Der Begriff „biovegan“ setzt sich aus den beiden Worten bio und vegan zusammen.
Menschen, die auf ökologischen Garten- und Landbau wert legen, möchten, dass keine Gifte oder genmanipulierte Pflanzen eingesetzt werden und auf die Artenvielfalt und die Bedürfnisse der Natur Rücksicht genommen werden. Diese orientieren sich daher oft an „bio“.
Bio-Betriebe setzen aber nahezu immer Tiere ein (Gülle, Blutmehl, Knochenmehl, Hornmehl, …), so dass Menschen, die vegan leben, durch den Kauf von Bio-Gemüse eine Tierhaltung und -nutzung mitfinanzieren, die sie selbst nicht gutheißen würden. Der Rückfall zu konventionellen Produkten ist aber natürlich auch keine Lösung. Dort werden Tiere durch die verwendeten Gifte getötet und eine Unmenge Leid durch die Zerstörung des Bodens und des natürlichen Gleichgewichts erzeugt.
Daher ist der logische Schritt, eine bio-vegane Landwirtschaft zu entwickeln, um Lebensmittel zu erzeugen, die die Natur und ihre Bedürfnisse respektiert, das Leben fördert, keine Menschen oder Tiere ausbeutet – kurz, die guten Seiten der beiden Lebensweisen bio und vegan zu vereinen.
Die biovegane Gartenbau- und Landwirtschaftsweise verzichtet daher aus gutem Grund auf synthetischen Dünger, Gifte und Gentechnik, sowie auf die Nutzung von Tieren zu Arbeitszwecken und auf Teile oder Ausscheidungen von Tieren.
Weiterführende Links:
Dies ist ein Artikel des Glossars. In diesem wollen wir bei bestimmten Begriffen erklären, wie wir sie verstehen.
Hey ihr, bin seit über 10 Jahren Vegetarier und beschäftig mich u.a. auch wegen meiner Ausbildung als Gemüsegärtner grad nochmal grundlegend mit Ernährung. Mir kommt es so vor, als ob vegan leben mit dem Anspruch „ohne Tierleid“ eigentlich utopisch ist, außer man versorgt sich selbst. Jede Landwirtschaft und Gärtnerei nimmt den Tod von Schädlingen passiv oder aktiv in Kauf.
Daher meine Frage, wie ihr beispielsweise bei Schädlingsbekämpfung vorgeht, schreitet ihr in irgendeiner Weise ein? Grad Schnecken dürften euch ziemlich zu schaffen machen oder? Wie macht ihr Bodenbearbeitung ohne Regenwürmer u.a. Bodenlebewesen zu schädigen?
Falls ihr grad die Möglichkeit habt, hier auch ein sehr interesanter Artikel: http://aeon.co/magazine/nature-and-cosmos/tovar-cerulli-vegetarian-food-production-hunting/
Ja, hohe Ideale zu haben ist ein wenig das Hinarbeiten auf eine Utopie. :) Aber nichts desto trotz kann man einfach versuchen, so wenig Leid wie möglich zu erzeugen, auch wenn du schon recht hast – jeden einzelnen Käfer, jeden einzelnen Regenwurm und jede einzelne Laus wird man nicht unangetastet lassen können.
Bisher machen wir bei Schnecken nichts außer absammeln, wenn es sehr arg wird. Und das Bodenleben wird natürlich auch ein wenig geschädigt, durch Bodenbearbeitung. Darum versuchen wir so wenig wie möglich zu bearbeiten. Mit mulchen, etc.
Hm ja, grad diese Unvermeidlichkeit von Lebenszerstörung (bzw. Transformierung) beschäftigt mich da ziemlich. In gewisser Weise muss man es wohl irgendwie akzeptieren, dass das menschliche Leben oder auch Leben allgemein immer darauf beruht, dass Energie von anderen Lebewesen für die eigene genommen wird…
In dem Zusammenhang beschäftigt mich dann auch wieder die vegetarische/vegane Lebensweise, ob sie wirklich natürlich ist. Denn Fleischverzicht führt ja auf kurz oder lang zu B12-Mangel, wenn es auch sehr lang dauern kann bis man es merkt, bzw. der Nachwuchs dann davon betroffen wird. Als Gegenmaßnahme synthetische Präparate zu schlucken empfinde ich dann einfach als unnatürlich, was mich dann wieder zu dem Punkt führt, Fleisch ja oder nein.
Da mach ich mir grad sehr viele Gedanken drüber, ob das bewusste Töten zur Ernährung nicht einfach als normaler Kreislauf dazugehört..
Da muss ich Dir sehr beipflichten. Ich habe hohen Respekt vor allen Vegetariern und erst recht Veganern. Aber ich sehe es eher evolutionsbiologisch und denke, dass wir Menschen eben an den Fleischkonsum angepasst sind – und zwar wesentlich besser als an Getreidekonsum! Das handhabe ich pragmatisch: Andere Tiere essen auch Fleisch! Niemand würde es einem Wolf oder Seeadler vorwerfen, dass er andere Tiere tötet. Und wenn die Amsel mit einem Schnabel voller Würmer durch meinen Garten hüpft, finde ich das auch nicht verwerflich von ihr. Fleisch essen ist in meinen Augen absolut okay – Massentierhaltung hingegen nicht.
Ich persönlich will meine Ernährung nicht dogmatisieren in dem Sinne, dass bestimmte Dinge „gar nicht“ mehr gehen – erst recht nicht, wenn sie mir schmecken. Ich sehe das große Ganze und denke, dass 10.000 Veganer der Welt nicht viel bringen. Aber ein paar Millionen Mitteleuropäer, die nur einmal die Woche Fleisch, und zwar Bio, essen, das wäre echt ein Riesending!
Ach so, und tierische Produkte im Garten zu verwenden, dass muss wirklich nicht sein. Klar, wenn man z.B. schon Hühner hält und den Mist sowieso hat. Aber Knochenmehl, Hornspäne und so? Völliger Quatsch. Guter Kompost, Mulch und eventuell ab und an mal Brennnesseljauche, das Ganze gepaart mit sinnvoller Mischkultur und Fruchtfolge. Mehr braucht’s nicht.
Es gibt einen klaren Unterschied zwischen instinktgesteuerten Tieren, die einen Jagdtrieb haben und zumindest nicht in höherem Maße reflektieren und abwägen können (wenn überhaupt) – und uns Menschen, die sich ja gerade dadurch von anderen Tieren zu unterscheiden glauben, dass sie vernunftbegabt seien und die Fähigkeit besäßen, zu reflektieren und rationale Entscheidungen zu treffen. Wenn also doch erwiesen ist, dass vegane Ernährung genauso gesund erhält und darüber hinaus auch noch viel ökologischer ist, wäre es dann nicht einfach an der Zeit, es nicht bei Begabungen und Fähigkeiten zu belassen, sondern tatsächlich vernünftig, reflektiert und rational zu entscheiden?
Ich hoffe jetzt mal nicht, dass Du mir gerade unterstellt hast, ich wäre unvernünftig, unreflektiert und irrational, weil ich Fleisch esse.
Wie gesagt, ich respektiere das vegane Leben sehr – aber ich habe es in Bezug auf mich und mein Leben schon sehr sehr oft reflektiert und es (noch?) nichts für mich. Ich empfinde es nunmal nicht als schlecht, ein Bio-Steak zu essen oder die Gans, die den ganzen Sommer in Nachbars Garten umherlaufen konnte. Über die konventionelle Tierhaltung müssen wir nicht reden, das ist indiskutabel. Aber es ist nunmal auch so, dass es sehr viele Landstriche auf der Erde gibt, die für eine Ackernutzung nicht geeiget sind. Ohne die Tierhaltung wären diese für die menschliche Ernährung völlig verloren. Abgesehen davon, dass viele alte Nutztierrassen längst ausgestorben wären, wenn sie nicht auf vielen Biohöfen weiter gehalten und sie und ihre Produkte gegessen würden. Das Ganze hat einfach etwas mit Würde und Achtung vor dem Leben zu tun. Und es klang ja oben schon an: Wo ziehst Du die Grenze? Ist eine Kuh mehr wert als eine Blattlaus?
Dass vegane Ernährung genauso gesund ist wie die Ernährung mit tierischen Produkten mag für einige Menschen richtig sein – aber nicht für alle. Ich hatte das mal mit meinem Homöopathen besprochen, dem ich gesagt habe, dass ich eigentlich mehr Fleisch esse als mein Gewissen verträgt. Er meinte, der menschliche Stoffwechsel sei sehr verschieden und es gäbe nunmal Menschen, deren Körper sehr gut ohne tierische Produkte auskommt und denen das vegetarische oder sogar vegane Leben leicht fällt und andere, die das eben schlechter können. Ich gehöre wohl zu Letzteren. Dafür geht es mir mit Getreideprodukten nicht gut. Und Soja halte ich wahrlich nicht für eine gute Lösung aufgrund der hormonellen Wirkung und weil es gerade bei dieser Art kaum noch genetisch unveränderte Sorten gibt.
Ich denke nicht, dass ich unreflektiert mit dem Thema umgehe. Im Gegenteil. Ich reflektiere es ständig und momentan ist mein Ergebnis eben dieses.
Liebe Anja,
ich hab ganz allgemein formuliert, wie sich das für mich darstellt. War nicht speziell auf Dich bezogen. Sorry, wenn Du das als Angriff wahrgenommen hast. Aber auch interessant, dass diese allgemeine Sichtweise von mir bei dir was triggert. Ich mag dir gerne auf dein neues Kommentar kurz antworten.
Würden wir uns alle auf der Welt vegan ernähren, rein hypothetisch, dann wäre so viel Essen für alle da, dass wir endlich nicht mehr jeden einzelnen Landstrich auf dieser Erde nutzen müssten. Es wäre also wunderbar, wenn wir uns auf die sehr gut kultivierten und fruchtbaren Böden konzentrieren würden – auch darauf, sie gesund und fruchtbar zu erhalten – und viele Bereiche wieder unseren Mitlebewesen auf diesem Planeten überlassen würden. Wir sind nicht alleine hier – also gibt es auch weder Notwendigkeit, noch das Recht, alles für uns in Anspruch zu nehmen.
Würde und Achtung vor dem Leben kann für mich nicht nur soweit gehen, wie es uns gerade bequem passt – und wenn wir Appetit auf ein Stück Fleisch haben, endet die Achtung vor dem Leben mit dessen Beendigung. Fühlt sich für mich einfach nicht stimmig an.
Die Grenze zu ziehen ist weder leicht, noch notwendig. Es geht um einen ständigen Prozess. Die Kuh ist uns auf jeden Fall viel ähnlicher als die Blattlaus, was die kognitiven Fähigkeiten angeht und vor allem auch das Nervensystem – was mit dem Schmerz zusammenspielt. Natürlich heißt das nicht, dass eine Blattlaus bedenkenlos getötet werden soll.
Aber geh du deinen Weg, wie er sich für dich gut und richtig anfühlt. Wenn du mir allerdings Fragen stellst, erkläre ich, warum ich meinen Weg gestalte, wie ich ihn gestalte. :)
Wie genau soll das mit der Düngung funktionieren, wenn sowohl synthetische Dünger als auch tierische Ausscheidungen verpönt sind?
Gründünger, Mulch, Kompost, Fruchtwechsel, …