Vor drei Jahren hat Lisa hier auf dem Blog das erste Mal über die Idee von Fahrrad-Maschinen geschrieben. Damals kamen wir zum ersten Mal mit der Organisation „Maya Pedal“ in Kontakt. Vor ein paar Tagen hat uns nun Lea Conzelmann wegen dem Artikel angeschrieben. Sie arbeitet derzeit ehrenamtlich für Maya Pedal in Guatemala. Wir haben ihr ein paar Fragen rund um Maya Pedal und Maschinen aus Fahrrädern gestellt.
Hallo Lea, magst du dich kurz vorstellen?
Gerne, ich bin Lea und habe ganz frisch mein Umwelttechnik-Studium in Berlin abgeschlossen. Ich hatte schon immer eine große Liebe zu Fahrrädern. Deshalb habe ich nicht nur einen großen Teil meiner Zeit auf dem Fahrrad verbracht, sondern auch angefangen sie zu reparieren. Seit einer Zeit habe ich auch in einer Fahrradselbsthilfewerkstatt gearbeitet.
Bei Maya Pedal kann ich mit meiner Zeit und Erfahrungen gut helfen und gleichzeitig einiges dabei lernen.
Maschinen für Guatemala – unabhängig vom Strompreis!
Was macht die Organisation Maya Pedal?
Maya Pedal ist eine NGO in einer kleinen Stadt in Guatemala. Sie baut verschiedene Fahrradmaschinen aus alten Fahrrädern. Dazu gehören Wasserpumpen, Nussschäler, Mixer, Waschmaschinen, Lastenräder, Mühlen, Maisdrescher und vielleicht auch bald kleine Stromgeneratoren. Alle Maschinen sind pedalbetrieben. Am bekanntesten sind die Fahrradmixer mit denen lokale Initiativen eigenes Shampoo herstellen. Maya Pedal engagiert sich als NGO aber auch sozial in San Andres Itzapa, einer schönen, touristisch nicht erschlossenen und armen Stadt in Guatemala.
Was war die Gründungsidee und wann gings los?
Die Organisation wurde 1997 von der kanadischen Organisation PEDAL gegründet. Die Gründungsidee war eine nachhaltige und vom Strompreis unabhängige Entwicklung von Maschinen in Guatemala. Seit 2001 ist die Asociación Maya Pedal eine anerkannte NGO. Heute ist Maya Pedal in der Hand von Menschen aus San Andres Itzapa und hat schon einige Preise gewonnen.
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Cocktails mixen für Maya Pedal
Wie werden diese Ziele nun, 17 Jahre nach der Gründung, konkret umgesetzt?
Ich denke, Maya Pedal ist im Bereich der Fahrradmaschinen schon eine der bekannteren Organisationen. Es werden konstant Maschinen gebaut und anschließend eingesetzt. Es gibt sogar zwei Abspaltungen von Maya Pedal in Guatemala, die etwas andere Ziele verfolgen, wie zum Beispiel das Anbieten von Workshops zum Bau und zur Reparatur von Maschinen.
Es gibt in großen Teilen von Guatemala Strom und dort haben sich die Fahrradmaschinen weniger oder nur in einzelnen Projekten durchgesetzt.
Kann man Maya Pedal, eine Organisation die in Guatemala sitzt, unterstützen?
Si, claro! NGO’s bekommen in Guatemala keinerlei Unterstützung und sind deshalb chronisch unterfinanziert. Eine Idee wäre, den tollen Fahrradmixer nachzubauen, sich in einen Park zu stellen und etwas Geld mit selbst geradelten Cocktails für Maya Pedal zu verdienen (kommt sehr gut an!).
Natürlich kann man auch ehrenamtlich für Maya Pedal in Guatemala arbeiten. Dafür sind Fahrradkenntnisse sicher von Vorteil, aber es fallen auch immer Konstruktionsarbeiten im Haus an, Anfertigen von Dokumentationen oder die Verbesserung des Webauftrittes an. In Kontakt treten kann man in spanisch über die Internetseite mayapedal.org.
Fahrräder an die Macht!
Sind die Anleitungen zu den Fahrradmaschinen, die ihr baut, frei verfügbar?
Die meisten Anleitung können auf der Internetseiten als PDF in spanisch und englisch heruntergeladen werden und sind sehr gut dokumentiert.
-> Anleitungen für Fahrrad-Maschinen von Maya Pedal
Was wollt ihr uns und unseren Leser*innen zum Abschluss noch sagen / mitgeben?
Fahrräder an die Macht! Viel Spaß bei deiner ersten Fahrradmaschine!
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Sowas habe ich mir schon eine Weile gewünscht…die Zeit wird kommen und ich bastel mir …und meinen Söhnen…so einen Stromerzeuger oder „Pedalmaschine“. Traumhaft! LG
Hier auch eine gute Idee:
A liter of light:
https://www.youtube.com/watch?v=o-Fpsw_yYPg
http://www.literoflightswitzerland.org/index.php
Schöne Grüsse
Klaus
Viele Dank für das Interview! Gibt es in Deutschland/ Österreich eigentlich ähnliche Projekte? Das Prinzip „Muskelkraft statt Strom“ müsste sich doch auch in Ländern umsetzen lassen, in denen die Stromversorgung sehr gut ausgebaut ist… Es gibt doch bestimmt noch mehr Verwendungsmöglichkeiten.
Beim genauen Hinsehen finden sich wirklich viele Fälle von vermeidbarem Stromverbrauch. Oft sind es ja nur Kleinigkeiten ,z.B. elektrische anstelle von aufziehbaren Uhren, Metronomen,…
Da ist es schon schwierig zu sagen, ob sich eine Umstellung auf Menschenkraft überhaupt lohnt. Alles in allem sind viele dieser „Muskelkraftapparate“ wahrscheinlich aber auch wesentlich einfacher zu reparieren als vergleichbare Elektrogeräte. Sie könnten also einen wichtigen Beitrag zur Postwachstumsökonomie leisten.