalen und Kartoffeltöpfe und angebrannte Pfannen (und und und) hat sie nie sauber gekriegt – Scheißmaschine!
    Nach der Scheidung war ein Vorsatz für mein neues Leben: nie wieder Spülmaschine, und das ist immer noch so!
    Ein anderes Gerät, das ich nicht haben will, ist ein Wäschetrockner. Zur Zeit besitze ich (aus Platzgründen) nicht mal eine Waschmaschine:
    Wäsche lüften (funktioniert besonders gut mit Wolle), Handwäsche (mit Wäscheschleuder), und selten mal in’s Waschcenter reicht mir!

  4. Dani

    Ha, das kenne ich :) Ich schaffe das zum Glück teilweise nebenbei. Ich muss mich da garnicht irgendwie drauf konzentrieren, sondern bin beim Putzen (meistens) voll bei der Sache. Nur BIS ich mal anfange zu Putzen… Eyeyey, das ist dann schon was schwieriger ;)

    Liebe Grüße,
    Dani

  5. Sarah

    Danke für diesen inspirierenden Gedanken, der mir nun öfter durch den Kopf geht, wenn ich in der Küche stehe.
    Ich habe auch schon öfter festgestellt, wie es mich erfüllt von der Uni mal nach Hause zu laufen anstatt mit dem Rad schnell zu düsen; das Rad selbst zu reparieren anstatt es reparieren zu lassen; Brot zu backen, Marmeladen zu machen, etc.. Deine Zusammenfassung von diesem guten Gefühl hat mir dies wieder mal bewusst gemacht. Danke nochmal dafür.
    Lieber Gruß, Sarah

  6. Steffanie

    Wenn man eine Selbstversorgung anstrebt sollte man keine Spülmaschine besitzen. Die eigene Energie einbringen in dem man abwäscht, finde ich besser als Energie zu verbrauchen. Ein Vorteil ist, wenn man wie wir einen eigenen Brunnen hat und in einem Land wohnt wo man Wasser im Überfluß hat. Da stört es mich nicht wenn ich etwas mehr Wasser verbrauche als eine Spülmaschiene. Und wenn ich so darüber nachdenke merke ich, dass ich eigentlich überhaupt kein Wasser verschwende weil mein Abwasser durch die Pflanzenkläranlage in den Teich fließt und wieder zum Gießen unserer Beete verwendet wird. – Das entspricht dem Prinzip der Permakultur.

    PS: wußtet ihr, daß die Stadtwerke in D teilweise die Kanalisation mit Zusatzwasser spülen müssen, da die Kanalisation nur mit einer ausreichenden Menge Flüssigkeit funktioniert und durch den Wasserspar-Trend zuviel Dreck und zuwenig Wasser in den Kanälen ist?

  7. Helga

    also, ganz ehrlich gesagt, ich mache hausarbeit schon gern, zumindest wenn ich nicht gerade wirklich stress habe und genug zeit. mal abgesehen vom wäsche waschen mit der hand…

    geschirrspüler die wirklich gut sind (ergo teuer) brauchen weniger wasser als handspülen, aber definitiv viel mehr strom (auch im besten fall) – ausserdem braucht ihre erzeugung so viele ressourcen und energie, dass man sich der geringere bedarf an wasser niemals aufrechnet, auch wenn man das ding 10 jahre hat, was ohnehin selten der fall ist. und entsorgen muss man ihn ja auch.

    von atomstrom und co fang ihr hier gar nicht an… und es gibt keine waschmaschine und kein elektorgerät in europa, das ohne atomstrom produziert wurde.

  8. antoine

    Als ich noch in Hofgemeinschaften gearbeitet habe, war das Abwaschen immer eine gute Gelegenheit um die netten (und hübschen) Mädchen aus der Küche besser kennenzulernen.

    Abwaschen ist ideal um Romanzen anzubahnen.

  9. Patanjotis Kamananda

    Mehrere Punkte, die ich ansprechen will:

    1. Der angeblich geringere Wasserverbrauch bei Geschirrspülern im Betrieb mag ja stimmen, aber der Aufwand an Rohmaterialien, Herstellungs-, Energie und Transportkosten für das Gerät selbst macht mir das Wassersparargument als fragwürdig und scheint mir zur Beruhigung des Käufergewissens in einem Firmenbrainstorming entwickelt worden zu sein.

    2. Ich wasche gerne Geschirr ab, mit der Hand, weil es mir weniger wegen der von Dir geschilderten sinnlichen Wahrnehmungen Freude macht, sondern deshalb, weil ich – gelernt als Tellerwäscher in Großküchen zur Vorbereitung meines Millionärsdaseins ;-) – eine eigene Methode entwickelt habe, die vom Spülen im Becken mit Heißwasser, was mir das Abtrocknen erspart, zum richtigen Stapeln im Geschirrständer. Ich beobachte nämlich gelegentlich Hausmänner und -frauen, die sich unkonzentriert und huschpfuschig abmühen den Abwasch hinter sich zu bringen, anstatt dessen, dass sie ihn mit Sorgfalt, Konzentration, meditativ eben und einfach clever und sinnlich erledigen. Liegt bei denen wohl daran, dass sie in einer Denkweise von angenehmen und unangenehmen Tätigkeiten polarisiert gefangen sind und womöglich auch weil schon in deren Kindheit ihnen der Spass daran verdorben wurde. – wie auch immer: Abwasch, Staubsaugen etc. – das sind doch die weinigen Tätigkeiten, wo man immerhin noch etwas in Ordnung bringenkann, Dinge, von deren Feng Shui-Wikrung man sich gleich überzeugen kann und die für jeden eine leichter "erschwingliche" Möglichkeit sind die Welt ein bisschen angenehmer zu gestalten, als mit viel mehr Aufwand z.B. an anderen Fronten für den Weltfrieden oder gegen die Umweltverschmutzung zu kämpfen. Small ist beautiful.

    3. Lege all denen, die das hier lesen das newsletter-Abonnement vom "Knauserer" ans Herz: Zu bestellen unter: http://www.derknauserer.at/
    ein "Fressen" für alle Selbstversorger – oder an Selbstversorgung und Genügsamkeit Interessierten

  10. Torsten

    Hallo,

    also ich finden diese Einstellung sehr löblich und den gedanken zur meditativen Haltung in unserer Zeit absolut notwendig!

    Diese meditavie Haltung ist auch wesentlicher Bestandteil der Zen-Philosophie…das Verweilien im jetzt und sich gänzlich auf die Sache konzentrieren, die man gerade tut!

    by the way…ich höre bei der Hausarbeit auch gerne Hörbücher…da erledigt sich diese meist von selbst :)

  11. kathrin

    So viel ich weiss, verschlingt das Abwaschen per Hand mehr Wasser, als wenn man den Geschirrspüler benutzt. Was ist also ressourcenschonender? Ich selbst bin letzten Herbst mit der Uni fertig geworden, damals wie jetzt beim Arbeiten bin ich heil froh, wenn ich mir etwas an Zeit erspare.

    Lg kathrin

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