K20 Projekthaus – utopischer Freiraum und politische Aktionswerkstatt

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Von Tobi Rosswog
18. Februar 2021

Was wäre wenn …
… es offene Häuser gäbe, in denen Menschen ihren unkommerziellen Nachhaltigkeitsprojekten nachgehen könnten?
… diese Orte jenseits von Geld und Tauschlogik, Eigentum und Arbeit funktionierten?
… Du Dich mit anderen nach Bedürfnissen und Fähigkeiten organisierst?

Und was wäre jetzt noch, wenn das kein Traum, sondern Wirklichkeit wäre?

Das K20 Projekthaus versucht genau so ein Ort zu sein – ein Projekthaus mitten in Deutschland.

Was wäre, wenn es diese Räume anderer Selbstverständlichkeiten und Halbinseln gegen den Strom 365 Tage im Jahr gäbe

Die Idee solcher offenen Räume ist alt. Konkret kam in mir die Idee und Sehnsucht auf, solche Strukturen mit aufzubauen und dauerhafte Mitmachräume zu ermöglichen, nachdem ich einige Jahre mit living utopia Events für den gesellschaftlichen Wandel mitgestalten durfte. Das utopival, die UTOPIKON, das alwizuko oder auch das MOVE UTOPIA sind zeitlich begrenzte Mitmachräume – mal sieben Tage mit 20 Menschen oder auch fünf Tage mit rund 1.300 Menschen. Nach ein paar Tagen war das Experiment gelebter Utopie bereits wieder beendet und mit etwas Glück wurden ein paar Funken mit in den eigenen Alltag genommen.

Diese Events, die authentische Begegnungen und Netzwerken möglich machen, sind natürlich wichtige Anlaufstellen. Aber ich fragte mich: Was wäre, wenn es diese Räume utopietauglicher Alternativen und Halbinseln gegen den Strom 365 Tage im Jahr gäbe. Also begann ich in den letzten fünf Jahren solche Räume mit zu initiieren. Erst das Liebermensch-Haus in Mainz, dann das Funkenhaus in Greene und nun ganz aktuell das K20 Projekthaus in Salzderhelden.

Fragend schreiten wir voran

Auf der Website schreiben wir dazu unter dem Motto der Zapatistas „Fragend schreiten wir voran“:

„Das Projekthaus begreift sich als Lern- und Begegnungsraum, in dem wir andere Selbstverständlichkeiten leben möchten. Deswegen ist dieser Ort tauschlogikfrei, vegan und drogenfrei. Dieser Ort soll allen Menschen zugänglich sein. Wir möchten Geben und Nehmen voneinander entkoppeln, sodass alle nach Bedürfnissen und Fähigkeiten beitragen können. Das Essen ist rein pflanzlich, es gibt weder Alkohol, Tabak oder Drogen.

Wir setzen uns für solidarisches, sozial-ökologisches und hierarchiekritisches Miteinander ein, um das gute Leben für alle in Kooperation zu gestalten. Dabei sind wir uns unserer eigenen Verwobenheit bewusst.  Wir möchten uns gegenseitig kritisch beim Lernprozess begleiten, um somit spielerisch Wandel im Inneren und Äußeren zu gestalten.“

Website des K20 Projekthauses
Plakate im K20-Projekthaus mit politischen Slogans

Konkrete Projekte, Aktionen und Ideen für eine zukunftsfähige Gesellschaft von morgen

Dieser Ort existiert erst seit rund 6 Monaten und großartigerweise ist schon viel passiert – coronabedingt ist aktuell natürlich alles sehr viel entschleunigter und weniger genutzt. Das Projekt- und Seminarhaus bietet Gruppen bis zu 15 Menschen für Seminare, Workshops und Planungstreffen genug Platz, um an ihren Kampagnen und Aktionen für das gute Leben für alle zu basteln.

Aktuelle Projekte in und um die K20: ein Co.Creation.Space ermöglicht als Büro Raum für kreative Ideen für den Wandel aktiv zu werden, das Soli-Café bringt Menschen allen Alters aus der Umgebung zusammen, ein Bandprobenraum schafft einen musikalischen Resonanzkörper, der Bewegungsraum lädt zu Meditation, Yoga, Akrobatik und Tanz ein. Auch das NANU Magazin hat hier eine Zweigstelle und es entstehen einige Artikel hier vor Ort.

Organizing – Nehmen wir das Leben wieder selber in die Hand

Eine offene Werkstatt und Bike Kitchen sind in Planung, genauso wie ein Verleih, um Dinge zu teilen, anstatt sie neu zu kaufen. Genauso wie das Solicafé und offene Angebote sind verschiedene Veranstaltungen geeignet, die Organisierung in der unmittelbaren Nachbarschaft und die Vernetzung in der Region voranzubringen. Eine Regionalkonferenz zum Thema „Klimagerechtigkeit – Radikale Verkehrswende jetzt“ ist für den März bzw. Juni geplant. Nicht nur das Thema gewinnt mehr Öffentlichkeit, sondern auch die Akteur*innen in der Region gewinnen durch Vernetzung und neue Bündnisse.

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Du unterstütz damit dieses auf positive Ansätze ausgerichtete Projekt einer Gruppe von Akteur*innen des Wandels, die es lieben, Artikel, Podcasts und Videos rund um Wandel-Themen zu produzieren. Lasst uns gemeinsam ein Sprachrohr aufbauen für Ideen, Projekte und Menschen, die den Wandel vorwärtsbringen.

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Gib rein, was Du rein geben kannst und nimm raus, was Du brauchst

Es geht darum, Vorhandenes sinnvoll zu nutzen – deswegen gibt es auch einige Kooperationsparnter*innen, um diesen Ort gemeinsam zu ermöglichen. Denn: Wenn alle ein bisschen was reingeben, ist am Ende genug für alle da. Unterstützt wird das K20 Projekthaus dabei unter anderem fantastischerweise von VAUDE, sodasan, Krähe, FESTOOL, fairtrademerch, pilosith, pukka und vielen mehr. Außerdem retten wir im großen Stil noch genießbare, aber nicht mehr verkaufsfähige Lebensmittel, die wir dann umverteilen. Denn wir finden: Lebensmittel gehören in den Magen und nicht in die Tonne.

Gemeinsam ein altes Fachwerkhaus gestalten – bist Du dabei?

Das K20 Projekthaus ist ein altes Fachwerkhaus. Gemeinsam mit vielen motivierten Händen und kreativen Köpfen baut das Baukollektiv dieses alte denkmalgeschützte Fachwerkhaus möglichst nachhaltig um. Die Erfahrungen werden nach dem Open Source Gedanken mit Anderen geteilt. Anfang 2021 wird der Dachboden ausgebaut. Wenn Du auch mitmachen und Dein Talent teilen magst, melde Dich gerne direkt beim Baukollektiv des K20 Projekthauses.

Eine andere Welt ist bereits am Entstehen. An leisen Tagen kann ich sie atmen hören.

Die Menschen vor Ort sind in verschiedenen bundesweiten Projekten aktiv und vernetzt, sei es bei living utopia, dem Bildungskollektiv imago, dem Medienkollektiv Wandelwerkstatt oder auch in verschiedenen Bereichen der Klimagerechtigkeitsbewegung, beispielsweise im Danni zum Thema radikale Verkehrswende oder auch in Lützi zum Thema konsequente Energiewende – alles natürlich tauschlogikfrei zwischen Widerstand, Austausch und Utopie.

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Projekthausalltag konkret

Einen konkreten und immer gleichen Alltag gibt es natürlich nicht, weil er sich durch die Menschen vor Ort ergibt. Aktuell gibt es um 7.15h Meditation, um 8.00h Yoga und um 9.15h eine Morgenrunde, in die alle vor Ort eingeladen sind, um gemeinsam in den Tag zu starten und die anliegenden Aufgaben gemeinsam zu organisieren. Vor allem geht es dabei gerade um den weiteren Ausbau der K20 und Aktivitäten drumherum. Das Projekthaus ist dabei der offene und funktionale Ort. Funktional bedeutet, dass es keinen Privatwohnraum gibt, sondern wie in einer Herberge Schlafplätze in Mehrbettzimmern, um politisch aktiv sein zu können. Außerdem gibt es einen offenen Kleiderschrank, eine Telefonzelle, um von dort aus Telefonkonferenzen abzuhalten oder Interviews zu geben und ein gemütliches Bibliothektszimmerchen mit spannenden Büchern rund um die sozial-ökologische Transformation.

Alles wird kollektiv genutzt, organisiert und verwaltet. Dabei ist die offizielle Eigentümerin des Projekthauses die Stiftung Freiräume, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Immobilien zu kaufen, um daraus politische Aktionsplattformen im Commons zu gestalten. Um die K20 herum sollen perspektivisch weitere Räume entstehen, wie beispielsweise eine solidarische Bäckerei, eine gemeinschaftsgetragene Physiotherapiepraxis, eine biovegane SoLaWi oder andere tauschlogikfreie Angebote, die das Dorf lebendiger machen. Wenn Du Ideen hast oder Dich einbringen magst, melde Dich gerne.

Magst Du beitragen und bist mit dabei

Du kannst auf verschiedenen Wegen beitragen und dabei sein, damit dieses Projekt realisiert werden und Wandel bringen kann. Nach dem Prinzip „Beitragen statt Tauschen“ versuchen wir diesen Ort lebendig werden zu lassen.

  • Bring gerne Dein Talent mit ein
  • Gib gerne rein, was Du nicht mehr brauchst (Werkzeug, Baumaterial, …)
  • Spende an unser Projekt Geld, das Du erübrigen kannst oder werde Teil mit einem „ideellen Genossenschaftsanteil“
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Kurz und knapp in drei Akten

Was & wofür die K20 ist …

  • Utopischer Freiraum zur Selbstorganisation und Leben anderer Selbstverständlichkeiten
  • Politische Aktionswerkstatt zur Gestaltung von Kampagnen, Projekten und Aktionen
  • Unkommerzieller, selbstverwalteter & minimalistischer Seminarort zur Vernetzung und gegenseitigen Bildung
  • Empowernder Begegnungsort zwischen Lernraum und Safe Space

Was & wofür die K20 nicht ist …

  • Wohnort für private Zwecke mit eigenem Zimmer
  • Hotel, Hostel oder andere Unterkunft zum Abhängen und Dasein mit konsumistischer Haltung
  • Teure Luxusseminarstätte, wo alles als Ware verkauft wird und 24h all-inclusive Service geleistet wird

Hast Du noch Fragen?

Solche utopischen Freiräume und politischen Aktionswerkstätten wie das K20 Projekthaus unterliegen einer noch ungewohnten Logik. Das wirft natürlich Fragen auf und dafür soll in den Kommentaren Raum sein. Stellt sie gerne und in 4 Wochen gibt es dazu dann einen neuen Artikel, in dem auf eure Fragen eingegangen wird. Darauf freue ich mich schon sehr. Also: Herzlichsten Dank und nun los mit den Fragen…

Dieser Artikel ist mehr als ein Jahr alt. Es muss daher nicht sein, dass wir jedes einzelne Wort immer noch so schreiben würden wie damals. Wenn Fragen sind, kommentiere einfach zum Artikel, dann antworten wir Dir gerne.

3 Gedanken über “K20 Projekthaus – utopischer Freiraum und politische Aktionswerkstatt

  1. Benjamin

    Grade auf den Artikel gestoßen, finde ich wahnsinnig gut! Hört sich so richtig nach positivem Raum an um sich gegenseitig zu pushen und reflektieren. Sowas wünsch ich mir hier Nähe Freising/ Oberbayern, vllt weiß ja jmd was und ich hab’s nur noch nie gehört viel gute Tatkraft und Gedanken für die Zukunft!

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